Coba-Aktie springt hoch: Commerzbank macht überraschend Gewinn - Ertragsprognose angehoben
Bei der Commerzbank wächst nach der Rückkehr in die Gewinnzone die Hoffnung auf eine Trendwende.
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Die Chancen seien "durchaus gestiegen", auch im Gesamtjahr 2021 unter dem Strich schwarze Zahlen zu schreiben, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp am Mittwoch in einer Telefonkonferenz.
Der zu Jahresbeginn als Sanierer angetretene Vorstandschef Manfred Knof bilanzierte: "Wir sind nicht nur im operativen Geschäft gut unterwegs, sondern auch mit unserer strategischen Transformation gut gestartet und voll auf Kurs." Der Vorstand blicke "trotz der anhaltenden Pandemie zuversichtlich nach vorn".
Die Erträge - also die gesamten Einnahmen - legten im ersten Quartal vor allem dank sprudelnder Provisionen im Wertpapiergeschäft zum Vorjahreszeitraum um gut ein Drittel auf rund 2,5 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis schnellte nach minus 278 Millionen Euro vor Jahresfrist auf 538 Millionen Euro.
Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand nun nicht mehr mit sinkenden Erträgen, sondern mit einer leichten Steigerung im Vergleich zum vergangenen Jahr. Die Vorsorge für mögliche Kreditausfälle dürfte nach derzeitiger Einschätzung des Managements im Gesamtjahr wahrscheinlich bei bis zu einer Milliarde Euro liegen.
Im ersten Vierteljahr profitierte das Institut von einer von 326 Millionen Euro auf 149 Millionen Euro gesunkenen Risikovorsorge sowie einem positiven Steuereffekt. 126 Millionen Euro Plus konnte die Bank aus ihrer Teilnahme an den Kreditprogrammen (TLTRO) der Europäischen Zentralbank (EZB) verbuchen. 2020 hatte die Corona-Krise der Bank den Jahresstart verhagelt und zu fast 300 Millionen Euro Minus geführt.
Mit einem harten Sparkurs will Konzernchef Knof die Commerzbank nach einem Milliardenverlust im Gesamtjahr 2020 zurück in die Erfolgsspur führen. Am Freitag hatten sich Management und Arbeitnehmervertreter auf den Rahmen für den Abbau Tausender Jobs im Inland geeinigt. Bis Jahresende will das Management Klarheit darüber schaffen, wie die Geschäftsbereiche künftig zugeschnitten sein werden und welche Filialen in Deutschland dem Sparkurs zum Opfer fallen.
Ziel ist, bis Ende 2024 die Zahl der Vollzeitstellen konzernweit von etwa 39 500 auf 32 000 zu kappen. Ende des ersten Quartals kam der Konzern auf 38 823 Vollzeitkräfte. Das Filialnetz in Deutschland wird von 790 auf 450 Standorte fast halbiert. Etwa 200 Filialen sollen im laufenden Jahr geschlossen werden. Im Ausland gibt die Bank 15 Standorte auf. Der Verkauf der ungarischen Tochter komme voran.
Kunden müssen sich auf steigende Gebühren einstellen, auch wenn ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) die Pläne von Commerzbank und Comdirect erschwert, das bedingungslose Gratis-Girokonto für Bestandskunden abzuschaffen. Auch beim Thema Negativzinsen zieht die Commerzbank die Zügel weiter an: Im dritten Quartal wird für neue Privatkunden der Freibetrag auf Einlagen von 100 000 Euro auf 50 000 Euro gesenkt.
Mit Negativzinsen kompensieren Banken, dass sie derzeit selber 0,5 Prozent Zinsen zahlen müssen, wenn sie Gelder bei EZB parken. Die Commerzbank erwartet im laufenden Jahr 250 Millionen Euro Einnahmen aus der Weitergabe der Negativzinsen an Firmen- und Privatkunden.
