Credit Suisse-Aktien mit Rekordtief: Großaktionär will CS nicht weiter unterstützen
Bei ohnehin schlechter Stimmung in der Bankenbranche angesichts der US-Regionalbankenkrise ist die Credit Suisse am Mittwoch besonders massiv unter Druck geraten.
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Der dramatische Kursverfall bei der Credit Suisse hat sich am Mittwoch beschleunigt und Fragen zur weiteren Entwicklung der Schweizer Großbank ausgelöst. Die Aktien der Credit Suisse brachen letztlich um 24,24 Prozent auf ein Rekordtief von 1,697 Franken ein und ziehen andere europäische Banken-Titel mit sich. Auslöser war die Ankündigung des neuen Großaktionärs Saudi National Bank in einem Reuters-Interview, aus aufsichtsrechtlichen Gründen keine frischen Mittel in die Credit Suisse einschießen zu können. Konzernchef Ulrich Körner versuchte, die Wogen zu glätten: "Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr, sehr stark", sagte er in einem Interview des asiatischen TV-Senders Can. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann sagte zu "Bloomberg", staatliche Hilfe sei für die Bank "kein Thema".
Bis zum frühen Nachmittag wechselten fast vier Mal so viele Credit-Suisse-Titel den Besitzer wie an einem gesamten Durchschnittstag. Der Absturz löste an der Schweizer Börse wiederholt Handelsstopps aus. Eine Aussetzung des Börsenhandels wurde indes nicht beantragt, wie ein SIX-Sprecher auf Anfrage sagte. Seit dem Beginn der steilen Talfahrt am Montag vergangener Woche hat die Bank 44 Prozent an Wert verloren. Im Sog von Credit Suisse verlor der europäische Bankensektor am Mittwoch 6,8 Prozent an Wert. Aktien der US-Banken gaben zur Handelseröffnung ebenfalls nach. Der Schweizer Franken gab 0,8 Prozent auf 0,9218 Dollar nach.
"Bei der Credit Suisse ist es zu einem massiven Vertrauensverlust gekommen", erklärte Stephan Sola, Manager des Plutos Schweiz Fonds. Kunden fragen sich, wie die Zukunft des Instituts aussehe. Es würde ihn nicht überraschen, wenn die Abflüsse von Kundengeldern wieder zugenommen hätten. "Die Bank muss eine Lösung suchen, die das Kunden-Vertrauen wiederherstellt." Neil Wilson, Marktanalyst bei Onlinebroker Markets.com erklärte, es sehe so aus, als ob immer mehr besorgte Investoren und Gegenparteien Credit Suisse als möglichen nächsten Wackelkandidaten betrachteten. "Wenn die Credit Suisse in ernsthafte existenzielle Schwierigkeiten gerät, sind wir in einer ganz anderen Welt des Schmerzes. Sie ist wirklich zu groß, um zu scheitern."
SCHWEIZER NOTENBANK SCHWEIGT
Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen an den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten. Am Mittwoch kamen dann die Äußerungen des größten Anteilseigners Saudi National Bank hinzu. Das Institut könne aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr als zehn Prozent der Anteile halten, sagte Präsident Ammar Al Khudairy der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview und ergänzte: "Ich glaube nicht, dass sie zusätzliches Geld brauchen." Mit dem Transformationsplan der Bank sei man zufrieden.
Andere Anleger schließen dagegen nicht aus, dass Credit Suisse Hilfe benötigen könnte. Auf einer Investorenkonferenz fragte ein Anleger UBS-Konzernchef Ralph Hamers, ob die größte Schweizer Bank zu einer möglichen Rettungsaktion bereit sei. Hamers erklärte, er wolle keine hypothetischen Fragen beantworten und fügte an: "Für uns ist wichtig, dass wir uns wirklich auf unsere Strategie konzentrieren, und das ist eine organische Strategie." Die Schweizerische Nationalbank wollte sich zur Lage der Credit Suisse nicht äußern.
Der Preis für die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle von Anleihen der Bank zogen weiter an. Fünfjährige Kreditausfallversicherungen für Schuldpapiere, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), stiegen auf 574 Basispunkte, wie Daten von S&P Market Intelligence zeigten. Zum Ende Vortages notierten die CDS noch auf 549 Punkten.
Credit Suisse ersucht Schweizer Behörden um Unterstützungssignale
Die Credit Suisse hat angesichts des Einbruchs des Aktienkurses vom Mittwoch offenbar auch mit den Schweizer Aufsichtsbehörden gesprochen. Die Großbank habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht Finma darum gebeten, Unterstützung zu signalisieren, schreibt die "Financial Times" (FT) am Mittwochnachmittag unter Berufung auf informierte Personen.
Eine CS-Sprecherin wollte den FT-Artikel wie auch den dramatischen Einbruch des CS-Aktienkurses vom Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP nicht weiter kommentieren. Auch bei der SNB war auf Anfrage keine Stellungnahme erhältlich. Laut Personen aus dem CS-Umfeld dürfte die Großbank allerdings im Kontakt mit den Schweizer Behörden stehen.
Derweil soll die Europäische Zentralbank (EZB) laut dem "Wall Street Journal" die von ihr beaufsichtigten Banken kontaktiert haben. Sie wolle wissen, welche Engagements die Finanzhäuser gegenüber der Credit Suisse haben, so die US-Zeitung.
ZÜRICH (dpa-AFX/dpa-AFX Broker)
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