GRENKE-Papiere mit Gewinnen: GRENKE soll mehr eigenes Kapital vorhalten
Nach ihrer Sonderprüfung bei GRENKE verlangt die Finanzaufsicht Bafin vom Leasing-Spezialisten, künftig höhere Eigenmittel vorzuhalten.
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Nach turbulenten Zeiten glätten sich die Wogen beim GRENKE-Konzern weiter. Der Leasing-Spezialist muss nach der Sonderprüfung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) künftig zwar mehr Eigenkapital vorhalten und eine "ordnungsgemäße Geschäftsorganisation" sicherstellen, wie das SDAX-Unternehmen am Mittwoch in Baden-Baden mitteilte. Damit sind die Forderungen der Aufseher aber schon an ihrem Ende angekommen. Der Konzern kann weiter aufatmen, auch an der Börse ging es am Mittwoch nach oben.
"Wir begrüßen es sehr, dass mit dieser Entscheidung das intensive Prüfungsverfahren jetzt abgeschlossen ist und wir damit zurück in der Normalität sind", sagte Konzernchef Michael Bücker laut der Mitteilung.
GRENKE war im Herbst 2020 ins Kreuzfeuer des Börsenspekulanten Fraser Perring mit seiner Beteiligungsfirma Viceroy geraten. Dieser hatte dem Konzern unter anderem ein undurchsichtiges Geschäftsmodell und nicht werthaltige Leasingforderungen vorgeworfen. Um die Bedenken auszuräumen, ließ die Firma einige interne Untersuchungen über sich ergehen. Die Bafin leitete überdies eine Sonderprüfung ein. Deren abschließende Ergebnisse hatten zuletzt noch ausgestanden, nachdem der Leasingspezialist bereits im vergangenen Mai das langersehnte uneingeschränkte Testat des Prüfers KPMG für seinen Jahresabschluss 2020 bekommen hatte.
Auch die eigentliche Durchleuchtung durch die Bafin ist schon eine Weile her: Durchgeführt wurde die Sonderprüfung zwischen Herbst 2020 und dem Frühjahr 2021, damit beauftragt war die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars. Zwar hatte GRENKE sich noch vor Abschluss der Untersuchungen in wesentlichen Punkten entlastet gesehen, allerdings hatten die Prüfer auch einige organisatorische Mängel im Konzern festgestellt, wie bereits im vergangenen Jahr bekannt geworden war. Diese Mängel belegten eine "nicht ordnungsgemäße Geschäftsorganisation", erläuterte die Bafin in einer separaten Mitteilung am Mittwoch, zudem gehe es um "organisatorische Mängel in der Geldwäscheprävention".
Im Rahmen des turnusmäßigen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses durch die Aufsichtsbehörde sei nun im Resultat die Höhe der Eigenmittel angepasst worden, die GRENKE mindestens vorhalten muss. Der Konzern muss demnach eine Kapitalquote von 10,5 Prozent erfüllen im Vergleich zu vorherigen 9 Prozent. Bei der GRENKE Bank, einer Tochtergesellschaft, soll die Quote 11,5 Prozent betragen, drei Prozentpunkte mehr als bisher. Damit schließt die Bafin nach eigenen Angaben ihre institutsbezogenen Maßnahmen ab, weitere würden nicht ergriffen.
An der Börse reagierte der GRENKE-Kurs mit starken Schwankungen auf die Nachrichten. Die Papiere rutschten mehrmals ins Minus, zogen zwischenzeitlich um fast sechs Prozent an und lagen zuletzt noch mit 4,56 Prozent im Plus bei 28,91 Euro. Die Aktien stehen ohnehin seit den Perring-Vorwürfen, aber auch wegen der Pandemie stark unter Druck.
GRENKE hat nach eigenen Angaben inzwischen einen großen Teil der von der Bafin geforderten Maßnahmen abgearbeitet. Sobald alle Mängel beseitigt seien und sich die Finanzaufseher bei ihrer üblichen Nachschauprüfung hiervon und von der Weiterentwicklung des Unternehmens überzeugten, soll die höhere Eigenkapitalanforderung wieder entfallen. Aber auch durch den zusätzlichen Kapitalzuschlag werde "das geplante Portfoliowachstum des Unternehmens für das Geschäftsjahr 2022 nicht beeinträchtigt", wird Finanzchef Sebastian Hirsch in der Mitteilung zitiert. "Gleichzeitig setzen wir alles daran, dass dieser schnellstmöglich wieder aufgehoben wird."
GRENKE finanziert vorwiegend kleinen und mittleren Gewerbetreibenden ihre Geschäftsausstattung wie unter anderem PCs, Monitore und Drucker. Die Vorwürfe des Leerverkäufers hatten zu heftigen Umwälzungen im Konzern geführt - auch personellen. Neben dem Abgang der früheren Konzernchefin Antje Leminsky gab es eine Reihe weiterer Wechsel im Management. Reagiert hat der Konzern auch im Zusammenhang mit der besonders heftig kritisierten Behandlung und Eigentümerstruktur von Franchiseunternehmen im Ausland: GRENKE hat damit begonnen, die Gesellschaften komplett zu übernehmen und auch in den eigenen Zahlen zu konsolidieren.
Auch in ihrem Tagesgeschäft gelangte die Firma zuletzt wieder in ruhigeres Fahrwasser. Zwar schlägt sich beim Unternehmen der Halbleitermangel in einer geringeren Nachfrage von Bürotechnik nieder, zum Jahresende legte GRENKE im Neugeschäft aber einen Endspurt hin, wie der Konzern bereits Anfang Januar mitgeteilt hatte. Dank des Verkaufs einer Unternehmensbeteiligung hatte das Management um den seit Sommer amtierenden neuen Vorstandschef Bücker seine Gewinnprognose für 2021 zuletzt erhöht. Den Geschäftsbericht für das vergangene Jahr will der Konzern Mitte März vorlegen.
BADEN-BADEN/BONN (dpa-AFX)
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