adidas-Aktie gibt wegen trübem Ausblick ab: adidas übertrifft eigene Prognose - Yeezy-Verkäufe sorgen für schwarze Zahlen
Der Sportartikelkonzern adidas erwartet im neuen Jahr erheblichen Gegenwind von der Währungsseite.
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Wechselkurseffekte dürften vor allem die Profitabilität erheblich belasten. Entsprechend vorsichtig war der Ausblick für 2024, der deutlich schwächer ausfiel, als von Analysten erwartet. Das Ergebnis im vergangenen Jahr fiel hingegen besser aus als prognostiziert.
Analysten monierten den mauen Ausblick. Volker Bosse von der Baader Bank nannte die Aussichten für 2024 "enttäuschend". Der Ausblick liege sowohl unter seinen als auch unter den Markterwartungen. Auch Adam Cochrane von Deutsche Bank Research monierte die verhaltenen Unternehmensziele. Für adidas werde 2024 ein weiteres Jahr des Übergangs. Für JPMorgan-Analystin Olivia Townsend erfüllt der Ausblick hingegen "auf den ersten Blick" ihre Erwartungen, berücksichtige aber mehr negative Währungseffekte als von ihr veranschlagt. Die vorgelegten Eckdaten hätten die Erwartungen mehr oder weniger getroffen.
Im laufenden Jahr dürften negative Wechselkurseffekte die Profitabilität erheblich belasten, hatte adidas am Mittwochabend nach Börsenschluss mitgeteilt. Dazu kämen noch die "Herausforderungen in Nordamerika", so Vorstandschef Björn Gulden. Für 2024 geht adidas von einem Betriebsergebnis von rund 500 Millionen Euro aus. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr - liegt jedoch erheblich unter den Markterwartungen. In einem von adidas veröffentlichten Konsens waren Analysten von deutlich mehr als einer Milliarde ausgegangen.
In einer Analystenkonferenz am Donnerstag sagte Gulden, die Belastungen gingen von verschiedenen Währungen aus, unter anderem dem US-Dollar. Dies dürfte die Bruttomarge insgesamt mit zwei Prozentpunkten belasten. Gegenläufig sollte eine Entspannung auf der Kostenseite sowie vereinzelte Preiserhöhungen wirken.
Die Prognose inkludiert dabei auch Auswirkungen aus der angespannten geopolitischen Lage, die zu Problemen beim Warenverkehr über das Rote Meer führt. Aktuell sorge dies für Lieferverzögerungen von rund drei Wochen, sagte Gulden. adidas könne dies jedoch beherrschen und sehe es nicht als großes Problem.
Der währungsbereinigte Umsatz soll 2024 im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Auch hier hatten sich Analysten mehr erhofft. Dabei geht Vorstandschef Gulden davon aus, "dass sich die Umsätze zu Jahresbeginn zunächst auf dem Vorjahresniveau bewegen, sich dann aber von Quartal zu Quartal verbessern werden". Die Umsatzprognose basiert den Angaben zufolge auf der Annahme, dass adidas die verbleibenden Yeezy-Bestände mindestens kostendeckend verkaufen wird, was zu einem Umsatz von rund 250 Millionen Euro führen würde. Damit entschied sich adidas gegen eine weitere Abschreibung auf den Großteil seiner Produktbestände aus der aufgekündigten Partnerschaft mit dem umstrittenen Rapper Kanye West.
Insgesamt sieht Gulden das laufende Jahr als nächsten "Baustein, um adidas wieder zu einem Unternehmen mit zweistelligem Wachstum und einer operativen Marge von 10 Prozent zu machen".
Im vergangenen Jahr schnitt adidas dagegen besser ab als prognostiziert. Dies war die Folge eines etwas besser als erwartet ausgefallenen Schlussquartals und der Entscheidung gegen weitere größere Yeezy-Abschreibungen. So sank zwar das Betriebsergebnis im vergangenen Jahr von 669 auf 268 Millionen Euro, wie das Unternehmen anhand vorläufiger Zahlen weiter mitteilte. adidas hatte zuletzt aber einen Verlust von 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
"Die Verbesserung verdanken wir dem um rund 100 Millionen Euro besseren operativen Geschäft und der Entscheidung, Yeezy-Bestände in Höhe von 268 Millionen Euro nicht abzuschreiben", so Gulden. Abgeschrieben worden seien nur Bestände, "die entweder beschädigt oder nur noch in vereinzelten Größen verfügbar waren." Diese Wertberichtigungen belaufen sich adidas zufolge lediglich noch auf einen niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag.
