+17% - RWE will sich aufspalten: Ökostrom-Sparte soll an die Börse - Aktie steigt
Der zweitgrößte deutsche Energiekonzern RWE will sich nun auch aufspalten.
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Der RWE-Konzern kündigte am Dienstag an, das Geschäft mit Netz, Vertrieb und Erneuerbaren Energien in eine neue Gesellschaft auszugliedern und bis Ende 2016 an die Börse zu bringen. "Der Konzernumbau ist unsere Antwort auf den Umbau der europäischen Energielandschaft", sagte Konzernchef Peter Terium. "Wir schaffen zwei zukunftsfähige Unternehmen unter einem Dach." Zwei Drittel der 60.000 RWE-Beschäftigten sollen künftig in der neuen Gesellschaft arbeiten, an der RWE mehrheitlich beteiligt bleibt. Der Hauptkonzern will sich auf konventionelle Kraftwerke und Energiehandel konzentrieren.
An der Börse hatten bereits Gerüchte über einen bevorstehenden radikalen Eingriff die Runde gemacht. RWE-Aktien schossen am Dienstag um 16,57 Prozent nach oben und schlossen den Xetra-Handel bei 12,70 Euro.
Vor einem Jahr hatte bereits RWE-Rivale E.ON seine eigene Aufspaltung angekündigt. Allerdings unterscheiden sich die Pläne in einem wichtigen Punkt: So gliedert E.ON die Großkraftwerke in die neue Gesellschaft Uniper aus und will diese ebenfalls im kommenden Jahr an die Börse bringen. Der Hauptkonzern selbst will sich auf die zukunftsträchtigeren Geschäfte rund um den Ökostrom, Netze und den Energievertrieb konzentrieren.
ANTWORT AUF DIE ENERGIEWENDE
RWE-Chef Terium hatte bislang betont, den Konzern als Ganzes erhalten zu wollen. Dies hatte er allerdings stets davon abhängig gemacht, dass sich die Rahmenbedingungen für die Branche nicht noch weiter verschlechtern. Wegen des Ökostrombooms verdienen die Versorger mit ihren Kohle-, Gas- und Atomkraftwerken immer weniger Geld, viele Anlagen lohnen sich schon jetzt kaum noch. Erst Mitte November hatte Finanzchef Bernhard Günther gesagt, dass sich der Konzern inzwischen "ernsthaft" mit der eigene Aufspaltung beschäftige. Nun soll der Aufsichtsrat bereits am 11. Dezember grünes Licht für die Aufspaltung geben.
Terium sieht gute Chancen für die Tochter: So bekomme die neue Gesellschaft durch den eigenen Zugang zum Kapitalmarkt neue Wachstumsperspektiven. Gleichzeitig bleibe er davon überzeugt, dass die konventionellen Kraftwerke als Rückversicherung für die erneuerbaren Energien noch lange gebraucht werden. "In der neuen Struktur werden wir gleichermaßen unserer Verantwortung in der klassischen Energiewelt und den Bedürfnissen der Energiewelt von Morgen gerecht."
STEHEN ZU VERANTWORTUNG FÜR ATOM-ALTLASTEN
Terium betonte, dass RWE damit weiter zu seiner Verantwortung für die Atom-Altlasten stehe: "Mit den Aktien der neuen Tochtergesellschaft haben wir in Zukunft sogar einen Vermögenswert, der uns noch besser in die Lage versetzt, bei Bedarf unsere Rückstellungen zu bedienen." E.ON hatte seine Atomkraftwerke ursprünglich in die neue Gesellschaft mit ausgliedern wollen, musste davon aber wegen massiven politischen Drucks Abstand nehmen. Die Bundesregierung hatte dem Konzern vorgeworfen, sich aus seiner Verantwortung für die Kosten des Atomausstiegs stehlen zu wollen.
Die neue RWE-Tochter wird größer als die Mutter sein. Auf Basis der für dieses Jahr erwarteten Zahlen wird sie auf einen Umsatz von mehr als 40 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von gut vier Milliarden Euro kommen. Die Gesellschaft soll ihren Sitz in Essen haben. Der Schwerpunkt wird bei den erneuerbaren Energien liegen. Zudem soll die Gesellschaft die 550 000 Kilometer Stromnetze ausbauen und neue Angebote für die Kunden entwickeln. Ziel sei es, dass die Tochter künftig "attraktive Dividenden" zahlt, sagte Terium. Das soll auch die Finanzkraft der Mutter stärken.
Der Manager hatte zuletzt über die schwierige Finanzierungslage für den Konzern geklagt und dabei auch eine Kapitalerhöhung ins Spiel gebracht. Gerade ausländische Geldgeber würden angesichts der großen Unsicherheiten über die künftigen Weichenstellungen in der Energiepolitik kaum noch Geld geben.
BÖRSIANER: RISIKO EINER KAPITALERHÖHUNG SINKT
Der von der Energiewende in Deutschland gebeutelte RWE-Konzern will das Geschäft mit Netz, Vertrieb und Alternativen Energien in eine neue Gesellschaft ausgegliedern und bis Ende 2016 an die Börse bringen. Ein solcher Schritt sei längst notwendig gewesen, denn die bisherige Unternehmensstruktur sei kaum mehr tragbar gewesen, sagte Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner.
Ein anderer Börsianer hob das Geld hervor, das der geplante Börsengang der auszugliedernden Konzernteile in die Kassen von RWE spülen könnte. Das Risiko einer Kapitalerhöhung sinke dadurch oder könnte gar der Vergangenheit angehören.
AKTIE WAR ZULETZT WIEDER UNTER DRUCK GERATEN
Fehlende klare Aussagen zur Dividende sowie ein mit Enttäuschung aufgenommener Geschäftsausblick hatten die Aktien nach der Vorlage von Neunmonatszahlen Mitte November wieder unter Druck gebracht. Hinzu kamen jüngst vage Andeutungen über einen möglichen Kapitalbedarf, der die Aktionäre weiter verunsicherte.
Der Kurs war daraufhin wieder bis auf rund 10,50 Euro eingeknickt. Die Luft aus der Erholung schien endgültig raus: Noch Anfang November hatten rund 14 Euro auf dem Kurszettel gestanden, nachdem die Papiere im September bis auf fast 9 Euro gefallen waren. Das war der tiefste Stand mindestens seit Mitte der 1990er Jahre gewesen.
/enl/jha/fbr
ESSEN (dpa-AFX)
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Bildquellen: RWE
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