Der Konzernumbau wird noch teurer als geplant. Der Vorstand rechnet inzwischen mit Kosten in Höhe von ungefähr 2,06 Milliarden Euro, zunächst war von 1,8 Milliarden Euro die Rede. Bereits Anfang April hatte die Bank mitgeteilt, dass das Ergebnis der ersten drei Monate 2021 durch Abfindungen und weitere Kosten im Zusammenhang mit dem Umbau in Höhe von rund 470 Millionen Euro belastet sein wird. Somit sind inzwischen 1,38 Milliarden Euro der Umbaukosten gebucht, für das zweite Quartal 2021 veranschlagt die Bank weitere 550 Millionen Euro.
Für nächsten Dienstag (18. Mai) hat die Bank ihre Anteilseigner zur Online-Hauptversammlung eingeladen.
So reagiert die Commerzbank-Aktie
Die Commerzbank hat die Anleger am Mittwoch mit einem starken Starts ins Jahr 2021 überzeugt. Die Aktie erklomm die Spitze des MDAX. Am Vormittag wurden sie in der Spitze um fast neun Prozent nach oben katapultiert, nachdem es das Bankhaus im ersten Quartal überraschend in die Gewinnzone geschafft hatte. Außerdem wurde der Ausblick für die diesjährigen Erträge erhöht. Die Aktie schaffte es erstmals seit Februar 2020 wieder über die Marke von sechs Euro. Zuletzt betrug das Kursplus noch 8,03 Prozent auf 6,23 Euro.
Statt eines von Analysten erwarteten dreistelligen Millionenverlusts stand im ersten Quartal unter dem Strich ein Gewinn von 133 Millionen Euro in den Büchern. Wie Goldman-Sachs-Experte Jernej Omahen in einer ersten Reaktion schrieb, übertraf die Bank aber nicht nur damit die Erwartungen, sondern auch mit den Erträgen. Bei diesen rechnet die Bank nun im Gesamtjahr nicht mehr mit einem Rückgang, sondern mit einer leichten Steigerung.
Anke Reingen von der kanadischen Bank RBC fasste zusammen: "Das erste Quartal ist in vielerlei Hinsicht besser als erwartet gewesen." Sie schätzt, dass das Gesamtpaket mit einem schwungvollen Provisions- und Gebührentrend, einem weiterhin starken Fokus auf die Kosten und einer besseren Kapitalstruktur von Anlegern positiv aufgenommen wird. Für die Kernkapitalquote (CET1) geht die Commerzbank nun statt der bisher genannten zwölf von 12,5 Prozent aus.
Daniele Brupbacher von der schweizerischen Bank UBS analysierte, die besser als erwartete Ertragsentwicklung stehe mit dem Aktien- und Anleihehandel in Zusammenhang. Wie die Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp gesagt habe, habe zum positiven Ergebnis "besonders das starke Wertpapiergeschäft beigetragen, mit dem wir die Effekte aus dem negativen Zinsumfeld weitgehend ausgleichen konnten."
Die zuletzt gute Kursentwicklung setzte sich am Mittwoch mit dem Hoch seit mehr als einem Jahr fort. Ausgehend von vom Corona-Tief unter der Marke von 3 Euro im Frühjahr 2020 hat sich der Kurs mittlerweile verdoppelt, allein in den vergangenen drei Wochen haben die Titel mehr als 30 Prozent zugelegt.
Um den im Februar 2020 begonnenen Corona-Crash vollständig auszugleichen, fehlen der Aktie noch knapp zehn Prozent. Zuletzt werden die am Gesamtmarkt spürbaren Inflationssorgen für den Bankensektor immer wieder als Stütze genannt, weil dies höheren Zinsen eine Perspektive gibt. Dies kann zum Beispiel das Kreditgeschäft einer Bank wieder attraktiver machen.
/ben/zb/stw/jha/
FRANKFURT (dpa-AFX)
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