Die Konzerngeschichte von adidas - dem zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt
Das Unternehmen aus dem fränkischen Herzogenaurach, das einst durch einen Streit unter Brüdern seinen Anfang fand, hat sich zu einem weltweitbekannten Sportartikelhersteller entwickelt. Doch wie wurde adidas zu dem Weltkonzern, der er heute ist?
Werte in diesem Artikel
• Ausstattung von Sportlern mit Sportschuhen
• 1990 Gründung der AG
• Ende 2022 mehr als 22 Milliarden Euro Umsatz und über 59.000 Mitarbeiter weltweit
Gebrüder Dassler Schuhfabrik
Der Startschuss für die Unternehmensgeschichte des Sportartikelherstellers fiel im Jahr 1924. Der spätere adidas-Gründer Adolf "Adi" Dassler tätigte zusammen mit seinem Bruder, dem späteren PUMA-Gründer Rudolf Dassler, die Eintragung der Firma "Gebrüder Dassler Schuhfabrik" in das Handelsregister. Während der Tüftler Adi Dassler für die Fertigung von Sportschuhen zuständig war, kümmerte sich Bruder Rudolf Dassler um die Akquise, so ein Bericht der "Neue Zürcher Zeitung". Bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam trugen erstmals Athleten Sportschuhe des Unternehmens, ebenso wie der vierfache Medaillengewinner Jesse Owens bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin.
1948 zerstritten sich die beiden Brüder jedoch. Es kam zur Trennung und zum Neustart: Am 18. August 1949 gründete Adi Dassler die "Adi Dassler adidas Sportschuhfabrik" mit 47 Mitarbeitern in Herzogenaurach. Der Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft durch die deutsche Nationalmannschaft im Jahr 1954 bedeutete den Durchbruch für adidas und machte das Unternehmen auf der ganzen Welt bekannt: Im WM-Finale gegen die vermeintlich überlegene Mannschaft aus Ungarn spielte die deutsche Mannschaft mit adidas-Fußballschuhen und gewann den ersten WM-Titel. Bis heute ist adidas Ausstatter des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Eine Wende in der Erfolgsgeschichte
Doch trotz der vielen Erfolge der adidas-Schuhe, -Kleidung und -Bälle führte der Weg des Unternehmens nicht ausschließlich nach oben. Nachdem Adi Dassler 1978 verstorben war, übernahm dessen Frau Käthe die Leitung des Unternehmens. Sie erlag allerdings 1984 einem Herzleiden. Drei Jahre später starb auch Sohn Horst Dassler. Die vier Töchter übergaben die Leitung der Firma an ein externes Management. Unter dessen Führung stürzte adidas laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" in eine schwere Krise. Mitte der 80er Jahre begannen wichtige Unternehmenskennzahlen zu stagnieren. Die aus dem US-Markt hervorgedrungenen Konkurrenten Nike und Reebok machten adidas schwer zu schaffen. Im Jahr 1992 verzeichnete das Unternehmen laut eigener Aussage durch "wechselnde Geschäftsleitungen und zweifelhafte strategische Entscheidungen" einen Rekordverlust und befand sich am "Rand des Ruins".
Gründung einer AG
Im Jahr 1989 wurde adidas in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Um das Unternehmen zu retten, verkauften die Töchter des adidas-Gründers ihre Anteile. Ein personeller Umschwung musste her, Robert Louis-Dreyfus übernahm die Führung und brachte adidas zurück in die Erfolgsspur. Geplagt von Finanzierungsschwierigkeiten ging adidas im November 1995 an die Börse. Der Ausgabepreis betrug umgerechnet rund 9,63 Euro. Drei Jahre später wurden die Aktien des Unternehmens in den DAX aufgenommen. Im Jahr 2001 übernahm der heutige Präsident des FC Bayern München, Herbert Hainer, das Amt des Vorstandsvorsitzenden der adidas AG. Unter ihm übernahm adidas im Jahr 2005 den amerikanischen Konkurrenten Reebok für 3,1 Milliarden Euro.
Erfolg stellt sich wieder ein
Zu Beginn der 2000er Jahre stellte sich adidas neu auf. Neben den Sport-Performance-Produkten für die Ausübung einer Sportart führte adidas ein Lifestyle-Segment mit Fokus auf sportliche Alltagskleidung ein. Bereits früher im Laufe der Unternehmensgeschichte hat es adidas laut der "Süddeutschen Zeitung" geschafft, mit den Produkten den "Zeitgeist von ganzen Generationen" zu prägen. Queen-Musiker Freddie Mercury performte 1985 beim Live-Aid-Konzert im Londoner Wembley-Stadion vor einem Milliardenpublikum in weißen Wrestling-Schuhen von adidas. Extra für Superstars außerhalb der Sportwelt wie etwa für Madonna, Pharrell Williams oder Ex-Tennis-Legende Stan Smith angefertigte und auf dem Markt platzierte Modelle entwickelten sich fortwährend als wahre Verkaufsschlager. Die Schuhe der Marke "Yeezy", die in Zusammenarbeit mit dem Hip-Hop-Star Kanye West aufgebaut wurden, waren den Fans vierstellige Summen wert und sollen den Rapper laut "Forbes" zum Milliardär gemacht haben.
