Morgan Stanley-Analyst Mike Wilson warnt vor zweistelligem Einbruch an der Wall Street
Der bekannte Morgan Stanley-Stratege Michael Wilson bleibt für den US-Aktienmarkt weiterhin pessimistisch und hält sogar einen zweistelligen Börsensturz für möglich.
Werte in diesem Artikel
• Morgan Stanley-CIO sieht Bärenmarkt noch nicht am Ende
• Gewinnerwartungen seien allgemein zu hoch
• Gefahr eines deutlichen Kursverfalls an der Wall Street
Michael Wilson, der als ausgemachter Aktien-Bär gilt, hatte im Januar prognostiziert, dass der S&P 500 in der ersten Jahreshälfte 2023 bis auf 3.000 Punkte fallen könnte. Aber der Index, der den breiten US-Aktienmarkt widerspiegelt, hat im Wesentlichen das Gegenteil getan und ist seit dem Jahreswechsel um 14,30 Prozent geklettert (Stand: 20.06.2023) - gestützt auf einen nachlassenden Inflationsdruck sowie den Hype um Künstliche Intelligenz (KI).
Wilson bleibt bearish
Dennoch bleibt Wilson, der oberste US-Aktien-Stratege bei Morgan Stanley, bei seiner bearishen Einstellung: "Da die Rally des S&P 500 jetzt die 20 Prozent-Marke überschreitet, erklären immer mehr, dass der Bärenmarkt offiziell vorbei ist. Wir teilen diese Meinung aufgrund unserer Gewinnprognosen für 2023 nicht", schrieb er laut "Fortune" in einer Notiz.
"Der Bär ist immer noch aktiv", so Wilson. An der Wall Street spricht man von einem Bärenmarkt, wenn ein Index mindestens 20 Prozent von seinem jüngsten Höchstwert einbüßt.
Der Chief Investment Officer der US-Investmentbank geht davon aus, dass der S&P 500 in den kommenden zwölf Monaten um etwa drei Prozent auf 4.200 Zähler nachgeben wird. Aber in einem Bärenszenario befürchtet er sogar, dass der Index auf 3.700 Einheiten und damit etwa 15 Prozent gegenüber seinem aktuellen Niveau einbrechen könnte.
Zu hohe Gewinnerwartungen
Wilson begründet seine pessimistische Schätzung damit, dass sich Aktien inmitten einer "Ergebnis-Rezession" befänden, die noch nicht eingepreist sei und dass die Gewinnerwartungen der Wall Street zu optimistisch seien. Bei über 70 Prozent der Sektoren des S&P 500 liegen die Ergebniserwartungen der Wall Street "mindestens 20 Prozent über den Vor-COVID-Niveaus", so Wilson. Dies hält er für zu hoch, denn er geht davon aus, dass eine nachlassende Inflation die Unternehmensergebnisse belasten werde.
Nach Meinung des Experten führen höhere Zinssätze die Wirtschaft - ähnlich wie nach dem Zweiten Weltkrieg - in ein "Boom/Bust-Regime". So führte er aus, dass während des Zweiten Weltkriegs - ähnlich wie auch während der Corona-Pandemie - die Verbraucher während einer Phase, in der das Güter- und Dienstleistungsangebot eingeschränkt war, Überschussersparnisse aufgebaut haben. Dies habe anschließend, als die Wirtschaft wiedereröffnete, zu einem Anziehen der Inflation und der Aktienmärkte geführt. Danach folgte eine Phase höherer Zinssätze, die letztendlich einen Bärenmarkt und eine Rezession im Jahr 1948 auslöste. Doch bevor die Wirtschaft in diese Rezession geriet, habe es eine beachtliche Bärenmarkt-Rally gegeben, die viele Investoren anlockte. Wilson befürchtet nun, dass heutige Investoren erneut in dieselbe Falle tappen.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Morgan Stanley-Analyst in diesem Jahr vor einer "Bärenmarktfalle" warnt. Mit diesem Begriff wird eine Zwischenerholung beschrieben, wie sie während eines Bärenmärktes nicht unüblich ist und die sich im Nachhinein oft als Falle entpuppt hat.
Redaktion finanzen.net
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