Aktionäre gehen leer aus

SolarWorld-Aktie fällt: SolarWorld-Chef Asbeck kauft sein eigenes Unternehmen

08.08.17 12:02 Uhr

SolarWorld-Aktie fällt: SolarWorld-Chef Asbeck kauft sein eigenes Unternehmen | finanzen.net

Das Drama um den einstigen Börsenliebling SolarWorld geht in die nächste Runde.

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Insolvenzverwalter Horst Piepenburg hat die verbliebenen Vermögenswerte des Solarkonzerns und seiner Tochtergesellschaften verkauft - und zwar an ein neues Unternehmen des Firmengründers Frank Asbeck. Für die Aktionäre ist dabei nichts mehr zu holen. Sie werden aus den Verkaufserlösen keine Ausschüttungen erhalten, wie die SolarWorld AG nochmals bekräftigte.

   Offizielle Käuferin ist laut Kauf- und Übertragungsvertrag die Solarworld Industries GmbH mit Sitz in Bonn, die Asbeck erst am 26. Juli gegründet hat. An der Übernahme beteiligt ist auch eine ausländische Investorengruppe, wie Dow Jones Newswires in Unternehmenskreisen bestätigt wurde. Die Nachrichtenagentur Reuters und der Spiegel hatten berichtet, der Geldgeber sei die Qatar Foundation, eine private Stiftung im Emirat Katar.

   Die Solarworld-Aktie, die seit dem Insolvenzantrag im Mai gut zwei Drittel an Wert verloren hat, fällt um knapp 7 Prozent auf 1,12 Euro.

475 Mitarbeiter können bleiben

Am Freitag findet vor dem Amtsgericht Bonn die Gläubigerversammlung statt. Die Gläubiger müssen den Verkauf noch absegnen, was aber als sicher gilt. Sie stimmen über den Verkauf von Grundstücken, Maschinen sowie das Vorratsvermögen an den Produktionsstandorten von Solarworld im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt ab, wie es in Unternehmenskreisen hieß.

   Ziel der Veräußerung des gesamten Sachanlagevermögens, aller Vorräte und immateriellen Vermögensgegenstände an Solarworld Industries sei die Weiterführung wesentlicher Teile der Solarzellen- und Modulproduktion und der Vertrieb dieser Hocheffizienzprodukte, teilte Solarworld weiter mit. Der Kaufpreis bestehe im Wesentlichen in der Ablösung von Verbindlichkeiten, die mit Sicherungsrechten von Gläubigern belegt sind. Die Vereinbarung steht unter verschiedenen, aufschiebenden Bedingungen, den sogenannten Vollzugsbedingungen.

   Solarworld hatte den Angaben zufolge zuletzt rund 1.650 Beschäftigte. Wenn der Kauf perfekt werden sollte, könnten 475 Arbeits- und Ausbildungsplätze in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) sowie wesentliche Teile der Solarzellen- und Modulproduktion gesichert werden, wie der Sprecher des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, auf Anfrage erklärte.

   Darüber hinaus finanziert die Investorengruppe den Angaben zufolge eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft (Transfergesellschaft) für die rund 1.200 Mitarbeiter an den Produktionsstandorten, für die es künftig keine Aufgaben mehr geben soll (rund 500 in Arnstadt, 700 in Freiberg).

Turbulenzen bis zum Schluss

Bei Solarworld ging es zuletzt turbulent zu. Anfang August war der Vorstand bis auf CEO Asbeck geschlossen zurückgetreten. Wenige Tage später zog die niederländische Prisma Systems ein Übernahmeangebot für Solarworld zurück, weil sowohl der Insolvenzverwalter als auch Asbeck sich geweigert hätten, mit ihr zu sprechen. Damals verhandelte Piepenburg bereits mit einer sehr interessierten Investorengruppe, zu der keine näheren Angaben gemacht wurden. In Medien war aber bereits zu lesen, dass Asbeck selbst dahinter stecke.

   Solarworld hatte Mitte Mai Insolvenz beantragt. Der Aktienkurs stürzte seinerzeit um fast 80 Prozent ab auf ein Jahrestief von 68 Cent. Davor hatte das Unternehmen mit einer immer weiter schwindenden Liquidität zu kämpfen und streitet sich zudem seit geraumer Zeit mit dem US-Siliziumlieferanten Hemlock.

   Vor Gericht geht es dabei um 800 Millionen US-Dollar - schon zu besseren Solarworld-Zeiten eine existenzbedrohende Summe. Zudem müssen bis 2019 rund 350 Millionen Euro an Krediten und Anleihen zurückgezahlt werden, wie es bei der Vorlage der Erstquartalszahlen Ende April seitens des Unternehmens hieß.

   2013 stand das Unternehmen schon einmal vor der Pleite, doch Asbeck gelang es mittels Schuldenschnitt und frischem Kapital aus Katar, das vorzeitige Ende abzuwehren.

  

Von Stefanie Haxel und Stefan Lange

FRANKFURT (Dow Jones)

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