Klarheit nach Johnson-Wahlsieg sorgt für steigende Kurse an Londoner Börse
Der klare Sieg von Premierminister Boris Johnson und seinen konservativen Tories hat den britischen Aktienmarkt am Freitag beflügelt.
Die lange Zeit lähmende Brexit-Unsicherheit weicht aus dem Markt. Johnson kann nun das Land am 31. Januar zu den Bedingungen seines Austrittsabkommens aus der Europäischen Union führen.
"Johnson gewinnt die Wahlen für das britische Unterhaus mit einer deutlichen Mehrheit. Damit bestätigt der Wähler ein zweites Mal, dass er den Brexit will", schrieb NordLB-Volkswirt Stefan Große. Er glaubt jedoch, dass die Briten einen hohen wirtschaftlichen und politischen Preis für ihre scheinbare Unabhängigkeit bezahle werden.
Der britische Leitindex FTSE 100 gewann zuletzt 1,62 Prozent auf 7391,04 Punkte - ungeachtet des starken britischen Pfund, das zum US-Dollar und zum Euro deutlich zulegte.
Banken waren im "Footsie" unter den größten Gewinnern. Die nachlassende politische Unsicherheit nach der Wahl sei für die Institute positiv, kommentierten die Volkswirte von Goldman Sachs. Sie glauben, dass schon mit dem Februar-Budget konjunkturfördernde Maßnahmen angekündigt werden dürften und in der Folge das Wachstum ab der zweiten Jahreshälfte anziehen werde.
Unter den Aktien der Kredithäuser schnellten die Titel der RBS um mehr als 11 Prozent hoch. Lloyds Banking Group und Barclays gewannen jeweils mehr als 8 Prozent. Auch Baufirmen profitierten. So waren vorne im Leitindex Taylor Wimpey mit plus 14 Prozent. Persimmon gewannen mehr als 10 Prozent.
Auftrieb von der jüngsten Entwicklung auf der Insel bekamen zudem die Aktien von Fluggesellschaften. Nach dem Wahlergebnis sei die politische Zukunft klarer, sodass kurzfristig das Pfund sowie das britische Verbraucher- und Geschäftsvertrauen gestärkt werden sollten, schrieb Analyst Andrew Lobbenberg in einer Branchenstudie.
Airlines reagierten auf das konjunkturelle und politische Umfeld besonders. Der Ausblick für die Airlines in Großbritannien helle sich kurzfristig auf, so Lobbenberg. Er stufte die Anteile der International Consolidated Airlines von "Hold" auf "Buy" hoch. Die IAG-Titel verteuerten sich um 9 Prozent. easyJet gewannen in ähnlicher Größenordnung dazu.
Zu den wenigen Verlierern am britischen Aktienmarkt zählten Konsumgüter- sowie Nahrungs- und Getränkehersteller. In diesem Sektor seien Konzerne mit einem nicht unerheblichen Umsatzanteil in Großbritannien, die mitunter in Pfund Sterling bilanzierten, schrieb Analyst Martin Deboo von Jefferies. Sie reagierten auf das stärkere Pfund entsprechend sensibel. Unilever, Reckitt Benckiser und Diageo gaben um bis zu 1 Prozent nach.
Minus-Vorzeichen gab es ferner bei Aktien von Pharmaherstellern, die bei einem Brexit Medikamenten-Engpässe befürchten. Hikma Pharmaceuticals landeten mit minus 2,5 Prozent am "Footsie"-Ende. GlaxoSmithKline verloren 1,7 Prozent.
LONDON (dpa-AFX)
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