Autobauer mit Tradition

Daimler-Aktie, Mercedes-Benz-Aktie & Co: Der Aufstieg der Mercedes-Benz Group AG

12.04.22 16:04 Uhr

Daimler: Der Aufstieg der Mercedes-Benz Group AG | finanzen.net

Im vergangenen Jahr 2021 feierte die Mercedes-Benz Group AG (ehemals Daimler AG) ihr 135-jähriges Firmenbestehen. 1886, als die beiden Erfinder Carl Benz und Gottfried Daimler unabhängig voneinander ihre Unternehmen gründeten, waren die Umsatzdimensionen des heutigen Automobilriesen noch unvorstellbar. Rund 168 Milliarden Euro setzte die Mercedes-Benz Group im Jahr 2021 mit über zwei Millionen verkauften PKWs um, etwa 172.400 Menschen beschäftigte der Konzern in dem Jahr. Doch der Reihe nach.

• Carl Benz und Gottlieb Daimler als Erfinder des Automobils
• Von Daimler-Benz AG über DaimlerChrysler AG und Daimler AG zu Mercedes-Benz Group AG
• Erfolgreiche Bewältigung der Weltwirtschaftskrise 2008

Erfindung des Automobils 1886

Im Jahr 1886 erfanden Carl Benz und Gottlieb Daimler unabhängig voneinander das Automobil. Während Daimler in Stuttgart die Daimler-Motorkutsche baute, baute Benz rund 100 Kilometer entfernt in Mannheim den Patent-Motorwagen. Die beiden noch in Konkurrenz stehenden Unternehmen Benz & Cie. und Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) wurden ins Leben gerufen und gehörten schnell zu den international führenden Automobilherstellern. Im Juni 1926 folgte dann der Zusammenschluss der beiden Firmen: die Daimler-Benz-AG wurde geboren und die Automobilmarke Mercedes Benz gegründet.

Wirtschaftswunder als Sprungbrett hoch hinaus

Die wirtschaftlichen und politischen Folgen des Zweiten Weltkrieg zwangen auch die Daimler-Benz-AG in die Knie. Einerseits ließen die Alliierten in Westdeutschland zwar die Produktionsbänder schon frühzeitig wieder anlaufen, um den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes mit anzukurbeln. Schließlich war der Bedarf an Nutzfahrzeugen für den Wiederaufbau enorm. Andererseits wurden die Fahrzeuge dem Abnehmer mit Bezugsschein unter festgelegten Preisen zugeteilt, das Geschäft war also alles andere als rentabel.

Doch die Daimler-Benz-AG schaffte es, sich zu konsolidieren und zu expandieren. Produktionsstätten in Indien, Argentinien und Brasilien wurden eröffnet. Bereits 1954 knackte das Unternehmen die Umsatzmilliarde, die Absatzzahlen gingen immer weiter nach oben. Die Nachfrage nach Mercedes-Benz PKW überstieg die Produktionsmöglichkeiten. Der ausländische Absatzmarkt, allen voran der amerikanische Absatzmarkt, wurde zunehmend wichtiger als der inländische. Auch in den Folgejahrzehnten wurde der Aufwärtstrend fortgesetzt. Selbst die Ölkrise 1973, mit der viele internationale Automobilhersteller zu kämpfen hatten, konnte die Entwicklung Daimlers nicht aufhalten. p>

Die Daimler-Benz-AG wird zur DaimlerChrysler AG - dann zur Daimler AG

Mitte der 1980er plante der damalige Vorstandsvorsitzende Edzard Reuter, aus dem Automobilhersteller einen integrierten Technologiekonzern zu machen. Unternehmen aus der Elektronik- und Luftfahrtindustrie wurden in den Konzern eingegliedert. Die 1989 neu gegründete Mercedes-Benz AG kümmerte sich fortan um das Automobilgeschäft. Nur kurze Zeit später, 1995, folgte eine Restrukturierung und Portfoliobereinigung des integrierten Technologiekonzerns, weil ein Großteil der Geschäftsbereiche keine günstige Wettbewerbsposition innehatte.

Getrieben von der Vision einer Welt AG und dem Ziel, zum weltweit führenden Automobilkonzern aufzusteigen, wollte die Daimler-Benz-AG sich von nun an wieder auf das Fahrzeuggeschäft konzentrieren. Deshalb erwarb die AG 37 Prozent an dem asiatischen Autohersteller Mitsubishi Motors und zehn Prozent an der Hyundai Motor Company. Anschließend folgte 1998 die Fusion mit dem amerikanischen Automobilhersteller Chrysler, der zu dieser Zeit noch auf sehr ertragsstarken Beinen stand, zur DaimlerChrysler AG.

