Auch Finanzchef geht

Air Berlin-Großaktionär Etihad wirft Chef raus - Alle Beteiligungen auf dem Prüfstand

24.01.17 16:06 Uhr

Air Berlin-Großaktionär Etihad wirft Chef raus - Alle Beteiligungen auf dem Prüfstand | finanzen.net

Nach dem Abtritt von Air-Berlin-Chef Stefan Pichler tauscht auch die arabische Großaktionärin Etihad ihre Führungsspitze aus.

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Etihad-Chef James Hogan werde das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte verlassen, teilte die Fluggesellschaft aus dem Emirat Abu Dhabi am Dienstag mit. Auch Finanzchef James Rigney nimmt seinen Hut. Aufsichtsratschef Mohamed Mubarak Fadhel al-Mazrouei stellt die verlustreichen Beteiligungen der Araber an anderen Fluggesellschaften auf den Prüfstand.

Mazrouei ließ aber offen, ob sich Etihad im Zuge einer Neuaufstellung von Beteiligungen wie Air Berlin trennen könnte. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte sich zuletzt skeptisch zu einer denkbaren Komplettübernahme der seit Jahren defizitären Air Berlin gezeigt.

Gerüchte, dass Etihad einen Einstieg bei der Lufthansa plane, wies Hogan vor einigen Tagen zurück. Anschließend berichtete die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Insider, dass sich der Staatsfonds von Abu Dhabi mit zehn Prozent der Lufthansa beteiligen wolle. Eine Bestätigung dafür gab es nicht. Allerdings feilen Lufthansa und Etihad seit kurzem an einer Kooperation, die neben der gegenseitigen Vermarktung von Flügen dem Vernehmen nach auch Wartung und Bordverpflegung umfassen können.

Hogan hatte Etihad seit 2006 zu einer bedeutenden Langstrecken-Airline mit rund 120 Flugzeugen ausgebaut, die auf der renommierten Skytrax-Rangliste zu den neun besten der Welt zählt. Mit dem Einstieg bei schwachen Gesellschaften wie Air Berlin und Alitalia errichtete er ein internationales Partner-Netzwerk für Zubringerflüge nach Abu Dhabi.

Allerdings musste Etihad in den vergangenen Jahren für die immer höheren Verluste ihrer Partner einspringen. Die Beteiligungen wurden für die Araber zum Fass ohne Boden. An Alitalia hält Etihad 49 Prozent der Anteile, an Air Berlin 29 Prozent. Zudem haben die Araber dem zuletzt mit einer Milliarde Euro verschuldeten deutschen Partner auf anderen Wegen mehrfach hunderte Millionen Euro zugeschossen.

Mazrouei lobte am Dienstag zwar Hogans Verdienste - kündigte aber zugleich an, Etihads Strategie insgesamt zu überprüfen. Dazu zählt das Geschäft in Abu Dhabi genauso wie das der Partner. "Wir müssen uns weiterentwickeln und unsere Kapitalbeteiligungspartnerschaften mit anderen Fluggesellschaften jeweils anpassen, auch wenn wir uns weiterhin unserer Strategie verpflichtet fühlen", sagte er.

Wer Hogan und Rigney nachfolgt, ist noch nicht entschieden. Die Suche nach Nachfolgern laufe bereits, hieß es. Hogan und Rigney stehen nach ihrem Abgang bei Etihad nicht auf der Straße. Beide wechselten zu einer Beteiligungsgesellschaft, hieß es in Abu Dhabi.

Der derzeitige Air-Berlin-Chef Pichler übergibt seinen Job bereits Anfang Februar an den bisherigen Lufthansa-Manager und früheren Germanwings-Chef Thomas Winkelmann. Die bisher zweitgrößte deutsche Fluglinie wird dabei faktisch in drei Teile zerschlagen. Bis zu 1200 Jobs fallen weg. Ein Teil der Flotte soll samt Personal in einem neuen Bündnis mit dem Ferienflieger Tuifly aufgehen, ein anderer Teil wird inklusive Besatzung an den Lufthansa-Konzern vermietet.

Bei der Etihad-Beteiligung Alitalia steht unterdessen die Streichung von 1600 Stellen im Raum. Die italienische Regierung hat Alitalia aufgefordert, einen detaillierten Rettungsplan zu entwickeln. Dieser solle auf die "Wiederbelebung des Unternehmens" zielen und von den Aktionären und Gläubigern unterstützt werden. Etihad beteilige sich aktiv an der Sanierung, betonte das Unternehmen nun. Hogan hatte vor wenigen Tagen gesagt, für Alitalia brauche es eine "italienische Lösung". Damit erteilte er Spekulationen über einen möglichen Einstieg der Lufthansa bei den Italienern eine Absage.

ABU DHABI (dpa-AFX)

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