Der geheimnisvolle Börsengang von WeWork: Warum die Firma mit Milliardenverlusten ein IPO plant
We Company, früher bekannt als WeWork, macht Ernst mit seinen Börsenplänen. Das können Anleger erwarten.
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2019 ist das Jahr der Mega-Börsengänge in den USA. Nach Pinterest, Lyft und Uber strebt nun ein weiteres Unternehmen an die Börse, das zu den wertvollsten Startups der Welt gehört: WeWork, das seit März als We Company firmiert. Doch zu Einzelheiten hält sich der Büroraum-Anbieter bedeckt.
WeWork-Geschäftsdaten unter Verschluss
Denn das Unternehmen hat die Unterlagen zu seinem geplanten Börsengang der We Company-Aktie bei der SEC als "vertraulich" eingereicht. Daher ist We Company zunächst nicht zu öffentlichen Angaben verpflichtet, Anlegern fällt es vor diesem Hintergrund schwer, sich ein Bild über die Geschäftsentwicklung des Unternehmens zu machen.
Einige Zahlen sind aber doch bekannt: Im Jahr 2018 hat WeWork ein starkes Wachstum verzeichnet. Der Umsatz lag mit 1,82 Milliarden US-Dollar mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Das starke Umsatzplus war Folge einer ausgedehnten Expansion: Zum Jahresende 2018 war WeWork in 114 Städten in 36 Ländern aktiv. Doch die aggressiven Wachstumsbemühungen des Unternehmens haben viel Geld gekostet. Der Nettoverlust verdoppelte sich auf 1,93 Milliarden US-Dollar - damit fiel das Minus sogar höher aus als die Erlöse.
Namhafte Investoren an Bord
Trotz der tiefroten Zahlen hat WeWork einige namhafte Geldgeber von sich überzeugt: Allen voran die japanische Softbank. Diese hat ihre Investition in WeWork zuletzt um 2 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 10,4 Milliarden US-Dollar ausgebaut. Ursprünglich hatten die Japaner sogar geplant, deutlich mehr Geld in WeWork zu stecken - bis zu 16 Milliarden US-Dollar sollen im Gespräch gewesen sein. Doch ein Einbruch der Aktienmärkte und damit verbunden ein massiver Rückgang der eigenen Marktkapitalisierung hatte den Investor zu einem Rückzug bewogen. Nach der jüngsten Finanzierungsrunde ist We Company mit 47 Milliarden US-Dollar bewertet.
Was ist eigentlich das Geschäftsmodell von We Company?
We Company ist als Anbieter von Büroraum gestartet. Dabei bietet das Unternehmen aus New York Büroflächen als Co-Working-Plätze an: Mitglieder können je nach Bedarf entweder einen festen Arbeitsplatz in einem offenen Bürosystem mieten oder auf einen flexiblen Arbeitsplatz zurückgreifen und dabei bei jeder Nutzung möglicherweise einen neuen Schreibtischplatz zugewiesen bekommen. Einrichtungen vor Ort, wie Küchen, Besprechungsräume, etc. werden von den jeweiligen Mietern geteilt, zeitgleich können auch komplette Büroetagen oder Standorte gemietet werden - etwa dann, wenn Unternehmen zeitlich begrenzte Aufträge in einer Stadt abarbeiten, für die sich die Eröffnung einer neuen Zweigstelle oder die feste Anmietung von Büro- oder Gewerbeimmobilien nicht lohnt.
Im Januar gab das Unternehmen bekannt, einen Drei-Milliarden-Dollar schweren Fonds auflegen zu wollen, um komplette Gebäude anteilig zu erwerben und an sich selbst zu vermieten. Der Fonds mit den Namen ARK soll "als globale Plattform für den Erwerb und die Verwaltung von Immobilien" von WeWork dienen, hieß es in einer Pressemitteilung. Diesen Schritt bewerten einige Experten als fragwürdig, denn ein Pressebericht hatte enthüllt, dass WeWork-Chef Adam Neumann selbst von der Anmietung seiner eigenen Gebäude durch WeWork profitiert hat. Ob der CEO einen Teil seiner Immobilien in den Fonds übertragen wird, wurde nicht bekannt.
