Wirecard-Aktie tiefrot: Neuer Skandal um dubiose Trading-Seiten?
Für die Wirecard-Aktie geht es am Freitag bergab. Einem Bericht zufolge soll der Zahlungsabwickler bei betrügerischen Trading-Seiten mitgewirkt haben.
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Das Handelsblatt berichtet am Freitag, dass Wirecard als Zahlungsabwickler für betrügerische Trading-Seiten gedient haben soll. Der Meldung zufolge soll Wirecard oft in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaften auftreten. Auch zivilrechtliche Klagen seien nicht ausgeschlossen, berichtet das Handelsblatt. Bis jetzt ist allerdings nicht geklärt, inwieweit die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen, und ob Wirecard irgendwelche Pflichten verletzt hat.
Die Aktie des Finanzdienstleisters litt mal wieder unter Negativschlagzeilen: Bis Börsenschluss verlor das Papier des DAX-Konzerns an der Frankfurter Börse 8,67 Prozent auf 140,10 Euro und büßte damit wieder einen Teil seiner jüngsten Erholungsrally ein. Am Morgen waren die Titel zeitweise sogar über 14 Prozent eingebrochen.
Zuvor hatte das "Handelsblatt" über eine Bande mutmaßlicher Anlagebetrüger in Wien und Sofia berichtet, die einen Teil ihres Zahlungsverkehrs über die Wirecard Bank abgewickelt haben sollen. Österreichs Innenministerium taxiere die Beute der Kriminellen auf jährlich mindestens 100 Millionen Euro. Ein beträchtlicher Teil der Ermittlungen liegt bei der Staatsanwaltschaft in Wien, die gegen Wirecard aber nicht ermittelt, sondern nur Unterlagen angefordert hat.
"Aufgrund unseres Risikomanagements wurde der Kunde frühzeitig aktiv gekündigt", erklärte eine Wirecard-Sprecherin auf Anfrage. "Es gibt auch keine uns bekannten Vorgehen (der Behörden) gegen Wirecard in dem Zusammenhang." Die Wirecard Bank unterziehe jeden Kunden einer fundierten Prüfung nach den Vorschriften des Geldwäschegesetzes.
Wirecard hatte in diesem Frühjahr schon mehrfach mit dramatischen Kursverlusten zu kämpfen, nachdem die Londoner "Financial Times" über finanzielle Unregelmäßigkeiten von Wirecard-Mitarbeitern in Singapur berichtet hatte. Eine von Wirecard beauftragte Singapurer Anwaltskanzlei stellte in ihrem Bericht fest, dass es vereinzelte Falschbuchungen gegeben hatte, aber weniger gravierend als von der Zeitung ursprünglich berichtet.
Die seit September 2018 im DAX notierte Aktie sackte daraufhin Anfang Februar bis auf 86 Euro ab, nachdem das Papier vor den Berichten noch knapp 170 Euro gekostet hatte. In den vergangenen Wochen konnte sich die Aktie allerdings deutlich von diesen Verlusten erholen und hatte Anfang der Woche zeitweise wieder mehr als 160 Euro gekostet.
Von den im vergangenen Herbst erreichten Höchstkurs von 199 Euro ist die Aktie derzeit weit entfernt. Trotz der hohen Verluste seitdem gehört das Wirecard-Papier in den vergangenen Jahren zu den größten Gewinnern am deutschen Aktienmarkt. So summiert sich das Plus in in den vergangenen fünf Jahren auf rund 320 Prozent - seit dem Frühjahr 2009 legte der Kurs sogar um rund 2000 Prozent zu.
Mit einer Marktkapitalisierung von zuletzt knapp 17 Milliarden Euro ist der Zahlungsabwickler aus einem Münchener Vorort an der Börse inzwischen deutlich mehr wert als die Commerzbank (7,8 Mrd Euro) oder die Deutsche Bank (12,5 Mrd Euro).
Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Dow Jones Neswires
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