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Börse Frankfurt-News: "Ein Referenzpunkt-Klassiker" (Marktstimmung)

05.04.23 15:08 Uhr

Börse Frankfurt-News: "Ein Referenzpunkt-Klassiker" (Marktstimmung) | finanzen.net

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Auf die stabile Marktlage reagieren Profis mit Rückzug an die Seitenlinie und Private mit Stillstand. Aktienpreisen gibt das nach Goldbergs Ansicht eher Stabilität.

5. April 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Führt man sich die Kommentierungen der Finanzmarktstrategen während der vergangenen beiden Wochen vor Augen, wird deutlich, dass viele von ihnen mit der jüngsten Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten, vorsichtig ausgedrückt, nicht viel anfangen können. Dies gilt auch für die Entwicklung des hiesigen DAX, der im Wochenvergleich seit unserer vergangenen Stimmungserhebung in der Spitze nicht nur um rund 3,4 Prozent zulegen, sondern auch noch ein neues Jahreshoch markieren konnte. Auch zum Erhebungszeitpunkt blieb immerhin noch ein Plus von 2,3 Prozent übrig. Anders ausgedrückt: Die Aufwärtsbewegung des Börsenbarometers seit vergangenem Mittwoch dürfte vielen Investoren nicht wirklich in den Kram gepasst haben. Zumal immer wieder zu lesen war, dass der Aufschwung an den Aktienmärkten dies- und jenseits des Atlantiks im Grunde nicht zu rechtfertigen sei. Auch von irrationaler Übertreibung oder gefährlicher Euphorie war hier und dort die Rede. Verständlich - ist es doch noch nicht allzu lange her, dass wir an den Finanzmärkten mit einer Bankenkrise zu kämpfen hatten. Und auch die Inflations- und Wachstumssorgen haben sich nicht nachhaltig verringert.

Fast nur Gewinnmitnahmen

Dass auch die institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont, die wir allwöchentlich befragen, dem Anstieg des DAX zunehmend skeptisch gegenüberstehen, zeigt die Entwicklung unseres Börse Frankfurt Sentiment-Index, der zum zweiten Mal hintereinander einen Rückgang zu verzeichnen hatte: Dieses Mal ist der Index um 7 Punkte auf einen neuen Stand von -3 gefallen. Waren es in der vergangenen Woche noch die Pessimisten, die einen beachtlichen Zulauf verzeichnen konnten, sind dieses Mal vornehmlich Optimisten aktiv gewesen, bei denen sich zunehmend Skepsis breitgemacht haben dürfte. So stellen wir einen Rückgang von 9 Prozentpunkten in dieser Gruppe fest, Optimisten, die sich allerdings fast alle mit Gewinnmitnahmen begnügt haben. Denn im gleichen Zuge ist das Lager der neutral gestimmten Akteure angestiegen.

Dabei dürften bei den früheren Optimisten weniger fundamentale Erwägungen oder eine nachhaltig bearishe Überzeugung, sondern eher ein kurstechnischer Referenzpunkt-Klassiker eine wesentliche Rolle gespielt haben: Der Verkauf am Jahreshoch vom März. Die Gruppe der neutral gestimmten Akteure bekam allerdings auch noch einen geringen Zulauf ehemals bearish gestimmter Investoren, die angesichts des DAX-Anstiegs die Notbremse gezogen haben dürften. Letztere machen knapp 20 Prozent der Veränderung in dieser Gruppe aus.

Wenig bearishe Überzeugung

Erstaunlich ist indes, dass sich die bullishe Mehrheit der Privatanleger selbst am Jahreshoch fast überhaupt nicht zu Gewinnmitnahmen hinreißen lassen wollte. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieses Panels geht um einen Punkt auf einen neuen Stand von +10 zurück und bewegt sich damit die dritte Woche hintereinander praktisch auf gleichem Niveau. Im gleichen Zeitraum hat der DAX immerhin um rund 2,8 Prozent (stichtagsbezogen) an Wert zugelegt.

Unter dem Strich hat sich die Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren mit der heutigen Befragung ein weiteres Mal vergrößert, die Situation für den DAX im gleichen Zuge allerdings gegenüber der Vorwoche verbessert. Denn es ist davon auszugehen, dass die Optimisten, die ihre Gewinne zuletzt realisiert haben, nicht wirklich auf einen großen Einbruch des DAX spekulieren, sondern nur einen veritablen Rücksetzer für die Wiedereröffnung ihrer bullishen Positionen antizipieren. Ähnlich wie bei den Pessimisten, deren Engagements zurzeit mehrheitlich unter Wasser liegen dürften, käme nach unseren Berechnungen vermutlich ein DAX-Niveau zwischen 15.200 und 15.250 Zählern für diese Rückkäufe in Frage. Im gleichen Zuge wurde an der Oberseite für den DAX etwaiges störendes Angebot mit der heutigen Erhebung etwas ausgedünnt.

5. April 2023, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)