Wirtschaftsnobelpreisträger Krugman warnt eindringlich: Euroraum schon nahe an der Rezession
Für den Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman steht fest: Die Zeichen für eine Rezession der Weltwirtschaft mehren sich. Besonders schlimm steht es seiner Ansicht nach für den Euroraum.
Die Weltwirtschaft gerät zunehmend in Bedrängnis: Schwache Wachstumsraten lassen Experten aufhorchen, das Wort "Rezession" schwebt wie ein Gespenst über den Köpfen der Anleger. Auch der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman, Nobelpreisträger in seinem Arbeitsfeld, kommt zu dem Ergebnis, dass das Rezessionsgespenst schon bald Wirklichkeit werden könnte.
Kommt die Rezession noch 2019?
In einer Rede auf dem "World Government Summit" in Dubai zeigte sich der Experte besorgt über den Zustand der Weltwirtschaft. Die Hoffnung vieler anderer Experten auf eine "sanfte Landung" teilt er nicht. Stattdessen rechnet Krugman mit einem harten Aufschlag: Es gebe gute Chancen, dass die USA noch im Spätjahr 2019 oder 2020 in eine Rezession rutschen könnte, berichtet CNBC.
Dabei glaubt der Wirtschaftswissenschaftler nicht an ein großes, Rezession auslösendes, Ereignis - es seien vielmehr zahlreiche Abwärtssignale, die die Wahrscheinlichkeit einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums erhöhen. Dies sei zum einen der weiter andauernde Handelskonflikt zwischen den Vereinigten Staaten und China, der möglicherweise in neuen Strafzöllen münden könnte, wenn die Beteiligten bis zum 1. März - dem Ablauf des vorübergehenden Waffenstillstands - keine Einigung erzielen. Auch das Steuerprogramm von US-Präsident Donald Trump hält er nicht für konjunkturfördernd, dies sei "nicht sehr effektiv", erklärt Krugman. Insbesondere am Markt gehypte Techwerte könnten den Abwärtstrend weiter beschleunigen: "Es beginnt sich zu zeigen, dass der Blase die Luft ausgehen könnte", warnt der Wirtschaftsprofessor weiter.
"Europa ist nahe an der Rezession"
Während die US-Wirtschaft nach seinen Worten Ende des Jahres in eine Rezession rutschen könnte, sind die Aussichten für den Euroraum seiner Ansicht nach noch deutlich schlechter: Dieser sei bereits jetzt ein Ort, "der einer Rezession sehr nahe kommt", so Krugman.
Auch die EU-Kommission sieht offenbar akute Warnsignale und hat in der vergangenen Woche ihre Prognose für die Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone massiv gedämpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde 2019 in den 19 Staaten der Eurozone um 1,3 Prozent zunehmen. Dabei verwies die Brüsseler Behörde insbesondere auf getrübte Ausblicke in Deutschland, Italien und auch Frankreich. Die Prognose sei zudem wegen internationaler Spannungen und einem drohenden chaotischen Brexit mit erheblichen Unsicherheiten behaftet.
Politik nicht vorbereitet
Einem Rezessionsszenario entgegenzuwirken wäre Sache der Politik. Die Zentralbanken haben Krugman zufolge aber wenig Handlungsspielraum. Wirtschaftspolitisch sei zudem mangelnde Bereitschaft auszumachen, kritisierte der Experte weiter. "Die Hauptsorge war immer, dass wir keine wirksame Antwort darauf haben, wenn die Dinge sich verlangsamen". Die Entscheidungsträger seien seiner Meinung nach nicht auf einen Abschwung vorbereitet.
Ob die düsteren Zukunftsprognosen von Krugman tatsächlich eintreffen, bleibt abzuwarten. Er selbst glaubt zwar an das Rezessionsszenario, betont aber: "Übrigens, meine Erfolgsbilanz ist schlecht - wie die aller anderen auch. Niemand ist gut darin, die Wendepunkte genau zu erkennen".
Redaktion finanzen.net
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