Alles nach Plan

E.ON im Fokus: Mit neuem Chef optimistisch in die Zukunft

07.05.21 12:49 Uhr

E.ON im Fokus: Mit neuem Chef optimistisch in die Zukunft | finanzen.net

Seit Anfang April hat der Essener Energiekonzern E.ON einen neuen Chef.

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In der kommenden Woche stellt er zum ersten Mal die Quartalsergebnisse vor. Experten rechnen mit einem soliden Jahresstart. Was bei E.ON los ist, was die Analysten sagen und was die Aktie macht.

DAS IST LOS BEI E.ON:

Das Tauschgeschäft mit dem früheren Konkurrenten RWE hat in den letzten Jahren für viel Aufsehen gesorgt. Zuletzt lief in dieser Hinsicht für E.ON aber alles nach Plan, das Thema dürfte also langsam erledigt sein. Ein guter Zeitpunkt für einen Schlussstrich. Den hat der frühere Konzernchef Johannes Teyssen auch gezogen und das Ruder zum 1. April übergeben. In der kommenden Woche stellt das erste Mal der neue Vorstandschef Leonhard Birnbaum die Quartalsergebnisse vor. Birnbaum ist bereits seit 2013 Mitglied des E.ON-Vorstands.

Sein erster Coup dürfte auch ein angenehmer werden, sein Vorgänger hat alles gut vorbereitet: Im März hatte der Energiekonzern bereits einen optimistischen Ausblick für das laufende Jahr 2021 gegeben. Ausgehend von den Fortschritten bei der Integration von Innogy und den positiven Entwicklungen in der Kernenergie und im Großbritannien-Geschäft erwartet der Konzern ein steigendes Ergebnis für 2021. Und auch in den Folgejahren soll es aufwärts gehen. In Großbritannien hatte E.ON 2020 den Umschwung geschafft: Schneller als erwartet werde das Ergebnis in dieser Sparte in diesem Jahr mit mehr als 100 Millionen britischen Pfund wieder positiv zum Ergebnis beitragen, kündigte der DAX-Konzern an.

Für 2021 erwartet E.ON konzernweit ein Plus beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebit) auf 3,8 bis 4,0 Milliarden Euro, der bereinigte Konzernüberschuss soll zwischen 1,7 und 1,9 Milliarden Euro herauskommen. Der Konzern betont, dass in dieser Prognose auch bereits alle abschätzbaren Corona-Risiken enthalten seien. Zwischen 2021 und 2023 rechnet Finanzvorstand Marc Spieker auf Ebit-Ebene mit einem Zuwachs von 8 bis 10 Prozent pro Jahr.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Von den 13 im dpa-AFX-Analyser seit Ende März gelisteten Experten rät mehr als die Hälfte zum Kauf von E.ON-Anteilsscheine. Fünf Analysten würden die Aktie "halten", Verkaufsempfehlungen gibt es keine. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 10,22 Euro.

Zu den Optimisten gehört mittlerweile auch das Bankhaus Metzler. Analyst Guido Hoymann stellte zuletzt in Aussicht, dass die Impulse durch die Integration von Innogy den Gegenwind steigender Zinsen bei hoher Schuldenlast mehr als kompensieren könnten. Er gehe davon aus, dass der Konzern seine Jahresziele auf das obere Ende der Prognosespanne einengen werde. Auch James Brand von der Deutschen Bank schätzt, dass bei E.ON mit steigenden Gewinnen zu rechnen ist.

Stifel-Analyst Martin Tessier attestierte dem Versorger eine sehr positive Entwicklung und rechnete daher mit soliden Quartalsergebnissen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs geht davon aus, dass E.ON einen soliden Jahresstart hingelegt hat und rät ebenfalls zum Kauf von Aktien des Energieversorgers. Goldman-Sachs-Analyst Alberto Gandolfi rechnet daher mit einem Anstieg des operativen Gewinns (Ebit) von 7 Prozent.

Etwas zurückhaltender zeigte sich zuletzt die Schweizer Großbank UBS, die E.ON nach der jüngsten Kurserholung von "Buy" auf "Neutral" abgestuft hat. Die Papiere der Essener seien zwar besser gelaufen als die aller anderen regulierten Versorger im Branchenindex, schrieb Analyst Sam Arie. Allerdings erwarte er von E.ON als steten Dividendenzahler in den kommenden Jahren nur ein begrenztes Wachstum. Auch das Analysehaus Independent Research stufte E.ON ab. Der Energiekonzern könne in den Sparten Netze und Vertrieb von der Energiewende profitieren, allerdings nur unterproportional im Sektorvergleich, schrieb Analyst Sven Diermeier.

DAS MACHT DIE AKTIE

Die E.ON-Aktie ist seit Anfang März gefragt wie keine andere DAX-Aktie - der Kurs legte in den vergangenen Wochen um mehr als 25 Prozent zu. Damit ist das Papier im bisherigen Jahresverlauf mit 15 Prozent im Plus. Zudem zog der Kurs am Donnerstag bis auf 10,50 Euro an und konnte sich damit erst einmal deutlich über die Marke von 10 Euro hieven. In den kommenden Wochen wird es spannend, ob es dem Papier diese Mal gelingt, sich nachhaltig darüber zu etablieren.

Bis Anfang März hatte die Aktie noch an Wert verloren und war bis auf 8,27 Euro abgesackt - doch danach ging es stetig nach oben. Die monatelange Talfahrt scheint jetzt vorbei zu sein, das Papier ist jetzt ungefähr wieder so viel Wert wie Ende Juli vergangenen Jahres. Von seinem Fünf-Jahres-Hoch bei mehr als 11 Euro ist es noch ein kleines Stück hin. Diesen Wert hatte E.ON Mitte Februar 2020 erreicht, wenige Tage bevor es infolge der Corona-Pandemie steil bergab ging.

Seit 2018 pendelt das Papier über weite Strecken in der Spanne von rund acht bis zehn Euro. Auch der Anfang 2018 angekündigte Innogy-Deal beflügelte die Aktie nicht nachhaltig. Von ihrem Rekordhoch von rund 45 Euro Anfang 2008 sind die Anteile des 2000 aus der Fusion der beiden Mischkonzerne Veba und Viag entstandenen Unternehmens meilenweit entfernt.

Besonders schmerzlich ist der Vergleich mit RWE seit der Ankündigung des Innogy-Deals. Während der Aktienkurs des Konkurrenten seitdem kräftig zulegte, konnte das E.ON-Papier kaum davon profitieren. So zogen die RWE-Aktien seit März 2018 um mehr als 70 Prozent an und konnten damit die Verluste der Vorjahre, die zum Teil auf den von der Bundesregierung beschlossenen Atom-Ausstieg zurückzuführen sind, wieder etwas ausbügeln.

Der Kurs der E.ON-Aktie konnte im Einklang mit dem DAX gerade mal rund ein Viertel zulegen. Das Unternehmen wird derzeit an der Börse mit knapp 27 Milliarden Euro bewertet; RWE kommt auf 21 Milliarden Euro - damit liegen beide Konzerne im unteren Mittelfeld des deutschen Leitindex. Das war 2008 noch ganz anders - da war E.ON mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 100 Milliarden Euro der wertvollste deutsche börsennotierte Konzern und RWE rangierte mit mehr als 50 Milliarden Euro noch in der Top Ten.

/knd/ngu/mne/zb

ESSEN (dpa-AFX)

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