Der Anlegerbrief Holger Steffen

DAX: Kernschmelze im Finanzsektor

08.08.16 12:20 Uhr

DAX: Kernschmelze im Finanzsektor | finanzen.net

Der DAX macht einen tief gespaltenen Eindruck. Der Gesamtindex versucht den Ausbruch aus dem Abwärtstrend, Finanzwerte liegen allerdings am Boden.


Eine Kolumne von Holger Steffen, Head of Research von Der Anlegerbrief.
Deutsche Bank -49 %, Commerzbank -44 %, Allianz -24 %, Münchener Rück -19 % - die Performance der großen Finanzkonzerne im DAX seit Jahresbeginn. Vor diesem Hintergrund ist es fast ein Wunder, dass der deutsche Leitindex immer noch über 10.000 Punkten notiert und zuletzt sogar kurz davor stand, den mittelfristigen Abwärtstrend zu knacken. Doch insbesondere wegen der Entwicklung im Finanzsektor ist das Unterfangen gescheitert, das Ende der Konsolidierungsphase steht noch aus.

EZB: Große Kollateralschäden

Dem Problem einer ausgeuferten Verschuldung in der Eurozone, insbesondere im Staatswesen, zum Teil aber auch im privaten Sektor, begegnet die EZB mit einer immer expansiveren Geldpolitik. Das zunehmend verzweifelter verfolgte Ziel ist dabei, den Kredithahn offen zu halten und die Zinslasten zu senken, um einen Dominoeffekt ausfallender Kredite zu verhindern. Die Nullzinsen haben zwar tatsächlich zu einer spürbaren Reduktion der Finanzierungskosten geführt (ablesbar aus den Minirenditen von Unternehmens- und Staatsanleihen), aber die Nebeneffekte sind gewaltig. Vor allem die Finanzkonzerne haben mittlerweile große Schwierigkeiten, ein renta¬bles Neugeschäft aufzutreiben. Damit kränkelt gerade diejenige Branche, die das billige EZB-Geld in die Wirtschaft bringen soll.

Kernproblem ungelöst

Und die Hilfsmaßnahmen reichen zudem bislang nicht aus, um das Schuldendilemma zu entschärfen. Aktuell wird das am Beispiel Italien ersichtlich, wo mannigfaltige Strukturprobleme und eine über Jahre geringe Wirtschaftsdynamik das Problem fauler Kredite auf ein gigantisches Maß (die Schätzungen liegen bei 360 Mrd. Euro) haben anschwellen lassen. Aktuell sind zusätzliche Wertberichtigungen in einem höheren zweistelligen Milliardenvolumen notwendig, daher wird hektisch nach Rettungsmaßnahmen für den Sektor gesucht.

Fazit zum DAX

Dass dabei im großen Umfang auf Anteilseigner und Anleihengläubiger zurückgegriffen wird, halten wir aufgrund der Ansteckungsgefahr für den gesamten Sektor für ausgeschlossen. Stattdessen dürfte ein neues Maßnahmenpaket aufgelegt werden, mit dem letztlich der Staat einspringt, vermutlich flankiert von der EZB. Die Verkündung einer solchen Stützungsaktion könnte für…

Anlegerbrief-Kolumne


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