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Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: Eher Rücksetzer als weiterer Anstieg

16.01.23 11:19 Uhr

Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: Eher Rücksetzer als weiterer Anstieg | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Trotz des positiven Auftakts zu Jahresbeginn sind Anlegern in einer Woche mit Berichten unterschiedlicher Fundamentaldaten zurückhaltend.

16. Januar 2023. Frankfurt (Börse Frankfurt). Nach dem besten Jahresauftakt an der Börse seit gut 30 Jahren rückt die Berichtssaison in den Blickpunkt. Positive Daten und vor allem Ausblicke könnten den Markt weiter vorantreiben. Die Indikatoren deuten allerdings auf einen verhaltenen Wochenstart: Gegen 7:50 Uhr steht die DAX-Indikation rund 0,1 Prozent im Minus.

Der DAX hatte in den ersten beiden Wochen des neuen Jahres ein Plus von 8,35 Prozent erzielt und erneut die tonangebenden US-Börsen hinter sich gelassen. Der S&P 500 in den USA hatte um 4,2 Prozent zugelegt. Am Montag ist dort ein handelsfreier Feiertag.

Charttechnik: Mit Rücksetzern rechnen

Aus technischer Sicht verstärkt sich jedoch die Skepsis, wie Christoph Geyer von der Commerzbank mit Blick auf die ersten beiden Handelswochen vorrechnet: "Wenn es mit dieser Intensität so weitergehen würde und keine Korrekturen kämen, würde der DAX Ende März bei 18.500 Punkten stehen, was realistisch betrachtet kaum möglich sein wird." Auch von der saisonalen Seite her stehe eher eine Korrekturbewegung an. "Die im überkauften Bereich notierenden Indikatoren dürften bald Verkaufssignale generieren." Entsprechend sei in der kommenden Woche eher mit einem Rückgang zu rechnen.

Zugleich bleiben die Notenbanken und deren Reaktion auf die Konjunkturdaten unter Beobachtung: Martin Hartmann von der Commerzbank verweist einmal mehr auf die Diskrepanz der US-Notenbank FED und der momentan sehr optimistischen Marktstimmung bezüglich der Entwicklung der Leitzinsen: "Die Markteilnehmer setzen zunehmend auf sinkende US-Leitzinsen in der zweiten Jahreshälfte." Die FED erkenne aber trotz der sinkenden Inflationsrate vor allem wegen des starken Arbeitsmarktes noch keine Entwarnung, dass der Inflationsdruck tatsächlich dauerhaft nachlässt. "Es ist noch keine ausgemachte Sache, ob die FED mit einem 25 Basispunkte oder einem 50 Basispunkte Zinsschritt auf der nächsten Sitzung Anfang Februar aufwarten wird."

Wie hoch der Zinsschritt letztendlich ausfällt, hänge von den künftigen Daten ab. "Die nächste Woche anstehenden Konjunkturdaten dürften deshalb im Fokus stehen." Der Aufwärtstrend am Aktienmarkt sollte an Fahrt verlieren, weil der Rückenwind aus den positiven Trends wie der Rückgang des Gaspreises, die Lockerung der Corona-Regeln in China und die rückläufige Inflation abnehmen dürfte.

So erwartet die Commerzbank, dass die US-Einzelhandelsumsätze für Dezember, die am Mittwoch gemeldet werden, im Monatsvergleich rückläufig waren.

China-Daten können Dämpfer mit sich bringen

Claudia Windt von der Helaba gibt außerdem zu beachten: "Das grundsätzlich freundliche konjunkturelle Umfeld könnte allerdings durch die chinesischen Daten zur Industrieproduktion und zum Bruttoinlandsprodukt einen Dämpfer erfahren." In den Werten im Schlussquartal des letzten Jahres dürfte sich die rigorose Covid-Politik widerspiegeln.

