Wiener Börse: Chance auf neuen Gipfelsturm
Österreichs Wirtschaft brummt, Anlegern bieten sich lukrative Investmentchancen. Doch das Land muss nach der Nationalratswahl einige Reformen anpacken, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Wer Spannung im deutschen Wahlkampf vermisst hat, der hätte vor den Nationalratswahlen in Österreich in den vergangenen Wochen seine helle Freude gehabt: Mit insgesamt 30 TV-Duellen, einem 81-jährigen Milliardär, der bei einem Oben-ohne-Wettbewerb stolz seinen Körper präsentiert, oder Parolen wie „Liebe deine Nächsten — für mich sind das unsere Österreicher“ der „Sozialen Heimatpartei“ FPÖ war der Politzirkus der Alpenrepublik deutlich unterhaltsamer zu derjenigen hierzulande.
Das Ziel der Oppositionsparteien, mit Provokationen und Peinlichkeiten eine erneute Große Koalition aus der sozialdemokratischen SPÖ und der konservativen ÖVP zu verhindern, ist dennoch gescheitert. Mit Stimmverlusten, aber dennoch einer knappen Mehrheit von 51 Prozent werden die beiden großen Volksparteien erneut die Regierung bilden — wenn auch mit kräftigem Gegenwind. Vor allem kleine, europakritische Parteien, die künftig zusammen rund ein Drittel der österreichischen Wähler vertreten, haben den beiden großen Stimmen abgejagt. Mit dem Stillstand und mangelndem Reformwillen, den selbst Vizekanzler Michael Spindelegger nach der Wahl einräumte, dürfte vorerst Schluss sein. Für den Wirtschaftsstandort Österreich wäre das auf lange Sicht ein Segen.
Im Moment steht die Wirtschaft gut da. Die Finanzkrise hat sie vergleichsweise schadlos überstanden, die Arbeitslosenquote ist mit knapp fünf Prozent eine der niedrigsten Europas und die Prognose für das Wirtschaftswachstum wurde von 1,6 auf 1,8 Prozent angehoben. Zwei Drittel aller österreichischen Unternehmen werden von der EU als innovativ eingestuft und sind für den globalen Wettbewerb gewappnet.
Bedrohter Wirtschaftsstandort
Laut Konjunkturindikator der Bank of Austria hellt sich die Stimmung bei den österreichischen Firmen nach der Finanzkrise wieder auf. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sich die Situation in vielen europäischen Ländern stabilisiert. Gleichzeitig profitiert Österreich von der Stärke Deutschlands — beide Volkswirtschaften sind eng miteinander verwoben. Die Exporte steigen wieder stärker an, und die Menschen konsumieren mehr. Erst kürzlich hat die Ratingagentur Fitch dem Land die Bestnote „AAA“ mit stabilem Ausblick bestätigt.
Dass es Österreich gut geht, ist paradoxerweise das größte Problem des Landes. Die Große Koalition hat ihm Stabilität gegeben, gleichzeitig jedoch für Stillstand gesorgt. Zu lange haben sich die beiden Volksparteien, die mit Unterbrechungen seit 60 Jahren zusammen regieren, auf dem Erfolg ihrer bedächtigen Politik ausgeruht und darüber wichtige Reformen in Sachen Bildung oder Rentensystem vor sich hergeschoben. Längst ist nicht alles so rosig, wie es scheint: Unternehmen klagen darüber, dass sie immer häufiger keine geeigneten Fachkräfte finden. Verschärft wird dieses Problem durch das niedrige Renteneintrittsalter von im Schnitt 58 Jahren und gleichzeitig gravierenden Lücken im Bildungssystem. Ein Viertel der 15-Jährigen ist nicht in der Lage, sinnerfassend zu lesen. Hinzu kommt der aufgeblasene Verwaltungsapparat, der die Innovationskraft des Landes beeinträchtigt, wie die EU in einem Bericht bemängelt.
Von den möglichen Problemen ist an der Börse derzeit allerdings nichts zu spüren. Zwar gehörte das Wiener Parkett bis Juli dieses Jahres zu einem der schlechtesten Märkte in Europa, weil vor allem die starke Ausrichtung auf den kriselnden osteuropäischen Markt vielen Unternehmen zu schaffen machte. Doch seit auch dort die Zeichen größtenteils auf Erholung stehen, hat sich die Börse berappelt und wird für Anleger immer interessanter.
