Bevölkerungsschutz-Chef: Müssen widerstandsfähiger werden
BONN (dpa-AFX) - Hochwasserlagen, die Corona-Pandemie und andere Katastrophen der vergangenen Jahre haben aus Sicht von Bevölkerungsschützern gezeigt, dass Deutschland bei der Notfallvorsorge Nachholbedarf hat. "Wir müssen in allen Bereichen widerstandsfähiger werden", sagt der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, der Deutschen Presse-Agentur. Dazu gehöre auch, die Bevölkerung stärker für Gefahren zu sensibilisieren und zu zeigen, wie jeder in Notfällen Freunden oder Nachbarn helfen und so Menschenleben retten könne.
Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und hybride Bedrohungen habe sich die Sicherheitslage in Europa zudem grundlegend verändert, betont Deutschlands oberster Bevölkerungsschützer. Er sagt: "Wir müssen neben der militärischen Abschreckung und Verteidigung daher auch den Zivilschutz weiter stärken."
Dazu gehöre auch die Frage, wo Menschen im Ernstfall schnell Schutz finden könnten. "Unsere Antwort ist das Schutzraumkonzept, das wir gerade gemeinsam mit allen Ländern, der Bundeswehr und dem Bundesinnenministerium erarbeiten", sagt Tiesler. Auf den Bau von Luftschutzbunkern setzt die Bundesregierung dabei nicht. Der BBK-Präsident erklärt: "Private Keller und innen liegende Räume können schon mit wenigen Handgriffen einen guten Schutz bieten."
Zu diesen Handgriffen zählen Zivilschutz-Experten zufolge etwa eine Verstärkung von Kellerfenstern und Türen mit Sandsäcken oder einfachen Holzplatten. Dadurch soll der Schutz vor Druckwellen und herumfliegenden Trümmern verbessert werden. Das Szenario, das hier zugrunde gelegt wird, sind nicht Angriffe auf Wohnhäuser, sondern auf Infrastruktur, die für Truppenbewegungen genutzt wird.
Außerdem gehe es bei dem Konzept um Schutz im öffentlichen Raum, sagt Tiesler. "Wir sehen hier Tiefgaragen, Keller unter Kaufhäusern, die U-Bahn-Stationen zum Beispiel".
Um zu wissen, wo der nächstgelegene Schutzraum ist, bräuchten die Menschen auch die entsprechende Information. Diese sollten sie nach den Vorstellungen des Behördenchefs idealerweise künftig zusammen mit der Warnung direkt auf dem Handy erhalten - "damit die Menschen sofort wissen, wo sie hinmüssen und wie sie dort hinkommen". Diskutiert wird in den Bund-Länder-Runden auch darüber, ob eine zusätzliche Beschilderung oder Markierung notwendig ist, für den Fall, dass das Handynetz ausfällt./abc/DP/zb