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Nordex liefert Anlagen über 42 MW nach Polen - Aktie gibt ab

13.04.21 17:26 Uhr

Nordex liefert Anlagen über 42 MW nach Polen - Aktie gibt ab | finanzen.net

Die Nordex SE hat von der VSB Gruppe einen Auftrag über die Lieferung von Turbinen der 3-MW-Klasse in Polen erhalten.

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Der Projektentwickler hat elf Turbinen für ein Windcluster mit insgesamt 42,6 MW bestellt, wie Nordex am Dienstag mitteilte. Der Auftrag umfasse auch einen Service-Vertrag der Turbinen über 20 Jahre. Hinsichtlich des Anlagen-Typs und des Projektnamens sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Nordex Group will die Anlagen im Herbst 2022 liefern und die Inbetriebnahme ist für das Ende desselben Jahres vorgesehen.

Aufträge bis zum Anschlag

Dem Windanlagen-Bauer Nordex hat die Corona-Pandemie im abgelaufenen Jahr trotz hoher Belastungen nicht den Optimismus genommen. Schon im neuen Jahr erwartet das jüngst in den MDAX aufgestiegene Unternehmen, bei Umsatz und Gewinn-Marge ein Stück weiter an seine Ziele bis Ende 2022 zu kommen. Mut macht gute Auftragslage. Was sonst noch bei Nordex los ist, wie die Aktie sich entwickelt und was die Analysten dazu sagen:

DAS IST LOS BEI NORDEX:

Perspektivisch will Nordex im Bereich der an Land gebauten Windkraftanlagen in die Top 3 am Markt aufsteigen. So soll laut dem Vorstandschef José Luis Blanco der Wert des Unternehmens langfristig gesteigert werden.

Vor Aufträgen kann sich der Konzern laut Vorstandschef Blanco kaum retten. 5,5 Gigawatt an Leistung wurden 2020 installiert, was einem Plus von drei Vierteln im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Zusätzlich dazu gingen im selben Jahr Aufträge in Höhe von 6 Gigawatt ein. Die ersten Monate von 2021 sehen nicht anders aus: Nordex gab bereits zahlreiche neue Vertragsabschlüsse bekannt.

Doch bevor Nordex sich den neuen Bestellungen widmen kann, müssen zunächst frühere Aufträge abgeschlossen werden: Trotz der vertraglichen Möglichkeit, Projekte wegen der Pandemie erst später fertig zu stellen, habe Nordex versucht die vereinbarten Liefertermine einzuhalten, sagte der Manager bei der Vorlage der Geschäftszahlen Ende März.

Trotz der guten Auftragslage sah sich Nordex mit hohen Belastungen durch die Corona-Krise konfrontiert: Die Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns hätten zeitweise in mehreren Ländern zu Verzögerungen in der Lieferkette geführt. Zeitweise stand die Produktion still, hieß es. Wegen Verspätungen seien dem Konzernchef zufolge auch Entschädigungszahlungen geflossen. Zum Fertigungsverbund gehören Werke in Deutschland, Spanien, Brasilien, den USA, Indien und Mexiko.

Die Mehrkosten insgesamt waren hoch: Unter dem Strich war der Verlust 2020 mit knapp 130 Millionen Euro fast 80 Prozent größer als noch im Jahr zuvor, trotz eines kräftigen Umsatzwachstums auf 4,65 Milliarden Euro.

Schlussendlich schaffte Nordex ein operatives Ergebnis von 94 Millionen Euro. Damit erfüllte das Unternehmen seine Prognose, blieb aber deutlich unter der vor Pandemie-Beginn ausgegebenen Zielspanne von 160 bis 240 Millionen Euro.

Der Umsatz soll 2021 zwischen 4,7 und 5,2 Milliarden Euro liegen. Zudem soll dieses Jahr von jedem Euro mehr als operativer Gewinn hängen bleiben: Konzernchef Blanco will die operative Gewinnmarge (Ebitda-Marge) mindestens verdoppeln und im besten Fall auf 5,5 Prozent hochschrauben. Helfen könnte hierbei das Auslaufen margenschwacher Projekte.

Doch ganz aus dem Schneider sieht der Chef das Unternehmen noch nicht: Die Erholung verlaufe nach und nach, sagte er Ende März gegenüber der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX: "Wir erwarten noch ein schwaches erstes Quartal", danach soll es aufwärtsgehen.

Bereits im November hatte sich der Konzern zudem Ziele bis Ende 2022 gesetzt: So will Nordex einen Umsatz von rund fünf Milliarden Euro und eine Ebitda-Marge von acht Prozent schaffen. Hierbei soll auch ein Sparprogramm helfen, das einem Sprecher zufolge das gesamte Unternehmen nach Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung abklopft.

Den Löwenanteil des Geschäfts macht der Konzern dabei weiterhin in Europa, der Anteil am Umsatz betrug im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte. Danach reihen sich die USA mit fast einem Viertel ein, dicht gefolgt von Lateinamerika mit rund einem Fünftel. Mit sieben Prozent fristete der Rest im vergangenen Jahr eher ein Schattendasein.

