Geldpressen bald am Rotieren?

Vor allem in der jüngeren Vergangenheit hat Kanzlerin Merkel ein paar bemerkenswerte Schwenks ...
... in ihrer Meinung vollzogen (etwa beim Atomausstieg oder den Mindestlöhnen). Auch ihre Position zur Finanzkrise wird sie nicht durchhalten können. Ein striktes „Nein“ zu Euro-Bonds und stärkeren Eingriffen der EZB schließen den von Merkel gewünschten Erhalt der Euro-Zone aus. Am Ende wird sie eine ihrer Positionen aufgeben müssen.
Das sichere Ende
Es bleibt zu hoffen, dass sie in ihrer Ablehnung zu Euro-Bonds hart bleibt. Mit der Einführung gemeinschaftlicher Anleihen würde die Haftungssumme Deutschlands, die nach Berechnungen des ifo-Instituts ohnehin bereits bei Besorgnis erregenden 560 Milliarden Euro liegt, noch einmal drastisch erhöht. Die Bundesrepublik selbst ist schon immens verschuldet und kann unter keinen Umständen zusätzlich die Lasten der europäischen Partner tragen. Die erhoffte Wirkung von Euro-Bonds (niedrige Renditen bei der Schuldenaufnahme) würde wahrscheinlich schnell verpuffen. Selbst die Kreditwürdigkeit Frankreichs wird an den Finanzmärkten inzwischen angezweifelt. Wenn man eine Mannschaft aus lauter Fußlahmen formt, wird daraus nicht automatisch ein Spitzenteam.
Da Euro-Bonds zudem die Sparbemühungen der angeschlagenen Schuldenländer bremsen, wäre mit ihrer Einführung der Weg in eine hohe Inflation mit anschließender Währungsreform vorgezeichnet.
Hohe Risiken
Auch ein unbegrenzter Eingriff der EZB in den Anleihemarkt birgt langfristig das Risiko für steigende Inflation. Bei diesem Weg gibt es aber Möglichkeiten, den Druck auf die Problemländer zur Haushaltskonsolidierung hoch zu halten. Da die EZB unbegrenzt Geld drucken kann, kann sie die Anleihezinsen auch über einen langen Zeitraum niedrig halten und so Spekulationen gegen einzelne Länder unterbinden.
Diese Vorgehensweise ist zudem erprobt: Die USA fahren mit Anleihekäufen seit 2009 ganz gut. Die marktkonformste Lösung wäre allerdings die Auflösung der Währungsunion. Die Verwerfungen an den Märkten wären kurzfristig zwar enorm, am Ende würden sich die Devisen aber wieder in einem Gleichgewicht einpendeln. Unter Kanzler Schröder wäre so ein Paukenschlag noch halbwegs realistisch gewesen, der eher zögerlichen Merkel traue ich ein solches Wagnis aber nicht zu. Daher ist der Rückgriff auf die Geldpressen die derzeit realistischste Vorgehensweise.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter www.aktien-strategie.de
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.