Totaler Absturz?

Mehr als 20 Prozent hat der DAX innerhalb von elf Handelstagen verloren.
Bei Nebenwerten fielen die Verluste noch größer aus, etliche Titel haben 30 Prozent und mehr eingebüßt. Einige Experten argumentieren, dass die Bewertungen so günstig sind, dass es kaum noch Spielraum nach unten gibt. Auf diese Argumentation sollten sich Anleger aber nicht verlassen.
Platz nach unten
Auf Basis der in den vergangenen Quartalen vorgelegten Gewinne weist der DAX nur noch ein KGV von 9,5 auf. In Krisenphasen spielen Bewertungen aber eine untergeordnete Rolle. Die Börse blickt stattdessen nach vorne.
Und trübt sich die Konjunktur wie von vielen Experten befürchtet ein, werden die Unternehmensgewinne fallen. Im Krisenjahr 2008 schrieben die deutschen Blue Chips unter dem Strich rote Zahlen - eine Bewertung nach KGV war damit hinfällig. Als Untergrenze wirkte in den Baissen 2002 und 2008/09 ein Kurs-Buchwert-Verhältnis im DAX von knapp unter 1. Daraus ergibt sich ein Rückschlagsrisiko von weiteren 20 Prozent.
Dramatisches Comeback
Wer sich die jüngste Entwicklung anschaut, könnte meinen, dass die Probleme ausreichend eingepreist sind. Das gilt aber nur für die offensichtlichen Belastungen wie etwa die Abstufung der US-Schulden oder die Verspannungen in Italien und Spanien. In einer angespannten Situation wie derzeit nehmen die Investoren aber auch andere Unwägbarkeiten unter die Lupe - und Risiken gibt es zuhauf. Ein Wackelkandidat ist etwa Frankreich. Die Verschuldung ist anhaltend hoch, das Wachstum lahmt. Entsprechend hat der IWF bereits gewarnt, dass das Land sein Triple A-Rating einbüßen könnte, wenn die Sparbemühungen nicht gesteigert werden. Gerät Frankreich unter Beschuss, stößt die EU-Krise in völlig neue Dimensionen vor. Dann dürften auch die Banken unter Druck kommen, die Finanzkrise würde ein dramatisches Comeback feiern.
Kurzfristig überverkauft
Bislang ist es nicht soweit, die Risiken für anhaltende Probleme sind aber groß. Kurzfristig sind die Börsen extrem überverkauft, so dass es eine kräftige Gegenbewegung geben kann. Anschließend sind aber weitere Verluste zu befürchten. Trotz der heftigen Verluste ist auch die Stimmung unter den Anlegern noch nicht so schlecht. Erst wenn an den Finanzmärkten Untergangstimmung herrscht, dürfte die Zeit für groß angelegte Investments sein.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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