Änderung der Grenzwerte?

Fed überdenkt offenbar Definition von "Großbank"

02.10.18 12:49 Uhr

Fed überdenkt offenbar Definition von "Großbank" | finanzen.net

Die Federal Reserve überdenkt derzeit offenbar ihre Definition einer "Großbank".

Nach Aussagen informierter Personen steckt dahinter die Absicht, mehr Banken in den Genuss regulatorischer Erleichterungen kommen zu lassen, die die US-Aufsichtsbehörden derzeit planen. Demnach denkt die Fed daran, die Grenzwerte bei Vermögenswerten und anderen Größen zu ändern, die für die Bemessung von Eigenkapital- und Liquiditätsanforderungen wichtig sind.

Nutznießer der Regelung könnten Großbanken wie Capital One Financial Corp., PNC Financial Services Group Inc. und U.S. Bancorp sein. Weniger klar ist, ob auch im globalen Maßstab "systemisch wichtige" Banken wie Citigroup Inc. und Goldman Sachs Group Inc. profitieren werden. Im Auge haben die Regulierer den Angaben zufolge vor allem die kurzfristige Liquiditätskennziffer LCR (Liquidity Coverage Ratio) sowie bestimmte Regeln (Advances Approaches), die die Kreditvergabe der Institute einschränken.

Fed-Vize Quarles wird am Dienstag im Senat angehört

Fed-Vizepräsident Randal Quarles, der vor dem Senat-Bankenausschuss am Dienstag ab 16.00 Uhr aussagen soll, hat zuvor gesagt, dass diese Regeln überprüft werden sollten. "Es ist klar, dass mehr getan werden kann und sollte, um die Art unserer Vorschriften an die Art der zu regulierenden Unternehmen anzupassen", heißt es in einer für die Anhörung vorbereiteten Stellungnahme des Fed-Vizes.

Die möglichen Änderungen waren nach Angaben einer informierten Person kürzlich bei einem Treffen von Spitzenbeamten der Fed und der anderen beiden Bankaufseher, dem Office of the Comptroller of the Currency und der Federal Deposit Insurance Corp., besprochen worden. Noch ist jedoch nicht klar, wann die Fed die Änderungen offiziell vorschlagen will.

Die Änderungen sind Teil einer breiteren Initiative der Trump-Administration, jene Bankregeln zu überprüfen, die sie für übertrieben hält. Andere Teile dieser Bemühungen beinhalten eine Neufassung der in der Volcker-Rule enthaltenen Handelsbeschränkungen und einen Vorschlag zur Änderung der Leverage Ratio.

Kongress hat Regeln des Dodd-Frank-Act bereits gelockert

Im Sommer hatte der Kongress eine überparteiliche Gesetzgebung zur Änderung des Dodd-Frank-Act verabschiedet, in dem es heißt, dass die Fed bei der Anwendung ihrer strengsten Regeln von Fall zu Fall entscheiden solle, selbst wenn eine Bank sehr groß sei. Das neue Gesetz erlaubt es der Fed, Banken mit Vermögenswerten von weniger als 250 Milliarden Dollar von einigen Regeln auszunehmen, einschließlich jährlicher Stresstests. Zuvor hatte der Grenzwert bei 50 Milliarden Dollar gelegen.

Capital One, PNC und U.S. Bank haben mehr als 250 Milliarden Dollar an Vermögenswerten, sind aber weniger als ein Fünftel so groß wie JPMorgan Chase & Co., die nach Vermögenswerten größte US-Bank. American Express Co. ist kleiner, muss aber wegen ihres Auslandsengagements die strengsten Liquiditätsregeln der Fed befolgen.

Eine Bank, für die einer lockerere Liquiditätsregel gilt, hätte mehr Freiheit, Staatsanleihen oder andere sichere Vermögenswerte abzustoßen und dafür auf riskantere, aber profitablere Aktiva wie Kredite zu setzen.

Von Ryan Tracy

WASHINGTON (Dow Jones)

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