Der Umsatz ging 2023 um fünf Prozent auf 21,4 Milliarden Euro zurück. Dabei belasteten negative Währungseffekte im Volumen von mehr als einer Milliarde Euro, erläuterte adidas. Im vierten Quartal drückte die Abwertung des argentinischen Peso. Währungsbereinigt lag der Umsatz in etwa auf Vorjahresniveau. adidas hatte jedoch einen währungsbereinigten Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich prognostiziert. Wegen des Abbaus von Lagerbeständen wurde der Verkauf an den Großhandel deutlich reduziert, hieß es. Zudem belastete die Beendigung des Yeezy-Geschäfts die Umsatzentwicklung im Vorjahresvergleich mit rund 500 Millionen Euro.
"Natürlich wissen wir, dass unsere Finanzergebnisse nicht gut sind", sagte Gulden. "Aber wir sind dabei, adidas wieder zu einem guten Unternehmen zu machen. Wie wir von Anfang an gesagt haben, brauchen wir nur die Zeit, um es wieder stabil aufzustellen."
adidas arbeitet derzeit an weiterem "Yeezy-Drop" - CEO
adidas arbeitet CEO Björn Gulden zufolge derzeit an einer weiteren Verkaufsaktion von Restbeständen der Yeezy-Design-Sneakers. Gulden ließ in der Telefonkonferenz mit Analysten jedoch offen, wann sie stattfinden könnte, ob es bei einem weiteren "Yeezy-Drop" bleibt oder ob es mehrere werden könnten. Analysten haben jüngst für 2024 mit drei "Drops" gerechnet, im vergangenen Jahr waren es zwei. Einen dritten Drop hat adidas Gulden zufolge im Herbst wegen der Spannungen im Nahen Osten und hoher Unsicherheiten abgesagt.
adidas habe gerade die restlichen Yeezy-Lagerbestände einer gründlichen Prüfung unterzogen und auch bei Großhändlern und Händlern ausgelotet, ob der Bestand über diesen Kanal verkauft werde könnte. Die Antwort sei positiv gewesen, auch für einen größeren Bestand, so Gulden.
adidas habe sich nun für eine weitere Yeezy-Verkaufsaktion entschieden, man werde dann sehen, wie es funktioniert und im Verlauf weitere Entscheidungen zu Yeezy treffen, sagte Gulden.
adidas-CEO: Leicht vor Zeitplan für 2026er EBIT-Margen-Ziel
adidas ist CEO Björn Gulden zufolge "voll auf Kurs" bzw derzeit sogar "leicht vor dem Zeitplan" für das mittelfristige Ziel einer EBIT-Marge von 10 Prozent. Gegenüber Investoren verteidigte Gulden auch die vorsichtigen Ziele für das Gesamtjahr und bat darum, ihm die nötige Zeit für den Turnaround bei adidas zuzugestehen.
"Wir haben Ihnen für 2026 eine EBIT-Marge von 10 Prozent versprochen, das ist wie ein Marathonlauf", sagte Gulden in der Telefonkonferenz mit Analysten. "Jetzt haben wir die ersten 10 Kilometer zurückgelegt, und ich glaube, wir sind tatsächlich leicht vor dem Zeitplan". Er verteidigte seine Strategie, das Geschäftsjahr eher mit vorsichtigen Zielen anzufangen, das habe sich auch im vergangenen Jahr als gut erwiesen, als adidas zunächst ein Worst-Case-Szenario annahm und dann besser daraus hervorging. "Ich hoffe auch, Sie können verstehen, dass es für uns die falsche Strategie wäre, unsere Profitabilität Quartal für Quartal zu maximieren oder in unseren Ausblicken sehr optimistisch zu sein, um Sie zu beeindrucken", sagte Gulden. Die Investoren müssten akzeptieren, "dass wir das liefern wollen, was wir versprochen haben und uns nicht unter Druck setzen".
