IWH: Deutsches BIP sinkt 2020 um 5,1 Prozent
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erwartet für dieses Jahr einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 5,1 Prozent und 2021 dann einen BIP-Zuwachs von 3,2 Prozent.
Das geht aus der neuen Sommerprognose des Instituts hervor. Die Pandemie habe im ersten Halbjahr einen Produktionseinbruch ausgelöst, "der auch im nächsten Jahr noch nicht vollständig wettgemacht sein wird", erklärten die Ökonomen.
"Die deutsche Wirtschaft wurde von der Pandemie schwer getroffen", betonte das IWH. Allerdings sei der Einbruch nicht so tief wie in den großen Nachbarländern im Euroraum, wo die Zahl der Erkrankungen und Sterbefälle relativ zur Bevölkerung höher liege. Die Rezession dürfte im zweiten Quartal "an ihrem Tiefpunkt sein", sagte IWH-Vizepräsident Oliver Holtemöller voraus. Denn die Epidemie sei im Mai und Juni zurückgegangen, und die Restriktionen seien gelockert worden.
Für die Prognose wird den Angaben zufolge eine in etwa gleichbleibende Zahl aktiver Coronafälle unterstellt. Unter diesen Bedingungen und gestützt von den wirtschaftspolitischen Maßnahmen dürfte sich die Konjunktur erholen, allerdings aufgrund der bleibenden Verunsicherung recht zögerlich, zumal ein kräftiger Aufschwung der Exportwirtschaft nicht zu erwarten sei.
Die Arbeitslosenquote steige in diesem Jahr deutlich auf 6,3 Prozent von 5,0 Prozent im Jahr 2019 und nächstes Jahr weiter auf 6,4 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen soll nach der Prognose 2020 bei 2,860 Millionen und 2021 bei 2,930 Millionen liegen. Die Verbraucherpreise dürften im Jahr 2020 nur um 0,4 Prozent höher liegen als im Vorjahr. Zwar erhöhten derzeit etliche Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung die Produktionskosten, stärker ins Gewicht falle aber neben den niedrigen Energiepreisen, dass die Mehrwertsteuersätze gesenkt würden.
Für nächstes Jahr erwarten die Ökonomen aus Halle einen Verbraucherpreisanstieg von 1,7 Prozent. Die stark expansive Finanzpolitik lasse zusammen mit dem Einbruch der Produktion den gesamtstaatlichen Finanzierungssaldo 2020 auf minus 6,7 Prozent des BIP sinken, prognostizierten sie zudem. Im Jahr 2021 soll das Defizit dann bei 3,0 Prozent liegen. Das wesentliche Risiko für die vorliegende Prognose sei ein starker Wiederanstieg der Corona-Erkrankungen in der nördlichen Hemisphäre im Herbst, warnte Holtemöller.
DJG/ank/apo
HALLE/BERLIN (Dow Jones)
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