Windts Kollege Markus Reinwand fasst zusammen, was dennoch für Aktien spricht: "Positiv ist indessen, dass die Bewertung von Euro-Titeln noch immer moderat ist, die Konjunkturstimmung ausgehend von sehr niedrigen Niveaus nach oben dreht, die Stimmung unter den Anlegern noch von Vorsicht geprägt und die Technik als neutral einzustufen ist." Vermutlich bremse die Unsicherheit über noch anstehende Leitzinserhöhungen diesseits und jenseits des Atlantiks derzeit noch den Risikoappetit. "Ein Ende des Straffungszyklus ist allerdings absehbar." Reinwands Conclusio: "Auch wenn unsere Kursziele insbesondere für EURO STOXX 50 und DAX schon früher als prognostiziert erreicht wurden, ist das Potenzial von Aktien unseres Erachtens noch längst nicht erschöpft."

Berichtssaison: Fokus auf Fundamentaldaten

Mit der Fahrt aufnehmenden Berichtssaison erwartet Jochen Stanzl von CMC Markets, dass jetzt positive Daten der Unternehmensseite der nächste Katalysator für die Rally am Aktienmarkt werde könnten. "Wenn die starken Zahlen von TSMC (der drittgrößte Chiphersteller der Welt hatte in der Vorwoche von einem Gewinnsprung von 78 Prozent im vierten Quartal 2022 und damit mehr als erwartet - Anm. d. Red.) ein Indikator für das sind, was in der Berichtssaison ansteht, könnte es in den kommenden Wochen eine große Überraschung an der Börse geben." Damit könne eine gewisse Rückbesinnung auf die Fundamentaldaten der Unternehmen einhergehen, was eine gute und gesunde Entwicklung sei.

Nach einem von der Citigroup gemeldeten Gewinneinbruch für das vergangenen Jahresviertel, Steigerungen des Gewinns der Bank of America und von JP Morgan werden am Dienstag Goldman Sachs und Morgan Stanley Einblick in ihre Geschäftsentwicklung geben. Am Donnerstag berichtet der Streamingdienst Netflix als erstes Technologieunternehmen, wie das abgelaufene Quartal bzw. das vergangene Geschäftsjahr ausgefallen ist. An den US-Börsen wird am Montag nicht gehandelt. In den USA ist ein Feiertag, der Martin Luther King-Day.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 16. Januar 2023

Das Weltwirtschaftsforum beginnt in Davos. Mehr als 2.700 Vertreter aus Politik und Wirtschaft diskutieren bis zum 20. Januar über den Klimawandel, die Nahrungsmittelkrise, die Inflation und ihre Folgen sowie den Ukraine-Krieg.

Dienstag, 17. Januar 2023

03:00 Uhr. China: BIP, Q4 2022

Nach 3,9 Prozent Wirtschaftswachstum im Vorjahreszeitraum ist ein Plus von 1,6 Prozent für Chinas Wirtschaft im vierten Quartal 2022 Konsens. Die Covid-Ansteckungswelle dürfte nach Einschätzung der DekaBank in den kommenden Wochen abebben, sodass die Bank schon im ersten Quartal mit dem Beginn der Erholung rechnet. "Es bleiben jedoch mittelfristige Probleme wie die Immobilienkrise und die Schwäche der globalen Güternachfrage."

11:00 Uhr. Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen, Januar

Die Konjunkturerwartungen sollten sich verbessert haben, schätzt die DekaBank, denn die harten Konjunkturindikatoren für den Konsum und die Produktion zeigten allenfalls eine gemäßigte Abwärtsbewegung. "Dies weckt Hoffnungen darauf, dass die Rezession deutlich milder als ursprünglich befürchtet ausfallen könnte." Zu diesen positiven Konjunkturüberraschungen komme noch ein gelungener Jahresstart an den Kapitalmärkten.

Mittwoch, 18. Januar 2023

14:30 Uhr. USA: Erzeugerpreise, Dezember 2022

14:30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsätze, Dezember 2022

15:15 Uhr. USA: Industrieproduktion, Dezember 2022

20:00 Uhr. USA: Beige Book

von Antje Erhard, 16. Januar 2023, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)