BMW: Wo bitte geht’s zum Wachstumsmotor?
Der Premiumhersteller BMW fährt weiter auf Rekordkurs. Doch das bisherige Tempo können die Bayern nicht halten. Der neue Chef Harald Krüger muss den Konzern mit einer Antriebsschwäche in China steuern.
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von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Ein Fahrerwechsel bei Vollgas - dieses Kunststück ist BMW durchaus gelungen. Allerdings bleiben ein paar Kratzer im Lack. Vor drei Monaten übernahm Harald Krüger von Norbert Reithofer das Steuer bei dem Münchner Premiumhersteller. Der neue Chef erhöhte das Tempo aber nicht wie gewohnt, sondern ging erst einmal vom Gas.
Im zweiten Quartal steigerte BMW seinen Umsatz zwar um ein Fünftel auf 24 Milliarden Euro. Neben positiven Wechselkurseffekten ist das auch dem gestiegenen Absatz zu verdanken. Höhere Kosten für Personal und neue Modelle, der Preiskampf in vielen Ländern und das schwächelnde China-Geschäft schlugen sich aber ebenso in der Bilanz nieder wie ein veränderter Fahrzeugmix mit einem höheren Anteil kompakter Autos. Das operative Ergebnis auf Konzernebene, das neben der Autosparte auch das Geschäft mit Motorrädern und Finanzdienstleistungen umfasst, sank um drei Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. In der wichtigen Autosparte ging das operative Ergebnis um 16 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro zurück. Die operative Gewinnmarge verschlechterte sich um über drei Prozentpunkte auf 8,4 Prozent. In dieser Disziplin sind die Konkurrenten Audi und Daimler also an BMW vorbeigezogen.
Einfach weitermachen wie Reithofer, der BMW inzwischen als Aufsichtsratschef überwacht, kann Krüger also nicht. Eine seiner größten Baustellen ist China, wo BMW rund ein Fünftel seiner Autos verkauft. Im größten Automarkt der Welt sank der Absatz der Bajuwaren, die sich in den vergangenen Jahren immer hervorragend auf schwankende Nachfragen einstellen konnten, im zweiten Quartal leicht auf 116.000 Fahrzeuge.
"In den nächsten Monaten steht im Autogeschäft in China die Konsolidierung im Mittelpunkt", sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Center for Automotive Research. "Wir haben schon lange auf eine bevorstehende Normalisierung des chinesischen Fahrzeugmarktes hingewiesen. Aber mittel- und langfristig bleiben wir vom Wachstumspotenzial des chinesischen Markts überzeugt", beschwichtigt Finanzvorstand Friedrich Eichiner, der ankündigte, die Produktion in China leicht zu drosseln.
Sollten die Herausforderungen im chinesischen Markt zunehmen, kann der Konzern Auswirkungen auf die Prognose nicht ausschließen. Rivale Audi nahm wegen der Schwäche in China jüngst seine Absatzschätzungen zurück. "BMW ist den chinesischen Markt in der Vergangenheit zu vorsichtig angegangen. Hier muss Krüger anpacken, etwa bei dem Elektroauto von Zinoro - einem Tochterunternehmen von BMW und Brilliance -, dem Mini und neuen SUVs", sagt Dudenhöffer. Dass Krüger Geschäfte vorantreiben kann, bewies er bereits. Als eine seiner ersten Amtshandlungen reiste der neue BMW-Chef nach China, um sich einen Überblick zu verschaffen. Hält Krüger Kurs, wird es wohl bei ein paar Kratzern im Lack bleiben.
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