Darüber hinaus hat We Company weitreichende Zukunftspläne. Das Angebot von Bürospace, in dem das Unternehmen zwischenzeitlich zum Marktführer aufgestiegen ist, wird künftig unter dem Segment "WeWork" gebündelt. Mit "WeLive" überträgt We Company das Konzept nun auch auf Wohnimmobilien, während unter dem Segment "WeGrow" eine Reihe von Bildungsdienstleistungen zusammengefasst werden. Unter anderem bietet We Company dabei einen Beratungsservice für Unternehmer, die ihre Expansion anstreben. Auch eine Privatschule wird unter dem Dach von "WeGrow" betrieben.
Wie sind die Aussichten?
We Company dürfte angesichts anhaltend hoher Preise auf dem Immobilienmarkt künftig weiter von einer starken Nachfrage nach Büroimmobilien profitieren. Büroflächen auf Zeit zu mieten, ist nicht nur für Startups interessant, sondern könnte künftig auch für Großunternehmen in einer zunehmend auf Flexibilität ausgerichteten Arbeitswelt möglicherweise zu einer Alternative werden. We Company hat sich durch die aggressive Expansionsstrategie bereits eine starke Position auf zahlreichen wichtigen Märkten verschafft.
Andererseits birgt die Abhängigkeit vom Immobilienmarkt auch ein Risiko. Doch Unternehmenschef sieht sein Unternehmen ohnehin nicht als Immobilienkonzern. Tatsächlich habe er und sein Co-Gründer Miguel McKelvey bereits vor der Gründung von WeWork zahlreiche Tätigkeitsfelder des Unternehmens ins Auge gefasst, wie er Fast Company in einem Interview erklärte. "Von WeSleep über WeSail bis hin zu WeBank", so der CEO. Sein Unternehmen sei sowohl finanziell als auch logistisch dazu in der Lage seine Ambitionen umzusetzen. So werde "WeBank" auf jeden Fall kommen, verspricht Neumann.
Sorgen um den Druck, der angesichts der 47-Milliarden-Dollar-Bewertung nun auf seinem Team liege, macht er sich hingegen nicht. Es dauere eine halbe Million bis vier Millionen Jahre, bis ein Diamant entsteht. "Um etwas sehr Kostbares zu erschaffen, muss man viel Druck ausüben".
Sollten Investoren zum Start der WeWork-Aktie dabei sein?
Jedoch teilen nicht alle Experten die Zuversicht des We Company-CEOs. Zwar waren im ersten Geschäftsquartal zumindest Fortschritte zu sehen, da das Minus unter dem Strich geringer ausfiel als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies war allerdings einer einmaligen Gewinnbuchung zu verdanken, ohne diese hätte das Minus sich erneut verdoppelt.
Auch die Tatsache, dass WeWork mit dem "Community Adjusted EBITDA" eine eigene Kennzahl eingeführt hat, die nicht Zinsen, Abschreibungen und Marketingkosten, sondern auch aktienbasierte Vergütungen und Steuern, Verwaltungs- und andere Kosten ausschließt und daher für Investoren schwer einschätzbar ist, sollte Anleger zunächst vorsichtig agieren lassen.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die hohe Bewertung des Unternehmens Zweifel aufkommen lässt - insbesondere vor dem Hintergrund, dass andere Startup-Größen wie Lyft, Uber und Pinterest, die ebenfalls mit tiefroten Zahlen den Sprung aufs Börsenparkett gewagt haben, mit ihrer bisherigen Börsenperformance alles andere als überzeugen konnten.
Redaktion finanzen.net
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