Comeback des Welthandels: Welche deutschen Konzerne davon profitieren
Export: Die Wirtschaft kämpft sich aus der Corona-Krise. Welche Unternehmen vom Comeback des Welthandels profitieren.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Aus der Ferne sehen die klobigen Stahlbehälter aus wie bunte Bauklötzchen. Rund 8.500 sind an Deck des weltgrößten Containerschiffs, der Algeciras, gestapelt. Im Inneren sind Waren verstaut - Nahrungsmittel, Textilien, Elektroartikel, Maschinen, Anlagenteile, medizinische Geräte oder auch chemische Grundprodukte. Vier Tage lag der Riesenfrachter der südkoreanischen Reederei HMM im Hamburger Hafen vor Anker, dann ging es mit neuer Ladung zurück auf See.
Der Zwischenstopp der Algeciras im Juni könnte so etwas wie den symbolischen Wendepunkt für die deutsche Wirtschaft und den Welthandel markieren: Das zweite Quartal hat einen historischen Einbruch gebracht, dürfte zugleich aber auch der Tiefpunkt der Corona- Krise gewesen sein. Im Mai sind die Ausfuhren deutscher Unternehmen laut den aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamts zum Vorjahr um fast 30 Prozent eingebrochen. Im Vergleich zum Vormonat gab es dagegen einen Anstieg von neun Prozent. Auch andere Indikatoren zeigen, dass sich die Weltwirtschaft erholt. Für Deutschland besonders beachtet ist der Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts, für den jeden Monat rund 9.000 Unternehmen befragt werden. Im Juni verzeichnete das Barometer, von niedrigem Niveau aus, den stärksten jemals gemessenen Anstieg.
Die größte Dynamik für die Weltkonjunktur wird auch nach Corona auf die chinesische Wirtschaft entfalten. Mehr als acht Prozent Wachstum traut der Internationale Währungsfonds dem roten Riesenreich im kommenden Jahr zu. Europa dürfte mit sechs Prozent ungewöhnlich stark zulegen und zunächst sogar leicht stärker als die USA, allerdings nur, weil es mit der alten Welt im diesem Jahr um rund zehn Prozent sehr deutlich nach unten geht.
Globale Gewinner
Wer sind in Deutschland die Gewinner der globalen Erholung nach dem Corona-Schock? €uro am Sonntag hat die größten deutschen Aktiengesellschaften genauer unter die Lupe genommen. Die Geschäftsberichte zeigen, wie stark Deutschlands Topkonzerne inzwischen von der Weltwirtschaft geprägt werden. 41 der 100 größten Unternehmen erzielten im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte ihres Umsatzes außerhalb Europas. Bei jedem sechsten waren es sogar über 60 Prozent.
Auf der Liste der Exportriesen tauchen bekannte Namen auf, aber auch einige Überraschungen. Die Chancen auf dem Weltmarkt sind je nach Branche sehr unterschiedlich. Stromversorger und Telekomkonzerne sind vor allem im Heimatmarkt aktiv. Dort operieren sie in stark regulierten Märkten - das schützt vor Konkurrenz, erschwert aber die Expansion. Beweglicher sind die Hersteller von Konsumgütern: Autos, Turnschuhe oder auch Nahrungsmittel werden rund um die Welt gebraucht, lassen sich leicht verschiffen oder vor Ort produzieren.
Für die deutschen Autokonzerne ist China zum wichtigsten Absatzmarkt geworden. BMW etwa hat im vergangenen Jahr dort mehr als doppelt so viele Fahrzeuge ausgeliefert wie in Deutschland. Auch Medikamente etwa von Bayer lassen sich weltweit vermarkten, schließlich kennen Krankheiten keine Grenzen.
Sonderfälle gibt es in der Techindustrie: Chiphersteller wie Infineon machen ihre Geschäfte vor allem in Asien, weil dort die Zulieferer globaler Unternehmen sitzen. Einige Unternehmen sind so stark globalisiert, dass die historischen Wurzeln kaum noch eine Rolle spielen: Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care, den Fresenius nach der Übernahme des US-Konzerns National Medical Care ausgliederte, schrieb im vergangenen Jahr 70 Prozent seines Umsatzes in Nordamerika. Der Baukonzern Hochtief ist durch Übernahmen in Nordamerika und Australien stark gewachsen und erzielt 97 seines Umsatzes fern der Heimat.
Investieren können Anleger in die deutschen Exportriesen über den GLOBAX, ein von der Redaktion geführtes Wikifolio (siehe Investor-Info).
INVESTOR-INFO
GLOBAX-Wikifolio
Export-Champions
Der Name GLOBAX steht für German Global Export. Das Wikifolio investiert in 30 deutschen Unternehmen aus den größten 100, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erzielen. Dahinter steht die Idee, dass exportstarke Unternehmen langfristig vom überdurchschnittlichen Wachstum der Schwellenländer und der USA profitieren. Anlegern sollten sich mit diesen Aktien somit gute Chancen bieten. Weitere Infos zum Wikifolio (ISIN: DE 000 LS9 PWF 6) im Netz unter www.wikifolio.com/de/de/w/wf000globx
Infineon
Großes Potenzial
Der bayerische Chiphersteller profitiert von wichtigen Trends: der digitalen Vernetzung der Industrie, der Elektromobilität oder auch dem autonomen Fahren. Aktuell leidet Infineon unter der Schwäche der Automobilindustrie, die der wichtigste Kunde ist. Der Gewinn dürfte im bis Ende September laufenden Geschäftsjahr um rund ein Drittel sinken. Langfristig sollte der Konzern aber ein Gewinner des technologischen Wandels sein.
Symrise
Defensives Wachstum
Der Duft- und Aromenhersteller aus Niedersachsen ist wichtiger Zulieferer defensiver Branchen, unter anderem der Nahrungsmittelindustrie. Analysten erwarten, dass Symrise seinen Gewinn in diesem Jahr trotz Corona steigern wird. Der Konzern strebt bis Ende 2025 organisch ein durchschnittliches Umsatzwachstum von fünf bis sieben Prozent an. Als defensiver Wachstumswert attraktiv.
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Bildquellen: donvictorio / Shutterstock.com, Gunnar Pippel / Shutterstock.com, Finanzen Verlag
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