Börse Frankfurt-News: "Grundstimmung bleibt positiv" (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Mit dem Start der US-Berichtssaison und erwarteten Gewinnsteigerungen bleiben Anleger optimistisch gestimmt. Die Ausbreitung der Deltavariante samt möglicher Auswirkungen auf die Wirtschaft spielen angesichts steigender Impfquoten anscheinend kaum eine Rolle.
12. Juli 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach einer wechselhaften Woche am deutschen Aktienmarkt mit einem fast unveränderten DAX und einem neuen Höchststand des MDAX wenden sich Anleger unter anderem der startenden US-Bilanzsaison für das zweite Quartal zu.
Damit kommt es auf den nach wie vor hohen Aktienniveaus nach Ansicht von Commerzbank-Analyst Chris-Oliver Schickentanz zum Realitätscheck. Wie gewohnt gewähren zunächst die großen US-Banken Einsicht in ihre Bücher. "Hier sind die Erwartungen bereits hoch gesteckt." Für die Werte im gesamten S&P 500 rechnen Investoren laut Bernd Meyer von der Berenberg Bank im Schnitt mit einem Gewinnplus im Vorjahresvergleich von über 60 Prozent.
Ausgang unentschieden
Noch scheinen Aktionäre angesichts steigender Corona-Impfquoten die Ausbreitung von Delta weitgehend auszublenden. Der DAX startet am Morgen mit 15.675 Punkten stabil in die neue Woche. Dabei ist für Schickentanz der Ausgang der Partie Deltavariante versus Wachstums-Euphorie noch offen. Hintergrund sei unter anderem die Debatte über die Stärke und zeitliche Dauer des Nach-Corona-Aufschwungs. Sich abschwächende chinesische Wirtschaftsdaten würden früher oder später über nachlassende Importe nach China auch im Rest der Welt ankommen. Zudem falle es US-Indikatoren derzeit schwerer positive Akzente zu setzen.
"Wie ein gutes Sommerrätsel"
Ins Bild einer kraftvollen konjunkturellen Erholung mit zunehmenden Inflationsrisiken passen die Entwicklungen an den Finanzmärkten nicht, wie Claudia Windt von der Helaba feststellt. Erstmals seit langem suchten Anleger in Gold und den klassischen Fluchtwährungen Yen und Schweizer Franken wieder sichere Anlagehäfen. Der Zinsrutsch in Höhe von 17 Basispunkten habe die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen auf das Niveau vom Februar gedrückt. Die Kursgewinne europäischer Staatsanleihen seien nicht ganz so ausgeprägt. Angeführt von Bundesanleihen habe die Verzinsung dennoch auch in Frankreich, Italien und Spanien nachgegeben. Die Situation gleiche einem guten Sommerrätsel für Anleger.
Inflation nicht vom Tisch
Am Dienstag werden die US-Verbraucherpreise für den Juni das Anlegerinteresse wecken. Analysten gehen von einer Steigerung von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat aus. Nach wie vor steht die Frage im Raum, ob der Preisdruck ein vorübergehendes Phänomen ist oder ein nachhaltiger Trend. John Greenwood von Invesco rechnet mit einer zweistufigen Inflationsentwicklung, bestehend aus einem vorübergehenden Preisschub im Zuge der Wiedereröffnung der Wirtschaft in diesem Jahr und einer hartnäckigeren Teuerung infolge des über einen langen Zeitraum sehr starken Geldmengenwachstums. Letztere werde sich erst in den Jahren 2022 und 2023 herauskristallisieren und womöglich an den Finanzmärkten für Unsicherheit in Bezug auf das angemessene Zinsniveau sorgen. Zahlreiche Studien belegten, dass quantitative Veränderungen der außerhalb des Bankwesens in Umlauf befindlichen Geldmenge über längere Zeiträume weitaus wichtiger für die Inflationsentwicklung sind als die Zinssätze oder Bilanzen der Zentralbanken. In den verbleibenden Monaten dieses Jahres wird die stärkere Nachfrage nach Auffassung von Greenwood die Unternehmensgewinne, Aktienkurse und Rohstoffpreise ankurbeln.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 14. Juli
14.30 Uhr. USA: Inflationsdaten, Juni. Die Teuerungsrate dürfte Umfragen zufolge leicht von 5,0 auf 4,9 Prozent nachgegeben haben. Die Kerninflationsrate - ohne Energie- und Nahrungsmittelpreise - habe sich voraussichtlich von 3,8 auf 4,0 Prozent leicht erhöht.
Donnerstag, 16. Juli
4.00 Uhr. China: BIP 2. Quartal. Umfragen ergeben ein Bruttoinlandsprodukt von plus 8,0 Prozent, die DekaBank liegt mit erwarteten 8,2 Prozent leicht darüber. Das kräftige Exportwachstum werde sich voraussichtlich in den kommenden Monaten etwas abschwächen. Im Rest der Welt verschiebe sich die Nachfrage stärker Richtung Dienstleistungen.
Freitag, 17. Juli
11.00 Uhr. Euroraum. Verbraucherpreise HVPI, Juni. Umfragewerte gehen von einem Anstieg der Teuerungsrage um 0,3 Prozent aus. Auf Jahresbasis komme die Inflation auf 1,9 Prozent.
von: Iris Merker, 12. Juli 2021, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)