EZB-Rat berät quartalsweise über PEPP - Gesamtvolumen vorerst konstant
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich bei seinen Beratungen am 10. und 11. März 2021 darauf geeinigt, künftig quartalsweise das Tempo der Anleihekäufe unter dem Pandemiekaufprogramm PEPP zu bestimmen.
Wie aus dem jetzt veröffentlichten Sitzungsprotokoll hervorgeht, stimmte der EZB-Rat dem Vorschlag von EZB-Chefvolkswirt Philip Lane zu einer deutlichen Anhebung der Kaufvolumen nur unter der Bedingungen zu, dass die Käufe später wieder verringert werden können und das Gesamtvolumen von 1.850 Milliarden Euro zunächst unangetastet bleibt.
Der Rat hatte am 11. März beschlossen, das Tempo der PEPP-Anleihekäufe im zweiten Quartal gegenüber den ersten Monaten des Jahre deutlich zu erhöhen.
"Die Mitglieder waren sich einig darüber, dass der Rat jedes Quartal eine gemeinsame Einschätzung von Finanzierungsbedingungen und Inflationsausblick vornehmen wird, um das Tempo der Käufe zu bestimmen, die zur Bewahrung günstiger Finanzierungsbedingungen notwendig sind", heißt es in dem Dokument. Aber auch in der Zeit dazwischen könne das Programm flexibel angepasst werden.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte in einer Anhörung vor dem Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europaparlaments eine Woche nach der Ratssitzung gesagt, dass die EZB alle sechs Wochen bei ihren geldpolitischen Beratungen das PEPP-Kauftempo bestimmen werde.
Kauftempo kann auch wieder reduziert werden
Weiter heißt es im Protokoll: "Für Lanes Vorschlag gab es einen breiten Konsens unter der Voraussetzung, dass das PEPP-Gesamtvolumen unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht in Frage gestellt wird und das Kauftempo in der Zukunft wieder reduziert werden könnte." Das Gesamtvolumen könne falls nötig erhöht werden, es müsse aber nicht ausgeschöpft werden, wenn sich günstige Finanzierungsbedingungen auch so herstellen ließen. Es wurde unterstrichen, dass die Flexibilität des PEPP symmetrisch sei - entsprechen den Marktbedingungen.
Im EZB-Rat gab es unterschiedliche Auffassungen über das notwendige Ausmaß der Beschleunigung der Käufe. So wurde einerseits argumentiert, dass sich die Risikobeurteilung seit Januar verbessert habe, was für eine maßvolle Anhebung spreche. Von anderer Seite hieß es dagegen, dass die EZB die im Dezember herrschenden Finanzierungsbedingungen wieder herstellen müsse, so lange der mittelfristige Inflationsausblick unbefriedigend bleibe.
Straffung von Finanzierungsbedingungen käme verfrüht
Vor diesem Hintergrund und obwohl die Risiken für den ökonomischen Ausblick des Euroraums mittelfristig ausgewogenen seien, betrachtete der Rat die jüngste Straffung der Finanzierungsbedingungen allgemein als verfrüht - auch weil die zyklische Position des Euroraums schwächer als die der USA sei. "Das wurde weithin als ein Grund für mehr geldpolitische Akkommodation betrachtet", heißt es im Protokoll
Der EZB-Rat legte Wert auf die Feststellung, dass er mit seinen Maßnahmen lediglich einer ungewollten Straffung der Finanzierungsbedingungen entgegenwirken wolle. Man müsse dem irrigen Eindruck entgegentreten, die EZB betreibe eine Form von Zinskurvenkontrolle, hieß es.
Schnabel sieht keine veränderten Erwartungen zu Zinspfad
Zuvor hatte EZB-Direktorin Isabell Schnabel in ihrer Präsentation auf eine Versteilung der Zinskurve hingewiesen, die von sinkenden Corona-Infektionszahlen, zunehmendem Impffortschritt und der Verabschiedung eines großen US-Fiskalpakets begleitet gewesen sei. Auch hätten höhere Rohstoffpreise zum Anstieg der langfristigen, nominalen Anleiherenditen beigetragen, der zudem nicht so stark wie in anderen Wirtschaftsräumen gewesen sei.
"Die BIP-gewichtete Renditekurve des Euroraums war beträchtlich flacher als in den meisten Jahren vor der Covid-19-Pandemie und hatte größtenteils dieselbe Beschaffenheit wie kurz vor ihrem Ausbruch", zitiert das Protokoll Schnabel.
Eine Zerlegung der zehnjährigen OIS-Swap-Rate habe gezeigt, dass sich die Erwartungen der Investoren hinsichtlich des Pfades der kurzfristigen Zinsen kaum geändert hätten. Vielmehr habe der Anstieg der Langfristzinsen vor allem auf höheren Laufzeitprämien und Inflationserwartungen beruht.
FRANKFURT (Dow Jones)
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