Deutliche Corona-Spuren bei adidas
An der heutigen Firmenspitze befindet sich der ehemalige Vorstandsvorsitzende von PUMA, Bjørn Gulden, der Kasper Rorsted, welcher zuvor acht Jahre lang die Leitung des Konsumgüterunternehmens Henkel innehatte, im Januar 2023 als Vorstandsvorsitzenden ablöste. Hauptaugenmerk legt adidas heute mit den beiden Marken adidas und Reebok laut eigener Aussage auf den Schuh- und Bekleidungsmarkt. Während der Corona-Pandemie litten im Geschäftsjahr 2020 wichtige Kennzahlen des Unternehmens. So brach der Gewinn um 78 Prozent ein - von 1,9 Milliarden Euro auf 429 Millionen Euro, der Umsatz ging um 14 Prozent auf 19,844 Milliarden Euro zurück.
Yeezy-Schuhlinie, verbesserte Finanzen und Wachstumsaussichten
Seit 2021 hat sich adidas in einer dynamischen Phase der Entwicklung und Veränderung befunden, die eine breite Palette von Unternehmensbereichen umfasst. Dabei hat es unter anderem die Schuhlinie Yeezy getroffen. Die Partnerschaft zwischen adidas und Kanye West begann als eine der bemerkenswertesten Kooperationen in der Modebranche, die 2015 mit dem Verkauf des ersten Schuhmodells "Boost 750" startete. Nach einem erfolgreichen Lauf, der Yeezy zu einer Schlüsselmarke für adidas machte, beendete adidas die Partnerschaft im Oktober 2022 mit dem Künstler Kanye West, nach einer Reihe von antisemitischen Äußerungen des Künstlers, wie Reuters in einem Beitrag berichtet hat. Diese standen im Widerspruch zu den Unternehmenswerten von Vielfalt, Inklusion sowie gegenseitigem Respekt und Fairness. Die Entscheidung folgte auf frühere Beschwerden von West, in denen er adidas beschuldigte, versprochene dauerhafte Geschäfte für seine Yeezy-Modelinie nicht eingerichtet und seine Entwürfe für eigene Produkte verwendet zu haben, wie es weiter heißt. Trotz vorübergehender finanzieller Einbußen beschloss adidas, den verbleibenden Bestand an Yeezy-Sneakern zu verkaufen, wobei ein Teil des Erlöses wohltätigen Organisationen gespendet wurde.
Ein weiterer Aspekt dieser Phase ist die Verbesserung der Unternehmensprognosen für das Jahr 2023, getrieben durch den Erfolg von Schlüsselprodukten und einer allgemeinen Stärkung des Kerngeschäfts, wie Reuters in einem anderen Beitrag berichtete. Exklusive der Kosten, die durch die Beendigung der lukrativen Yeezy-Schuhlinie entstanden sind, rechnet adidas für das Jahr 2023 mit einem zugrunde liegenden Betriebsgewinn, statt eines vorherigen Break-Evens, wie Reuters weiter berichtet.
Inmitten dieser positiven finanziellen Entwicklungen hat adidas laut eigenen Angaben auch seine Wachstumsstrategie "Own the Game" bis 2025 vorgestellt. Mit dieser Strategie zielt das Unternehmen darauf ab, das Nettoeinkommen im Zeitraum 2021 bis 2025 jährlich, um durchschnittlich 16 bis 18 Prozent zu steigern und seine führende Rolle im globalen Sportartikelmarkt zu festigen, sowie den Markenkern zu stärken. Das Unternehmen fokussiert sich darauf, die Marke weiter auszubauen, Digitalisierung voranzutreiben und innovative Produkte zu entwickeln, um seine Marktpräsenz weltweit zu erhöhen.
Des Weiteren wurden die Nachhaltigkeitsziele weiter verfeinert, wobei adidas eine Roadmap für die kommenden Jahre entwickelt hat, um positive ökologische und soziale Veränderungen zu erzielen. Ende 2022 beschäftigte adidas weltweit über 59.000 Mitarbeiter und verzeichnete einen Jahresumsatz von mehr als 22 Milliarden Euro. Damit positioniert sich das Unternehmen laut Statista als der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt, hinter Nike.
Redaktion finanzen.net
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