Hedgefonds-Manager: Finger weg von der Netflix-Aktie - auch nicht shorten!

5,3 Millionen neue Abonnenten hat der Streaming-Anbieter Netflix im dritten Geschäftsquartal gewinnen können. Damit steigt die Zahl der Menschen, die den Dienst weltweit nutzen, auf 109 Millionen. Mit dieser Wachstumsstory hatten Fans und Anleger nicht gerechnet, die Nutzerzahlen übertrafen die Erwartungen der meisten Experten. Die positive Überraschung schlug sich auch im Aktienkurs von Netflix nieder: Der Anteilsschein markierte an der US-Techbörse Nasdaq bei 204,38 Dollar ein neues Allzeithoch.

Hedgefonds-Manager warnt vor der Aktie

Auch wenn in Folge leichte Gewinnmitnahmen einsetzten: Die Netflix-Aktie notiert weiter auf hohem Niveau. Zu hoch, wie ein Hedgefonds-Manager jetzt warnt.

"Die Unternehmensbewertung macht mich weiter luftkrank", zitiert "MarketWatch" Doug Kass, den Chef von Seabreeze Partners Management. Tatsächlich hat die Marktkapitalisierung von Netflix schwindelerregende Höhen erreicht: Aktuell wird das Unternehmen an der Börse mit rund 86 Milliarden Dollar bewertet. Zum Vergleich: Das ist fast halb so viel, wie die Marktkapitalisierung des Entertainment-Riesen Walt Disney, der im Jahr 2016 bei einem Gesamtumsatz von 55 Milliarden Dollar nach Steuern 9,3 Milliarden Dollar verdient hat. Netflix hat im gleichen Zeitraum bei Erlösen von 8,8 Milliarden Dollar lediglich 186 Millionen Dollar Gewinn erzielt.

Hier setzt auch Doug Kass mit seiner Kritik an: Die Bewertung von Netflix betrage rund das 100-fache des Jahresergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Zudem verfüge das Unternehmen praktisch über keinerlei freien Cashflow, urteilt Kass weiter.

Die Nettoverschuldung, die auf mehr als drei Milliarden Dollar angestiegen ist, sei "im Verhältnis zum Aktienwert klein", verglichen mit dem Zwölfmonats-Betriebsergebnis sei dies aber sehr hoch, rechnet der Experte vor.

Auf Basis seiner Überlegungen rät Kass dazu, der Netflix-Aktie völlig fernzubleiben, selbst eine Short-Position hält er für zu riskant.

Analysten mehrheitlich bullish

An der bearishen Einstellung von Kass zu Netflix haben viele andere Experten ihre Zweifel. So haben die Analysten von BofA Merrill Lynch ihre Kaufempfehlung für die Netflix-Aktie nach Vorlage der Quartalszahlen aufrecht erhalten. Positiv hoben die Experten die geplanten Investitionen hervor. Für 2018 rechnen die Analysten mit steigenden Ausgaben, dennoch wurde das Kursziel von 199 auf 255 US-Dollar angehoben.

Bei Piper Jaffray rät man weiter zum Übergewichten des Titels und verweist insbesondere auf die Stärke des internationalen Geschäfts. Analyst Michael Olson hob in Folge der starken Quartalszahlen sein Kursziel ebenfalls an: Von 215 auf 240 US-Dollar.

Auch die Mehrzahl der anderen Expertenhäuser, die die Netflix-Aktie unter Beobachtung haben, raten zum Kauf oder Halten des Titels. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 215,18 US-Dollar. Am Dienstag hatte die Netflix-Aktie den US-Handel bei 199,48 US-Dollar beendet.

Redaktion finanzen.net