Siemens-Aktie: Was Anleger jetzt wissen müssen
Der Siemens-Konzern überrascht mit seinem Abschlussquartal positiv. Neue Perspektiven im Automatisierungsbereich und eine transparentere Prognose gefallen Börsianern.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Die im Sommer an ihm geübte Kritik steckt Joe Kaeser offenbar noch in den Knochen. Siemens hatte enttäuscht, die Aktie wurde hernach übel abgestraft. "Wir hätten kommunizieren müssen, dass wir im dritten Quartal nahezu die gesamte Organisation umgebaut haben", haderte der scheidende Chef.
Die Gegenwart ist eher nach Kaesers Geschmack: Siemens steckt im größten Konzernumbau seit Jahrzehnten, die Energiesparte wird abgetrennt. Zwar muss der künftige Chef von Siemens Energy, Michael Sen, wohl auch nach dem geplanten Börsengang im Herbst 2020 weiterhin mit einem unfreundlichen Umfeld kämpfen, doch insgesamt läuft es beim größten deutschen Industriekonzern.
Im Endspurt hat der DAX-Riese auch seine Ziele für das Geschäftsjahr bis Ende September geschafft. Umsatz und Auftragseingang zogen an, die operative Marge des industriellen Geschäfts lag bei 11,5 Prozent und damit in der Mitte der angepeilten Spanne von elf bis zwölf Prozent. Das Ergebnis je Aktie kletterte um 15 Prozent, die Dividende wird auf 3,90 Euro angehoben. Siemens überraschte damit rundherum positiv.
Im vierten Quartal vermochte die zuletzt schwache Automatisierungssparte Digital Industries (DI) zu überzeugen. Der profitabelste Kernbereich der neu strukturierten Siemens und größte Gewinnbringer im Unternehmen erreichte dank seiner Software zur Industriedigitalisierung eine operative Marge von 19,5 Prozent. Das lag deutlich über den enttäuschenden 15,4 Prozent des Vorquartals.
Konzern-Co-Chef Roland Busch, der Kaeser im Sommer 2020 nachfolgen soll, stellte am Rande der Veranstaltung in Aussicht, dass der Automatisierungsbereich, der wegen schleppender Nachfrage aus Automobil- und Maschinenbaubranche unter Druck steht, in den kommenden Monaten die Talsohle erreichen könnte. Das klassische Automatisierungsgeschäft dürfte sich also im Verlauf 2020 erholen.
Diese Perspektive trieb die Aktie ebenso an wie die Prognose. Siemens will in diesem Geschäftsjahr moderat beim Umsatz wachsen und baut auf einen Rekordauftragsbestand von 146 Milliarden Euro. Das Konzern-Margenziel wurde durch transparentere Spartenziele ersetzt: Bei DI liegt die Messlatte mit 17 bis 18 Prozent am höchsten, Smart Infrastructure (Gebäude- und Netztechnik) und die Verkehrstechnik folgen mit zehn bis elf Prozent Zielmarge.
Die Energiesparte rangiert wegen laufenden Umbaus und strukturellen Wandels in der Branche mit zwei bis fünf Prozent am Ende. Der Job von Michael Sen ist gleichwohl anspruchsvoll: Er muss sich eine ansprechende Aktienstory für den Börsengang ausdenken.
Fazit: Die Zurückhaltung ist verschwunden, Anleger sehen Licht am Ende des Tunnels. Der Konzernumbau schafft Werte. Attraktiv.
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