Doch zumindest in Sachen Produktion soll Indien an Bedeutung gewinnen. So will die Geschäftsführung die Kapazitäten dort ausbauen und außereuropäische Projekte insbesondere von dort aus bedienen. Neben dem Bau verdient Nordex auch an der Wartung der Anlagen. Das Service-Geschäft machte im vergangenen Jahr sieben Prozent des Geschäfts aus, wächst laut Angaben des Unternehmens aber stetig.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Sein kürzlich erreichtes Zwischenhoch mit gut 29 Euro hat der Kurs zuletzt wieder unterschritten: Dieser Wert wurde zuletzt im Februar 2016 erreicht. Dennoch bleiben die Papiere mit zuletzt rund 25 Euro weiterhin viereinhalb Mal so teuer wie am Tiefpunkt des Corona-Schocks an der Börse im März 2020.

Betrachtet man die Entwicklung seit Ende 2019, hat sich der Aktienkurs mehr als verdoppelt. Nordex entwickelte sich damit seitdem deutlich besser als die meisten deutschen Aktien. Im MDax liegt der Wert damit aktuell auf dem fünften Rang; Spitzenreiter bleibt der Corona-Gewinner Shop Apotheke mit einem Plus von knapp 340 Prozent.

Dennoch ist das seit Ende März im Index der mittelgroßen Werte gelistete Unternehmen weiterhin ein Leitgewicht an der Börse. Mit einem Börsenwert von knapp drei Milliarden Euro wird Nordex vom Konkurrenten Siemens Gamesa (Siemens Gamesa Renewable Energy SA) deutlich in den Schatten gestellt: Die Siemens-Energy-Tochter (Siemens Gamesa Renewable Energy SA) kommt nach kräftigen Zuwächsen in den vergangenen Monaten derzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund 20 Milliarden Euro.

Trotz des jüngsten Höhenflugs ist die Aktie von Nordex weit entfernt von dem Niveau kurz nach dem Börsengang im Jahr 2001. Damals trieb der Börsenhype um die Jahrtausendwende die Kurse bis auf um Kapitalmaßnahmen bereinigte 111 Euro. Nach dem Platzen der Spekulationsblase am Aktienmarkt und wegen vieler hausgemachter Probleme stürzte der Nordex-Kurs bis auf 1,44 Euro im Jahr 2005 ab.

Nach der Sanierung des Konzerns mit dänischen Wurzeln, die unter anderem durch die finanzielle Beteiligung der BMW-Erbin Susanne Klatten möglich war, ging es wieder kräftig aufwärts. 2015 kaufte Nordex die Windenergie-Sparte des spanischen Infrastrukturkonzerns Acciona. Dieser hält aktuell rund ein Drittel der Anteile. Die Familie Klatten hat ihren Anteil deutlich reduziert und hält einer Aufstellung des Wirtschaftsinformationsdiensts Bloomberg inzwischen weniger als zehn Prozent.

DAS SAGEN DIE EXPERTEN:

Zuletzt äußerte sich Constantin Heese, Experte des Analysehauses Jefferies, Anfang April positiv zu dem Windanlagenbauer. Das Unternehmen strebe einen Platz unter den Top 3 am Markt an und fordere hierdurch Siemens Gamesa heraus. Trotz der Schwierigkeiten im Finanzjahr 2020 habe Nordex Marktanteile hinzugewinnen können.

Daneben geht Heese davon aus, dass sich mit der neuen Turbinen-Generation auch die Profitabilität und der Umsatz verbessern wird. Für 2022 hält der Experte dann auch niedrigere Kosten durch die neue Fabrik in Indien für möglich. Alles in allem erwarte er für die Jahre 2022 und 2023 ein deutlich höheres Ergebnis je Aktie. Für das laufende Jahr zeigte sich Heese hingegen weniger optimistisch.

Die derzeit niedrigere Bewertung der Aktie sieht der Jefferies-Experte insgesamt als nicht gerechtfertigt an. Er blieb daher bei seiner Kaufempfehlung und setzte das Kursziel auf 34 Euro nach oben.

Auch Holger Fechner von der NordLB behielt zuletzt seine positive Einschätzung bei und rät zum Halten der Aktie, setzte den Zielkurs mit 30 Euro jedoch etwas niedriger an. Der Experte wertete die Investitionen - trotz Belastungen - im vergangenen Jahr positiv. Daneben habe Nordex im Gesamtjahr dank des Verkaufs des europäischen Projektentwicklungsgeschäfts nur einen überschaubaren Rückgang beim operativen Ergebnis verzeichnet. Den optimistischen Ausblick sieht der Experte aufgrund des sehr guten Auftragsbestands und der gesteigerten Kapazitäten zudem als erreichbar an.

Mit dieser Einschätzung sind Fechner und Heese nicht allein: Die Hälfte der 14 von der Finanzagentur Bloomberg befragten Analysten empfehlen einen Kauf von Nordex-Anteilsscheinen, sechs sind dem Halten zugeneigt und nur einer rät zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 27,43 Euro.

Aktuell verliert die Nordex-Aktie via XETRA 0,8 Prozent auf 24,70 Euro.

FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)

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Bildquellen: Nordex

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