Die Aktien der Daimler-Benz-AG konnten bis dato auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits in den 1950er Jahren wurden die damals noch farbigen Scheine an den Börsenplätzen gehandelt. Diese wurden dann durch den Zusammenschluss von den Aktien der neuen Gesellschaft abgelöst. Die Aktien der neuen AG wurden erstmals am 17. November 1998 an den Börsen gehandelt. Die Daimler-Benz-Aktionäre erhielten für jede eigene Aktie 1,005 Aktien der neuen DaimlerChrysler AG. Die Chrysler-Aktionäre bekamen für jede eigene Aktie 0,6235 Aktien der neuen Gesellschaft. Unter dem selbstauferlegten Titel der "Welt-Aktie" wurde die Aktie weltweit in acht Ländern an 21 Börsen gehandelt. In Frankfurt startete die Aktie zu einem Kurs von 139,30 DM (umgerechnet 71,20 Euro) und in New York zu einem Kurs von 83 US-Dollar.

Doch die US-Tochter brach nach und nach ein, geriet immer weiter in die roten Zahlen. 2002 waren es bereits fünf Milliarden Euro Verlust bei Chrysler. 2007 wurde die Mehrheitsbeteiligung wieder abgegeben, ebenso wie die Beteiligungen an Mitsubishi und Hyundai Schritt für Schritt aufgelöst wurden. Die außerordentliche Hauptversammlung billigte mit 99 Prozent der Stimmen die Umfirmierung der DaimlerChrysler AG in die Daimler AG. Nach neun gemeinsamen Jahren und über 40 Milliarden Euro an verursachten Kosten wurde das Kapitel mit Chrysler ein für alle Mal beendet.

Emporkömmling aus der Wirtschaftskrise

Auch die Daimler AG kämpfte während der Krise 2008-2009 mit herben Verlusten. Eine Reihe an Pkw-Märkten waren zeitweise um 20 bis 40 Prozent eingebrochen. Doch trotz den Einbrüchen der Wirtschaftskrise gelang der Daimler AG ein beachtliches Comeback und sie konnte wenig später, im Jahr 2010, in allen Geschäftsfeldern zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Viele der Produktionsstätten arbeiteten an der Kapazitätsgrenze.

Zum ersten Februar 2022 firmierte die Daimler AG zur Mercedes-Benz Group AG um und unterstrich damit den zuvor auf einer Hauptversammlung beschlossenen Fokus auf das Automobilgeschäft. Unter der neu benannten Group sammeln sich die Marken Mercedes-Benz, Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach und Mercedes-EQ sowie Vans, auf deren Entwicklung die wirtschaftlichen Ressourcen fortan verstärkt konzentriert werden sollen. Die Nutzfahrzeug-Sparte wurde über einen vorherigen Börsengang der Daimler Truck Holding AG als eigenständiges Unternehmen aus der Gruppe ausgegliedert. Ganz verschwunden ist sie aus dem Mercedes-Benz-Konzern allerdings nicht, da noch immer eine Minderheitsbeteiligung in Höhe von 35 Prozent besteht.

Heute gehört die Mercedes-Benz Group zu den weltweit größten Anbietern von Premium-Pkw. Die Fahrzeuge werden global in nahezu allen Ländern vertrieben. Darüber hinaus bietet der Konzern Finanzierungen, Leasing, Flottenmanagement, Versicherungen und innovative Mobilitätsdienstleistungen an. Vorstandsvorsitzender ist seit 2019 Ola Källenius, der das Amt von Dr. Dieter Zetsche nach über 13-jähriger Amtszeit übernahm. Der Umsatz betrug im vergangenen Geschäftsjahr 2021 knapp 168 Milliarden Euro.

Wohin geht die Reise?

Wie bei etlichen anderen Unternehmen hinterlässt die COVID-19-Krise auch bei der Mercedes-Benz Group spürbare Auswirkungen. Der Nachfragerückgang bei Pkw, Transportern, Lkw und Bussen schlägt sich deutlich auf die Kennzahlen nieder. Im Vergleich zum Jahr 2019 ging der Konzernabsatz 2020 um 15 Prozent zurück, der Umsatz brach um rund 11 Prozent ein. Das Jahresergebnis erholte sich von 2020 auf 2021 jedoch wieder um neun Prozent. In der langfristigen Konzernstrategie machen sich aber auch gesellschaftliche Entwicklungen wie umweltpolitische Maßnahmen auf EU-Ebene oder die gestiegene Nachfrage nach Elektroautos bemerkbar. Momentan übersteigt die Nachfrage nach Elektroautos das Angebot vieler Hersteller, darunter auch jenes der Mercedes-Benz Group. Daher plant CEO Källenius, in den nächsten fünf bis zehn Jahren alle Autos von Mercedes-Benz zu elektrifizieren, sowie bis zum Jahr 2039 die gesamte Produktion und alle Produkte klimaneutral zu gestalten.

Philipp Beißwanger / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: olgaru79 / Shutterstock.com, Radu Bercan / Shutterstock.com

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29.11.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) OutperformBernstein Research
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03.12.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) UnderweightBarclays Capital
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