RWE-Aktie knickt deutlich ein: RWE sammelt bei Kapitalerhöhung 2 Milliarden Euro ein
Der Deal mit dem früheren Konkurrenten E.ON ist gerade über die Bühne. Jetzt will der Stromkonzern RWE zeigen, dass er es ernst meint und macht Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien.
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Um den Anteil der Stromproduktion etwa mit Wind und Sonne schneller zu erhöhen, hat RWE sich mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld besorgt. Dieser Schritt hat dem Konzern brutto zwei Milliarden Euro in die Kassen gespült.
RWE hat rund 61 Millionen neuen Aktien am Dienstag für 32,55 Euro je Stück an institutionelle Anleger verkauft. Die Platzierung wurde in einem beschleunigten Verfahren durchgeführt, das Bezugsrecht der Altaktionäre dabei ausgeschlossen. Die neuen Aktien sind für 2020 dividendenberechtigt.
Der Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft hatte bei 34,24 Euro gelegen. Den Nettoerlös aus der Kapitalerhöhung will das Management in den zusätzlichen, kurzfristigen Ausbau des Geschäfts mit Alternativen Energien und die Weiterentwicklung der Produkt-Pipeline stecken, hieß es laut Mitteilung. "Gleichzeitig unterstreichen wir die Position von RWE als eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren Energien", erklärte RWE-Chef Rolf Martin Schmitz laut Mitteilung. Finanzchef Markus Krebber fügte hinzu: "Wir halten an unserem Plan fest, unsere Dividende für das Geschäftsjahr 2020 auf 0,85 Euro je Aktie anzuheben und die Dividendenzahlungen kontinuierlich im Einklang mit der Entwicklung unseres Kerngeschäfts zu erhöhen."
Mit dem frischen Geld will RWE über das bisherige Ziel hinausgehen, bis Ende 2022 die installierte Leistung auf mehr als 13 Gigawatt netto zu erhöhen und rund 5 Milliarden Euro netto in Alternative Energien zu investieren. Der Konzern steckt mitten im Wandel zwischen Umbau und Kohleausstieg. Nach dem Tauschgeschäft mit E.ON, das bereits 2018 vereinbart aber erst vor Kurzem abgeschlossen wurde, konzentriert sich RWE auf erneuerbare Energien, RWE will weg vom Kohlestrom. Zuletzt betrug der Anteil der erneuerbaren Energien bei RWE rund 24 Prozent.
Analysten sehen Kapitalerhöhung positiv
Trotz Analystenlob zum Kapazitätsausbau bei Alternativen Energien hat RWE am Mittwoch die Anleger mit einer überraschenden Kapitalerhöhung etwas verstimmt. Die Aktien des Energiekonzerns büßten schlussendlich 4,59 Prozent auf 32,67 Euro ein. Der Versorger konnte die neuen Aktien auf einem hohen Niveau platzieren, denn vom Corona-Tief der RWE-Aktie bei gut 20 Euro Mitte März war der Kurs bis zum Vortag wieder um rund 70 Prozent gestiegen auf etwas mehr als 34 Euro.
Zwei Milliarden Euro brutto nahm RWE mit der Kapitalerhöhung am Dienstagabend ein und will mit dem Nettoerlös seine zugleich höher gesteckten Investitionsziele finanzieren. Die neuen Aktien wurden für 32,55 Euro je Stück an die Investoren verkauft und sind für 2020 dividendenberechtigt.
Laut RBC-Analyst John Musk kam der Schritt auf den ersten Blick unerwartet, ist seines Erachtens jedoch positiv zu sehen. Er eröffne neue Möglichkeiten in der Expansion im Bereich der Erneuerbaren Energien. Die aufpolierte Bilanz gebe zudem mehr Spielraum für Wachstum und mehr Flexibilität. Mit dem frischen Geld könne RWE die jüngst von Nordex übernommenen Projekte rascher umsetzen und zugleich das eigene Portfolio an Erneuerbaren Energien ausbauen. Die neuen Papiere seien am Vorabend in nur 30 Minuten gezeichnet worden.
Goldman-Analyst Alberto Gandolfi, der die RWE-Aktie auf der "Conviction Buy List" für besonders aussichtsreiche Papiere beließ, schrieb: Sollte RWE mit dem eingenommenen Geld die Stromkapazitäten in den kommenden zehn Jahre um schätzungsweise 500 Megawatt jährlich erhöhen, könnten rund 2 Milliarden Euro an zusätzlichem Wert geschaffen werden. Das entspräche 3 Euro je RWE-Aktie.
Jefferies-Analyst Ahmed Farman merkte allerdings an: Da sich die Investitionen erst nach 2022 auszahlen dürften, sei kurzfristig mit einer Verwässerung der Gewinne zu rechnen. Dies hatte auch RBC-Kollege Musk als den negativen Aspekt der Kapitalerhöhung bezeichnet.
Im SDAX stiegen derweil die Anteilsscheine des Anbieters von Grünem Strom ENCAVIS um 1,4 Prozent auf 14,24 Euro. Damit kletterten sie wieder dicht an ihr Rekordhoch, das sie am vergangenen Donnerstag bei 14,42 Euro erreicht hatten. Händler verwiesen auf Impulse für eine mögliche Konsolidierung in der Branche durch die Kapitalerhöhung von RWE.
/nas/he/tih
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