EBIT-Ziel 2024 beinhaltet vorsichtiges Szenario für Rotes Meer
Das Gewinnziel für das laufende Jahr, ein berichtetes EBIT von 500 Millionen Euro, beinhaltet laut Finanzvorstand Harm Ohlmeyer die höheren Frachtkosten durch Umwege wegen der Huthi-Attacken auf Frachtschiffe im Roten Meer. "Ja, der Konflikt im Roten Meer und die Auswirkungen auf Frachtkosten sind definitiv in der 500-Millionen-Guidance enthalten", sagte Ohlmeyer. adidas nehme ein konservatives Szenario an, in dem Logistikunternehmen alle ihre Schiffe und Container zur Verfügung stellen und die Engpässe "in wenigen Monaten gelöst sind". Falls sich die Situation jedoch von hier aus verschlechtere und zwei Jahre dauere, wäre das Bild anders. "Aber derzeit gehen wir davon aus, dass wir mit der Situation umgehen können und haben ein Worst-Case-Szenario in den 500 Millionen eingeplant", so Ohlmeyer. "In diesem Jahr zu sagen, oh, wir können die 500 Millionen wegen des Roten Meeres nicht erreichen, das ist keine Option."
Allerdings, berichtete CEO Gulden, komme es wegen des Nahostkonflikts im Roten Meer und der Umwege für die Cargoschiffe derzeit zu Lieferverzögerungen von drei Wochen, die "nicht geplant waren" und "kein großes Problem, aber ein Problem" seien. Die derzeitigen Frachtverträge liefen bis Ende des Sommers. Aufgrund der Nachfragen stiegen die Frachtraten. Falls adidas nun größere Mengen an Waren transportieren müsste als im Vertrag vereinbart oder Transporte beschleunigen müsste, würde das aufgrund der nun höheren Frachtraten derzeit deutlich teurer. Das habe "keinen Einfluss auf die Marge", aber die Investoren sollten sich dessen bewusst sein, so Gulden.
adidas hatte am Vorabend vorläufige Ergebnisse für 2023 und einen Ausblick für 2024 veröffentlicht. Die Aktie sank daraufhin im Spezialistenhandel deutlich, in der ersten Handelsstunde am Donnerstag notierte sie in der Spitze 9 Prozent im Minus und war der schwächste Wert im DAX.
Baader Helvea Analyst Volker Bosse nannte in einer Kundeninformation den Ausblick "enttäuschend". Es habe den Anschein, als ob die Erholung der Umsätze und Gewinne bei adidas "ein langsamerer Prozess ist als vom Markt anfangs erwartet". Anscheinend habe Gulden noch "Aufräumarbeiten" zu erledigen, um die Basis für künftiges profitables Wachstum bei adidas zu legen, so Bosse.
Trüber adidas-Ausblick verschreckt Aktionäre
Ein verdüsterter Ausblick von adidas hat den Anlegern am Donnerstag im Handel die Laune verdorben. Die adidas-Aktie verlor im XETRA-Handel letztlich 2,08 Prozent auf 172,46 Euro. Damit machten sie die merkliche Kurserholung der vergangenen Handelstage auf einen Schlag zunichte. Im bisherigen Jahresverlauf summiert sich der Kursverlust auf rund 13 Prozent, womit adidas derzeit zu den schwächsten DAX-Werten gehört.
Er Umsatz des Konzerns sank im vergangenen Jahr um fünf Prozent, das Betriebsergebnis sackte von 669 auf 268 Millionen Euro. "Natürlich wissen wir, dass unsere Finanzergebnisse nicht gut sind", sagte Konzernchef Björn Gulden. Im laufenden Jahr dürften negative Wechselkurseffekte die Profitabilität erheblich belasten. Dazu kämen noch die "Herausforderungen in Nordamerika", so Gulden.
Von Analystenseite waren die ersten Kommentare weit weniger negativ als es die Kursreaktion vermuten lässt. Die vorgelegten Eckdaten hätten die Konsensschätzungen mehr oder weniger getroffen, schrieb JPMorgan-Expertin Olivia Townsend. Der Ausblick erfülle auf den ersten Blick ihre Erwartungen, berücksichtige aber mehr negative Währungseffekte als von ihr veranschlagt.
Jefferies-Analyst James Grzinic sieht die Kennziffern für 2023 ebenfalls im Rahmen der Erwartungen, bemängelte aber den niedriger angesetzten Maßstab für 2024. Auch Volker Bosse von der Baader Bank hob den enttäuschenden Ausblick der Herzogenauracher hervor. Dieser liege sowohl unter seinen als auch unter den Markterwartungen.
Adam Cochrane von Deutsche Bank Research senkte das Kursziel für adidas von 220 auf 200 Euro und verwies auf die verhaltenen Unternehmensziele. Für adidas werde 2024 ein weiteres Jahr des Übergangs, betonte er.
HERZOGENAURACH / FRANKFURT (dpa-AFX) / FRANKFURT (Dow Jones)
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