Realpolitik
In den letzten Wochen bestimmte vor allem die Realpolitik dasGeschehen an den internationalen Kapitalmärkten.
Stefan Scheurer, Vice President, Global Capital Markets & Thematic Research
Allianz Global Investors
Realpolitik 1:
Die Bevölkerung der Krim hat abgestimmt. Der russische Präsident Putin hat Fakten geschaffen. Die Zeichen stehen weder seitens Russland noch der westlichen Welt auf Eskalation. Realpolitik eben. Dennoch: Die Ukraine wird uns noch einige Zeit beschäftigen. Die Devisenreserven sind drastisch gesunken und die EU nimmt weitere Sanktionen ins Visier, sollte sich die Lage verschärfen.
Realpolitik 2:
Dem Offenmarktausschuss der US-Notenbank (FOMC), der sich im März 2014 zum ersten Mal mit seiner neuen Chefin Janet Yellen traf, sind die zuletzt positiven US-Konjunkturdaten nicht entgangen. Zeichen dafür, dass sich wie von uns erwartet der strenge Winter jetzt nachträglich in den harten Zahlen positiv bemerkbar macht. Das FOMC tut gut daran, mehr auf eine an der Realität orientierte Geldpolitik zu setzen. Insgesamt bestätigt uns das in unseren Erwartungen:
1. Der stetige Abbau des Anleiheaufkaufprogramms ("Tapering") wird fortgesetzt.
2. Zugleich verfeinerte die US-Notenbank ihre geldpolitischen Leitlinien ("Forward Guidance"). Sie macht die Abkehr von der Nullzinspolitik nicht mehr von einer konkreten Höhe der Arbeitslosenquote abhängig, sondern von einem breiteren Datenkranz an Indikatoren aus Arbeitsmarkt, Konjunktur und Inflation.
3. Bei den Spekulationen um den Leitzins ist mit mehr Unruhe zu rechnen. Zwar war Yellens Unterton durchaus noch "taubenhaft", aber die FOMC-Mitglieder haben augenscheinlich ihre eigenen Erwartungen bezüglich des Leitzinses leicht angehoben.
Realpolitik 3:
China lässt immer mehr die Preissignale wirken, auch um damit das Kreditwachstum in den Griff zu bekommen. So wurden beim Renminbi eine größere Schwankungsbreite eingeführt und erneut der Zusammenbruch eines chinesischen Unternehmens zugelassen. Nichts ist so realistisch wie der Markt mit seiner schöpferischen Kraft der Zerstörung. Eine Entwicklung, die uns noch lange begleiten wird. Diese Form der Realpolitik müssen die Märkte erst einmal verdauen oder in den Risikoprämien neu einpreisen. Dennoch: Angesichts dieses makroökonomischen Szenarios mit niedrigen Renditen und geringer Inflation bieten sich Chancen auf Renditen - sofern die Bereitschaft besteht, Risiken klug einzugehen.
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