Bond-Riese Gundlach warnt: Über diese zwei Risiken sollten sich Anleger unbedingt im Klaren sein
Die Notenbanken versuchen, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie mit enormen Eingriffen in den Geldmarkt abzumildern. Das bringt Folgen mit sich, denen Anleger nicht genügend Beachtung schenken, warnt Bond-Experte Jeffrey Gundlach.
Werte in diesem Artikel
• Börsen scheinen Corona-Risiken auszublenden
• Jeffrey Gundlach warnt vor Folgen der Fiskalpolitik
• Dollar-Crash und Abhängigkeit von den Super 6
Die Corona-Krise scheint Anlegern inzwischen keine tiefen Sorgenfalten mehr auf die Stirn zu treiben. Während die Infektionszahlen in einigen Ländern weiter steigen und insbesondere die Vereinigten Staaten mit der Ausbreitung des Virus kämpfen, haben die Börsen die Krise bereits abgehakt: Viele Märkte sind wieder auf dem Weg zu ihren Vorkrisenniveaus, US-Techwerte haben sogar neue Höchststände erreicht.
Verantwortlich für die positive Anlegerstimmung sind die Notenbanken, die die Märkte mit Liquidität fluten, um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzuschwächen. Dass dies von Investoren nicht kritisch genug betrachtet wird, macht Anleihen-König Jeffrey Gundlach Sorgen.
Warnung vor Dollar-Crash
In einem Interview mit "Yahoo Finance" warnt der Gründer der Investmentfirma DoubleLine Capital LP davor, dass Anleger zwei elementare Risiken ausblenden würden.Die "fiskalische Explosion", wie Gundlach die Flut von Liquidität von Seiten der Notenbanken nennt, werde den US-Dollar schlussendlich schwächen. Kommt es zu einem Dollar-Crash, könnte dies die finanzielle Dominanz der Vereinigten Staaten brechen, fürchtet der Anleihen-Experte.
Zwar steht dieses Szenario nicht unmittelbar bevor, allerdings "besteht das Risiko, dass sich der Dollar in einen signifikanten Abwärtstrend umkehrt, da der Wert des Dollars gegenüber anderen Währungen stark vom Wachstum unseres Budgets und des Handelsdefizits beeinflusst wird". Das Handelsdefizit der USA sei aufgrund der Auswirkungen von COVID-19 auf das globale Wachstum gesunken, zeitgleich sei das Haushaltsdefizit aus dem gleichen Grund aber explodiert, fasst Gundlach die wirtschaftliche Lage der Vereinigten Staaten zusammen.
Dabei stehen die USA schlechter da als viele andere Volkswirtschaften, in denen die Zentralbanken ebenfalls umfangreiche Fiskalmaßnahmen ergriffen haben. Was die Europäische Zentralbank und andere Währungshüter beschlossen haben, sei "zwergenhaft" verglichen mit dem, was die Fed in die Wege geleitet hat, glaubt Gundlach. "Wir tragen hier wirklich die Hauptlast im Hinblick auf die fiskalische Explosion".
Abhängigkeit von den "Super 6"
Ein weiterer Punkt neben einem möglichen Dollar-Crash, dem Anleger aktuell zu wenig Beachtung schenken, sei seiner Meinung die Rekordrally an den Märkten. Die jüngste Outperformance der Wall Street - trotz einer Zunahme der Coronavirus-Infektionen - sei hauptsächlich getrieben von sechs Tech-Titeln, die Gundlach "Super 6" nennt. Facebook, Amazon, Apple, Alphabet, Netflix und Microsoft hatten die Erholung im Tech-Sektor in den vergangenen Wochen und Monaten angeführt, auch die vergangenen Jahre waren von der Dominanz der FAANG-Aktien und Microsoft geprägt. "Ohne die Super 6 gibt es an den US-Aktienmärkten kein Gewinnwachstum. In den letzten fünf Jahren gab es kein Gewinnwachstum. Wenn sie die herausnehmen, gibt es nichts mehr", warnte der Investor. Bei den Small Caps sehe er überhaupt kein Gewinnwachstum.
Tatsächlich schätze er die Gewinne an den Aktienmärkten auf ein Niveau von 2016 ein, als die Aktienkurse allerdings noch um rund ein Drittel niedriger lagen. "Die Fundamentaldaten sind durch die Manipulation des Marktes komplett aus dem Takt geraten", fügte er hinzu.
Privatanleger im Visier
Auch die steigende Aktivität im Privatanlegersektor hält Gundlach für gefährlich. "Der Aktienmarkt ist teilweise gestiegen, weil die Regierung Menschen, die arbeitslos sind, Geld gegeben hat". Er spekulierte, dass ein Teil dieses Konjunkturgeldes an die Börse fließe, da es immer neue Produkte gebe, mit denen Privatanleger Unternehmensanteile kaufen könnten. Insbesondere der Optionsmarkt sei "ungewöhnlich aktiv", warnte Gundlach im Interview weiter.
Weiter glaubt er, dass viele Menschen ihr Geld normalerweise ins Casino tragen oder bei Sportwetten ausgeben würden, dies aktuell aber nicht könnten, "also schnappen sie sich stattdessen einfach einen Flyer der FAANG-Aktien".
Viele der Privatinvestoren, die Aktien an der Börse kaufen, "wissen nicht einmal, was sie da tun und haben wahrscheinlich bereits jetzt Geld verloren", warnte er weiter.
Redaktion finanzen.net
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