Analysten senken den Daumen

Gerry Weber-Aktie stürzt nach Gewinnwarnung rund 30 Prozent ab

10.06.15 12:05 Uhr

Gerry Weber-Aktie stürzt nach Gewinnwarnung rund 30 Prozent ab | finanzen.net

Der Modekonzern Gerry Weber kann seine Gewinnziele für das laufende Geschäftsjahr nicht mehr erreichen. Die Aktie wird daraufhin am Mittwoch kräftig abgestraft.

Gerry Weber könne sich der negativen Marktentwicklung in der Modebranche nicht entziehen, teilte das MDAX-Unternehmen mit. Niedrigere Umsätze und expansionsbedingte Kosten lasteten im ersten Halbjahr zudem auf der Profitabilität. Die entsprechende Kursreaktion ließ nicht lange auf sich warten: Am Mittwoch verliert das Papier auf XETRA zeitweise rund 30 Prozent. Laut Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg hat es einen solch starken Kurseinbruch bei Gerry Weber noch nie zuvor gegeben. Schon am Vorabend hatte das Papier nachbörslich im Frankfurter Spezialistenhandel kräftig unter Druck gestanden.

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   Für das Geschäftsjahr 2014/15 rechnet die gesamte Gerry-Weber-Gruppe nun nur noch mit einem Umsatzanstieg im hohen einstelligen Prozentbereich. Im laufenden Jahr wird seit Februar erstmals die im vergangenen Jahr übernommene Modekette Hallhuber mit einbezogen. Bislang hatte der Konzern ein stärkeres Umsatzwachstum auf insgesamt 970 Millionen bis 1 Milliarde Euro erwartet.

   Beim operativen Ergebnis (EBIT) prognostiziert Gerry Weber für 2014/15 (per Ende Oktober) nun einen Rückgang um 20 bis 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bisher war für die gesamte Gerry-Weber-Gruppe inklusive Hallhuber ein EBIT zwischen 118 und 126 Millionen Euro in Aussicht gestellt worden. Im vergangenen Jahr hatte Gerry Weber alleine ein EBIT von knapp 109 Millionen Euro erzielt.

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   Im ersten Geschäftshalbjahr verlor die Umsatz- und Ertragsentwicklung laut Gerry Weber deutlich an Dynamik. Zwar erzielte die gesamte Gruppe einen Umsatzanstieg von 4,8 Prozent auf 432,7 Millionen Euro, was einerseits auf die erstmalige Einbeziehung von Hallhuber und andererseits auf die Flächenexpansion des eigenen Verkaufsflächen zurückzuführen ist. Auf vergleichbarer Fläche musste der Gerry-Weber-Retail-Bereich jedoch einen Umsatzrückgang von 4,6 Prozent hinnehmen und blieb damit deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurück.

   Ungünstiges Wetter sowie niedrige Kundenfrequenzen in den Innenstädten und Geschäften wirkten sich ebenso negativ auf die Abverkäufe der stationären Verkaufsflächen aus wie das Konsumverhalten der Verbraucher, die laut einer GfK-Studie derzeit Ausgaben in höherpreisige Güter wie z. B. Autos, Möbel oder Investments in Immobilien bevorzugten, erläuterte Gerry Weber.

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   Expansionsbedingt stieg der gesamte Retail-Umsatz im ersten Halbjahr 2014/15 um 6,7 Prozent auf 201,3 Millionen Euro. Das Wholesale-Vertriebssegment, also das Geschäft mit Großhandelspartnern, blieb mit einem Umsatzrückgang von 11,8 Prozent auf 197,7 Millionen Euro hingegen deutlich hinter den Erwartungen zurück. Ursächlich hierfür waren unter anderem die Märkte in Russland und Osteuropa.

   Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) fiel um 14,9 Prozent auf 52,5 Millionen Euro. Neben den niedrigeren Umsätzen als geplant lasteten Rabatte auf Saisonware sowie expansionsbedingt höhere Fixkosten auf der Profitabilität. Zusätzlich drückten gestiegene Abschreibungen von 16,3 Millionen Euro, resultierend aus der Retail-Expansion sowie der Hallhuber-Übernahme, das Ergebnis. Das operative Ergebnis (EBIT) fiel mit 36,2 Millionen Euro sogar um 26,8 Prozent niedriger aus.

   Um die langfristigen Profitabilitätsziele zu erreichen, hält das Gerry-Weber-Management an seiner Expansionsstrategie fest. Darüber hinaus soll ein Anteil von bis zu 20 Prozent der Kollektionen über schnell lieferbare und flexible Beschaffungsprogramme beigesteuert werden. Dadurch sollen aktuelle Trends und dem aktuellen Bedarf entsprechende Waren schnellstmöglich auf die Verkaufsflächen gebracht werden. Zudem soll bei den Sach- und Personalkosten künftig noch genauer hingeschaut werden.

   Weitere Einzelheiten zur Geschäftsentwicklung will die GERRY WEBER International AG am 12. Juni im Rahmen der Veröffentlichung ihres Halbjahresfinanzberichtes nennen.

Über die aktuellen Zahlen herrschte jedoch auch bei den Analysten Entsetzen: Reihenweise senkten die Experten die Daumen - unter ihnen Merrill Lynch, Commerzbank, Berenberg Bank oder auch MainFirst.

Nach der neuen Gewinnwarnung drohe die Aktie von Gerry Weber zum Ladenhüter zu werden, befürchtete Analystin Yasmin Moschitz von der Commerzbank und rät nun zum Verkauf. Wie etwa die Experten von Merrill Lynch oder der Berenberg Bank geht auch sie davon aus, dass die Markterwartungen für das operative Jahresergebnis nun um rund 30 Prozent sinken werden.

Das Ansehen des Managements jedenfalls habe nach den aktuellen Prognosesenkungen kräftig gelitten. "Insgesamt bestätigt dies alles unsere Sicht, dass die Übernahme von Hallhuber teilweise dazu gedient haben dürfte, die sich weiter eintrübende Geschäftsentwicklung bei Gerry Weber zu verschleiern", schrieb Moschitz.

Für Experte Volker Bosse von der Baader Bank leidet Gerry Weber vor allem unter dem insgesamt schwachen Mode-Einzelhandelsgeschäft in Deutschland. Die Ergebnisse hätten neben der Umsatzschwäche vor allem unter höheren Rabatten auf Modeware aus der Wintersaison sowie den Kosten für Expansion und Zukäufe gelitten.

Schnelle Besserung ist für Expertin Moschitz nicht in Sicht. Zwar wolle das Management mit einem Sparkurs gegensteuern und gleichzeitig an seinen Expansionsplänen festhalten. Doch strategische Maßnahmen benötigten Zeit.

Dow Jones Newswires und dpa-AFX

Bildquellen: GERRY WEBER

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