Zalando: Wohin mit dem Geld aus dem IPO?

Das Emissionsvolumen belief sich dabei auf 605 Millionen Euro. Aber was macht Zalando eigentlich mit diesem Geld? Der Online-Modehändler gibt in seinem Börsenprospekt keinen speziellen Verwendungszweck für den Nettoemissionserlös an. Den Unterlagen ist lediglich zu entnehmen, dass die Gesellschaft mit dem Erlös ihr langfristiges Wachstum sowie ihre allgemeinen Geschäfte finanzieren will. Als weitere Möglichkeiten werden aufgeführt, die zugeflossenen Mittel für die Expansion in andere Länder, für die Erweiterung in neue oder verwandte Geschäftszweige und für Akquisitionen zu verwenden.

Zalando klar auf Wachstum fokussiert

Rückschlüsse auf die Verwendung des Nettoemissionserlöses aus dem IPO lassen sich jedoch auch aus der angegebenen Strategie ablesen: Ein Hauptziel des Börsenneulings ist es, seinen Anteil am europäischen Modemarkt zu vergrößern. Dies will er erreichen, indem er die Zahl seiner Kunden steigert. Daneben soll über Maßnahmen zur Kundenbindung der Anteil an den jährlichen Modeausgaben jedes Kunden erhöht werden.

Zalando erwartet, dass sich die Verschiebung vom Offline- zum Online-Handel fortsetzt. Um von der Beliebtheit mobiler Geräten wie Tablets oder Smartphones zu profitieren, setzt Zalando auf die Entwicklung eigener Apps. Erklärtes Ziel ist es, dass Einkaufen zum Erlebnis und die Zalando-App zur meistgenutzten Mode-App wird. Einzelheiten hierzu gehen aus dem Börsenprospekt nicht hervor.

Als weiteres Kernelement der Unternehmensstrategie führt der Börsenprospekt die selektive Ausweitung des Geschäfts auf. Der Online-Vertrieb von Mode soll weiterhin das Kerngeschäft bleiben. Aber die Zalando-Führung will möglicherweise auch das Geschäft ausweiten, indem sie neue Märkte erschließt, neue Produktkategorien, Logistik- und Zahlungsdienstleistungen anbietet sowie strategische Akquisitionen vornimmt. Hierbei richtet sie das Augenmerk auf Geschäftsfelder, die mit dem bestehenden Geschäft vereinbar sind, mit ihm verwandt sind oder es ergänzen.

Der Online-Versender von Mode und Schuhen, der mit dem Werbeslogan "Schrei vor Glück" bekannt wurde, fasst zudem eine neue Marketingkampagne, ein neues Paketdesign sowie einen Relaunch seiner Website ins Auge.

Verstärkung im Technologiebereich geplant

Auch Zalando-Vorstand Rubin Ritter erklärte jüngst, dass er sich zwar Zukäufe vorstellen kann, im Fokus stehe jedoch das Wachstum aus eigener Kraft. Erreichen wolle Zalando dieses Ziel unter anderem durch die Erschließung neuer regionaler Märkte und die Ergänzung des Sortiments um Sportkleidung für Frauen, Bademode, Unterwäsche, Mode für Schwangere und Übergrößen.

Beim Thema Zukäufe denkt Ritter weniger an Modekonkurrenten. Vielmehr hat er Interesse an Technologieunternehmen mit Internet-Kompetenz, um für Nutzer der Website den Einkaufskomfort zu verbessern. Beispiele hierfür wären Anwendungen, mit denen man die eigene Kleidergröße ermitteln kann, oder Bilderkennungs-Software, mit der die Kunden Kleidungsstücke fotografieren und ähnliche Produkte bei Zalando finden können. Für den Emissionserlös in Höhe von 605 Millionen Euro kommen also zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in Frage.

Amazon zum Vorbild: Wachstum vor Gewinn

Die Ausrichtung von Zalando ist klar: Der Online-Modehändler will auch dann investieren, wenn es Gewinn kostet. Zwar konnte Zalando vor seinem Gang an die Börse zumindest operativ die Gewinnzone erreichen - im zweiten Quartal wurde vor Zinsen, Steuern und Ausgaben für Mitarbeiteraktien ein Gewinn von 35 Millionen Euro erzielt - im Gesamtjahr 2014 dürfte das Unternehmen aber trotzdem noch nicht profitabel sein. Dafür will Zalando im laufenden Geschäftsjahr beim Umsatz die Marke von 2 Milliarden Euro knacken. Nach Aussagen von Zalando-Vorstand Rubin Ritter werde im gesamten Geschäftsjahr ein entscheidender Schritt in Richtung Ebit-Breakeven unternommen, die Gewinnschwelle werde aber eventuell nicht ganz erreicht.

Mit dieser Präferenz "Wachstum vor Gewinn" steht Zalando aber nicht allein da. Auch der große Konkurrent im E-Commerce-Handel, der Branchenriese Amazon, schlägt den gleichen Weg ein. Der US-Handelsgigant enttäuschte im zweiten Quartal mit anhaltend hohen Verlusten, während er den Umsatz um kräftige 23 Prozent steigerte. Erklärtes Ziel von Firmengründer und -chef Jeff Bezos ist es, rasch Marktanteile zu gewinnen. Aber auch wenn die Anleger in der Vergangenheit mit dieser Strategie einverstanden waren, wächst angesichts der Sorge vor künftig noch größeren Verlusten auch die Kritik und die Amazon-Aktie gab seit Jahresbeginn rund 20 Prozent nach.