ifo-Institut kappt Prognose für deutsches Wirtschaftswachstum - Bis zu 6,1 Prozent Inflation erwartet
Der russische Angriff auf die Ukraine schmälert nach der neuen Prognose des ifo-Instituts das Wirtschaftswachstum und beschleunigt die Inflation in Deutschland.
"Wir erwarten in diesem Jahr nur noch zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wachstum", sagte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Im Dezember hatte das Institut 3,7 Prozent für das laufende Jahr vorhergesagt. Umgekehrt dürfte die Inflation schneller zunehmen als bislang erwartet. Das ifo-Institut rechnet nun mit 5,1 bis 6,1 Prozent anstatt 3,3 Prozent, wie noch im Dezember gedacht.
"Die russische Attacke dämpft die Konjunktur über deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die Sanktionen, zunehmende Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Vorprodukten sowie erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit", sagte Wollmershäuser. Insgesamt gehe durch den Anstieg der Verbraucherpreise allein im ersten Vierteljahr Kaufkraft von etwa 6 Milliarden Euro verloren. "Gleichzeitig dürften die vollen Auftragsbücher der Industrie und die Normalisierung bei Corona der Konjunktur einen kräftigen Schub geben." Im Jahr 2023 werde das Wachstum im Basisszenario auf 3,3 Prozent und im Alternativszenario um 3,9 Prozent zulegen. Die Inflation dürfte auf rund 2,0 Prozent sinken.
Wegen der unsicheren Lage berechnete das Institut nach eigenen Angaben zwei Prognosen, die unter anderem eine unterschiedliche Entwicklung der Energiepreise unterstellen. Sie wirkten sich in diesem Jahr insbesondere auf die privaten Konsumausgaben aus, die zwischen 3,7 und 5,0 Prozent steigen könnten. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen würden zwischen 0,0 und 3,9 Prozent steigen. Die Arbeitslosigkeit allerdings dürfte kaum unterschiedlich ausfallen, das Institut rechnet mit 2,266 bis 2,290 Millionen Menschen und einer Quote von 4,9 oder 5,0 Prozent. Jedoch dürfte die Kurzarbeit im pessimistischen Szenario deutlich zunehmen.
Im kommenden Jahr sollen die privaten Konsumausgaben laut der Prognose im Basisszenario um 3,9 Prozent und im Alternativszenario um 4,7 Prozent und die Ausrüstungsinvestitionen um 7,3 bis 8,0 Prozent steigen. Für 2023 rechnet das ifo-Institut mit 2,293 bis 2,303 Millionen Arbeitslosen und einer Quote von 5,0 Prozent. Für die Exporte wird für 2022 eine Steigerung um 3,8 bis 4,1 Prozent und 2023 um 4,3 bis 4,5 Prozent prognostiziert, für die Importe ein Plus von 6,2 bis 6,5 Prozent in diesem und 3,8 bis 4,1 Prozent im kommenden Jahr.
Das optimistische Szenario nimmt den Angaben zufolge an, dass der Ölpreis von derzeit 101 Euro pro Fass schrittweise auf 82 Euro zum Jahresende und der Preis für Erdgas parallel dazu von 150 Euro pro Megawattstunde auf 108 Euro sinkt. Im pessimistischen Szenario steigt Öl auf 140 Euro pro Fass bis Mai und sinkt dann erst auf 122 Euro zum Jahresende. Erdgas dürfte hierbei bis Mai auf 200 Euro ansteigen und dann nach und nach auf 163 Euro pro Megawattstunde sinken.
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)
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Bildquellen: ifo