Jim Cramer mit Rundumschlag: "Es gibt zu viele Bullen am Markt"
Nachdem in der letzten Woche gleich mehrere anerkannte Börsen-Analysten verlauteten, der Bullenmarkt werde sich weiter fortsetzen, holte sie Starinvestor Jim Cramer in seiner Sendung "Mad Money" kurzerhand auf den Boden der Tatsachen zurück. Seiner Meinung nach gibt es aktuell zu viele Bullen am Markt.
• Dow Jones mit neuem Rekordhoch
• Analysten sagen Fortbestehen des Bullenmarkts voraus
• Cramer betont den Ernst der aktuellen Lage
Schaut man sich die aktuelle Entwicklung an den Aktienmärkten an, könnte man meinen, die Corona-Pandemie sei schon längst durchgestanden. Denn während es im März im Zuge der ersten heftigen Corona-Welle zu einem historischen Einbruch an den internationalen Aktienmärkten kam, konnten einige der damals betroffenen Indizes mittlerweile sogar neue Höchststände erreichen. Zuletzt gelang dies dem US-Leitindex Dow Jones in der vergangenen Woche. Angetrieben wurde die Euphorie insbesondere durch Meldungen von Pharma-Unternehmen wie Moderna, BioNTech und Pfizer, die allesamt positive Daten zu ihren Impfstoffkandidaten vermeldeten. Dabei verwundert es kaum, dass die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität unter Anlegern weltweit für strahlende Gesichter sorgte.
Impfstoffhoffnungen lassen Märkte weiter steigen
Bestätigt wurde das bullishe Sentiment dann letzte Woche auch gleich von mehreren Experten. So gehe beispielsweise Morgan Stanley-Stratege Mike Wilson davon aus, dass der Bullenmarkt noch mehr Raum nach oben hätte, wie er gegenüber CNBC vergangenen Donnerstag verlautete. Auch Goldman Sachs-Analyst David Kostin schloss sich in einem Kundenbericht der positiven Einschätzung an. Er hält es für möglich, dass der marktbreite S&P 500 bis zum Ende des Jahres 2021 20 Prozent zulegen kann. Ihre positiven Aussichten für den Aktienmarkt stützen die Strategen dabei vor allem darauf, dass unter den Anlegern derzeit viele Bären wären, die sich über kurz oder lang in Bullen wandeln würden und somit die Indizes noch weiter nach oben katapultieren dürften.
Cramer mit Rundumschlag zur aktuellen Corona-Situation
Doch hier liegen die Experten falsch, ist sich Jim Cramer sicher. Die Begründung dafür lieferte er in seiner Sendung "Mad Money". Seiner Meinung nach gäbe es derzeit nicht zu viele Bären am Markt, er meint, "es gibt zu viele Bullen". Zwar stimme es, dass es positive Nachrichten zu vermelden gebe, die ein positives Sentiment stützten, jedoch dürfe die aktuelle Gesamtlage nicht aus den Augen verloren werden. So würden die Corona-Neuinfektionen in den USA mittlerweile exponentiell wachsen. Seit Anfang November kommt es täglich zu mehr als 100.000 Neuinfektionen, Tendenz steigend. Somit sei klar, dass "ein Großteil der Bevölkerung sich mit dem Virus infizieren wird". Während man zu einem frühen Zeitpunkt noch davon ausgegangen war, dass größere Zusammentreffen wie beispielsweise in der Kirche oder in Pflegeheimen für viele Infektionen verantwortlich wären, wüsste man nun, dass es vor allem geschehe, "wenn man in Innenräumen mit seinen Freunden isst, oder wenn man sein Kind von der Schule abholt und nach Hause bringt". Man könne also nicht mehr "nur von Hotspots" sprechen.
Daneben stünden viele Amerikaner unter dem Eindruck, dass es sich bei dem Corona-Virus im Prinzip nur um eine Erkältung handele und dass nur bestimmte Personengruppe wirklich in Gefahr durch die Krankheit seien. Zwar sei es laut Cramer durchaus richtig, dass im Kampf gegen Corona schon viele wichtige Fortschritte erzielt worden seien, Fakt sei aber auch, dass bei starken Symptomen ein Gang ins Krankenhaus oder zum Arzt notwendig sei. Krankenhäuser und Ärzte würden jedoch an die Grenzen ihrer Kapazitäten stoßen, was wiederum dazu führe, dass "COVID viel tödlicher wird, als es sein sollte".
Angesichts dieser Situation ist es nach Cramers Ansicht durchaus möglich, dass ein erneuter Lockdown verhängt wird. Zwar würden vielleicht nicht so viele Unternehmen zum Schließen gezwungen wie zuvor, jedoch gehe der Börsenkenner davon aus, dass viele Menschen freiwillig auf ein unnötiges Verlassen ihrer Wohnung verzichten würden, um eine Ansteckung zu vermeiden. Darüber hinaus könnten Verbraucher die Wirtschaft ja auch nur dann am Laufen halten, wenn sie noch eine Arbeit haben. Ein erneuter Lockdown würde allerdings erneut großen Druck für Unternehmen bedeuten und nicht wenige Insolvenzen nach sich ziehen.
Ein weiteres Problem bei einem erneuten herunterfahren der Wirtschaft? Dieses Mal könnten die Menschen nicht auf eine Hilfe seitens der US-Regierung zählen. Hier hätte insbesondere der Wahl-Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem gewählten zukünftigen Präsidenten Joe Biden zu einer Art Machtvakuum geführt. Und auch im US-Kongress gäbe es zwischen den Demokraten und Republikanern nach wie vor keine Einigung bezüglichen eines neuen Konjunkturpakets.
Zu viele Bullen am Markt
Cramers Fazit: die aktuelle Lage stelle keine gute Grundlage dar für eine robuste Wirtschaft oder einen steigenden Aktienmarkt. Es gäbe eben zu viele Bullen "und ein großer Teil davon wird in Panik geraten".
Redaktion finanzen.net
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