Fundamental sind die Austroaktien günstig: Das Kurs-Buchwert-Verhältnis des ATX-Index der Wiener Börse liegt bei eins, das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit 11,7 knapp unter dem langfristigen Durchschnitt, und die Dividendenrendite beträgt im Schnitt fast drei Prozent. Interessante Einstiegschancen also. Zwar ist der ATX in den vergangenen drei Monaten um mehr als zehn Prozent auf über 2.500 Punkte gestiegen, von seinem Allzeithoch von 5.010 Punkten ist er jedoch meilenweit entfernt. Experten der Raiffeisen Centrobank rechnen damit, dass sich die positive Entwicklung fortsetzt. Ende des ersten Halbjahres 2014 soll der ATX bei 2.800 Punkten stehen.
Verkauf des Tafelsilbers
Als besonders aussichtsreich könnten sich die Unternehmen erweisen, die sich zum Teil noch in Staatsbesitz befinden, etwa der Energiekonzern OMV, die Österreichische Post oder Telekom Austria. Im Wahlkampf hatte die ÖVP angekündigt, in der kommenden Legislaturperiode Staatsunternehmen zu privatisieren. Die SPÖ hat sich zwar dagegen ausgesprochen, dennoch ist es möglich, dass zumindest ein Teil der Staatsbeteiligungen versilbert wird, um Geld in die Kassen zu bekommen.
Anleger, die in österreichische Unternehmen investieren, sollten jedoch gute Nerven haben. Austrias Aktienmarkt ist sehr volatil, vor allem weil die Marktkapitalisierung vergleichsweise gering ist. Selbst kleinere Meldungen und die daraufhin einsetzenden Handelsaktivitäten können heftige Kursschwankungen auslösen.
Gut also, dass der Wahlkampf mit all seinen Kuriositäten erst mal beendet ist und wieder Ruhe einkehren kann. Nach der Regierungsbildung, so sind sich viele Analysten einig, könnte es zu neuem Schwung an der Wiener Börse kommen.
Investor-Info
Wahlergebnis
Kleine Große Koalition
Obwohl andere Regierungskonstellationen möglich sind, haben SPÖ und ÖVP trotz Stimmverlusten eine Fortführung der Großen Koalition signalisiert. Vor allem europakritische Parteien wie die FPÖ, Team Stronach und Neos hatten zugelegt.
ComStage ETF ATX
Auf den Index setzen
Der ComStage ETF ATX bildet die 20 größten und meistgehandelten österreichischen Aktien ab, die
im Prime Standard der Wiener Börse gelistet sind. 42 Prozent der Titel machen derzeit Finanzwerte aus, jeweils rund 15 Prozent gehören zu Rohstoffen, Industriegütern sowie Energiewerten. Die Aktien im ATX sind günstig und bieten Aufwärtspotenzial.
3 Banken Österreich-Fonds
Ausgewählte Austroaktien
Der Aktienfonds investiert in lukrative österreichischen Unternehmen und setzt dabei vor allem auf Einzelstorys wie den Halbleiterhersteller AMS oder Kapsch Traffic, einen Anbieter von Verkehrstelematiklösungen. Auch Immo-Aktien wie Immofinanz, Conwert oder CA Immo traut das Management mittelfristig ein Aufholen der hohen Abschläge zu.
Allianz Invest Austria Plus
Rendite mit Basisindustrie
Der Aktienfonds ist mit einem Plus von 150 Prozent in den vergangenen zehn Jahren einer der erfolgreichsten Österreich-Fonds überhaupt. Er investiert in österreichische Standard- und Spezialwerte. Im Gegensatz zum 3 Banken Österreich-Fonds setzt der Pioneer Funds Österreich stärker auf die Basisindustrie statt auf Finanz- und Immobilientitel.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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21.03.2013 | OMV verkaufen | Goldman Sachs Group Inc. | |
23.01.2013 | OMV halten | HSBC Trinkaus & Burkhardt AG | |
09.11.2012 | OMV underperform | Credit Suisse Group | |
08.11.2012 | OMV neutral | UBS AG | |
08.11.2012 | OMV neutral | Nomura |
Datum | Rating | Analyst | |
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11.05.2012 | OMV kaufen | Erste Bank AG | |
09.05.2012 | OMV buy | Société Générale Group S.A. (SG) | |
27.04.2012 | OMV kaufen | Erste Bank AG | |
25.04.2012 | OMV buy | Société Générale Group S.A. (SG) | |
09.03.2012 | OMV kaufen | Erste Bank AG |
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23.01.2013 | OMV halten | HSBC Trinkaus & Burkhardt AG | |
08.11.2012 | OMV neutral | UBS AG | |
08.11.2012 | OMV neutral | Nomura | |
08.11.2012 | OMV hold | Société Générale Group S.A. (SG) | |
06.11.2012 | OMV neutral | J.P. Morgan Cazenove |
Datum | Rating | Analyst | |
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21.03.2013 | OMV verkaufen | Goldman Sachs Group Inc. | |
09.11.2012 | OMV underperform | Credit Suisse Group | |
18.10.2012 | OMV underperform | Credit Suisse Group | |
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