R O R R O
Die Aktienmärkte haben auf „Risiko On“ umgeschaltet. Aber die Herausforderung für Anleger heißt unverändert: finanzielle Repression.
Das hat auch unser Investmentforum bestätigt. Und vor allem die G-4-Zentralbanken rund um den Globus erinnern uns daran. Sie pumpen weiter Liquidität in die Märkte – mit Hochdruck. Hier sei zunächst die US-Zentralbank Fed genannt, die auf „QE 3“ – die geldpolitische Lockerung, dritter Teil – umgeschaltet hat. Auch die Bank of Japan, die sich jetzt auf ein Inflationsziel festnageln ließ (Wo bleibt bloß ihre Unabhängigkeit?), kauft fleißig immer mehr Schuldtitel des Inselstaates auf.
Ausgesprochen oder unausgesprochen haben sich die Zentralbanken vom Ziel, das Preisniveau zu festigen, wegentwickelt: hin zur Stabilisierung des Finanzsystems und der öffentlichen Haushalte. Einzig und allein die Europäische Zentralbank (EZB) scheint sich um die Liquidität zu sorgen und ließ eine Rückabwicklung ihrer langfristigen Tender zu. Insgesamt jedoch stehen wir vor einem Paradigmenwechsel!
Problematisch ist auch: Die Zentralbanken kaufen fleißig auf, haben aber keine „Exit Strategy“. Je mehr sie zum wichtigsten Käufer von Staatsanleihen geworden sind, desto schwieriger können sie diese wieder „versilbern“. Ein starker Renditeanstieg wäre die Folge. Auch sind sie Gefangene ihres eigenen Erfolges. Die Investoren – von Liquidität und Hoffnung auf Normalisierung getrieben – schalten stärker von „Risk Off“ in den „Risk-on“-Modus. Umso schwieriger wird es, andere Investoren zu motivieren, ihre Gelder in Papiere mit negativer Realverzinsung zu investieren oder dort investiert zu lassen. Wohl oder übel sind die „Lender of last resort“ (die Geldgeber letzter Instanz) zum „Buyer of last resort“ (Anleihenkäufer letzter Instanz) geworden.
Für Anleger geht es unverändert um „RORRO“: „Risk On – Real Return On“. Denn: Die aufstrebenden Staaten versprechen in diesem Jahr weiterhin den größten Wachstumsbeitrag für die Weltwirtschaft zu liefern. Aber auch in den USA ist das Bild freundlicher geworden, der Häusermarkt scheint sich zu stabilisieren. Die Eurozone bleibt zwar von Wachstumsrisiken überlagert, doch die Operationen der EZB haben das Bild deutlich verbessert. Erfreulich auch: Die Bewertungen an den Aktienmärkten sind unverändert attraktiv, wenn es sich hier auch sicher lohnt, nach Ländern und Regionen zu unterscheiden.
Autor: Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets & Thematic Research Allianz Global Investors
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