Abschied von Rauball

BVB-Aktie etwas leichter: Watzke spricht Terzic und Kehl trotz bisher durchwachsener Saison das Vertrauen aus - Reus hofft auf Comeback im Januar

21.11.22 16:23 Uhr

BVB-Aktie etwas leichter: Watzke spricht Terzic und Kehl trotz bisher durchwachsener Saison das Vertrauen aus - Reus hofft auf Comeback im Januar | finanzen.net

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl trotz des bisher durchwachsenen Saisonverlaufs des Dortmunder Teams das Vertrauen ausgesprochen.

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"Vergesst es, sich an ihnen abzuarbeiten. Wir werden mit diesen beiden erfolgreich sein, weil sie top sind. Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass wir uns am Ende der Saison für die Champions League qualifizieren. Wenn nicht, haben alle das Recht, uns zu kritisieren", sagte Watzke am Sonntag auf der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten mit Bezug auf kritische Medienberichte über die beiden sportlichen Führungskräfte.

Weniger wohlwollende Worte als für Terzic und Kehl fand Watzke für die BVB-Profis, die nach 15 Spielen lediglich auf Platz 6 rangieren. Er verwies auf die beiden Niederlagen vor der WM-Pause in Wolfsburg (0:2) und Mönchengladbach (2:4): "Diese beiden Spiele waren nicht das, was wir von Borussia Dortmund erwarten. Ich war zwei Tage komplett aus dem Häuschen."

Sportdirektor Kehl, der nach einer Knieoperation an Krücken erschien und auf die nun anstehende neuntägige Asien-Reise des Teams verzichten muss, gab sich kämpferisch: "Noch ist nichts verloren. Wir werden nach der WM-Pause Gas geben. Platz sechs kann nicht Anspruch von Borussia Dortmund sein." Transfers in der Winterpause schloss Kehl nicht kategorisch aus: "Wir werden unsere Hausaufgaben machen und handeln, wenn es nötig ist."

Reus hofft auf Comeback im Januar - Kapitän mit dem BVB nach Asien

Fußball-Nationalspieler Marco Reus hat seine erneute verletzungsbedingte Absage eines großen Turniers einigermaßen gut verdaut und blickt zuversichtlich auf sein Comeback im neuen Jahr. "Grundsätzlich tut das sehr, sehr weh, bei der WM nicht dabei zu sein. Ich habe alles dafür getan, aber es gab ein paar Komplikationen. Ich habe die Verletzung am Sprunggelenk schon zu lange und hätte längst wieder fit sein müssen. Ich habe vielleicht zu früh angefangen, um wieder in den Rhythmus zu kommen", sagte der Kapitän von Borussia Dortmund am Sonntag dem TV-Sender Bild.

"Das gehört zum Leistungssport dazu. Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch und werde vernünftig damit umgehen", sagte der 33-Jährige. "Die Möglichkeit auf eine Teilnahme an der EM 2024 in Deutschland schließt Reus auch nicht aus. "Man soll niemals nie sagen. Aber bis dahin kann noch viel passieren. Da bin ich für alles offen." Nun stehe aber erstmal die völlige Genesung und eine vernünftige Reha im Vordergrund. Sein Ziel: Am 2. Januar topfit und ohne Schmerzen die Vorbereitung auf den zweiten Teil der Bundesligasaison aufzunehmen.

Trotz der Verletzung nimmt Reus an der am Montag beginnenden Asien-Reise des BVB mit den Stationen Singapur, Malaysia und Vietnam teil. "Wir haben viele Gespräche darüber geführt und abgewägt. Marketingtechnisch ist diese Reise für den Verein unheimlich wichtig und als Kapitän will man natürlich trotzdem dabei sein und dem Verein vor Ort helfen. Ich hoffe, dass wir dort gute Möglichkeiten haben, weiter zu trainieren. Im Physiobereich sind wir da gut aufgestellt", erklärte der Offensivspieler.

Mit dabei in Asien ist auch Nationalspieler Mats Hummels, der nicht für die WM nominiert wurde. Trost benötige der Innenverteidiger aber nicht, befand Reus. " Das macht jeder mit sich selbst aus in einer solchen Situation. Er weiß, dass er eine hervorragende Hinrunde gespielt hat, leider hat der Bundestrainer anders entschieden. Aber Mats ist stark genug im Kopf, um sich jetzt Ruhe zu gönnen und im neuen Jahr wieder anzugreifen", sagte der BVB-Kapitän.

Ovationen für Rauball - Lunow neuer BVB-Präsident

Beim Abschied von seinem Herzensclub kämpfte Reinhard Rauball mit den Tränen. Die minutenlangen Ovationen der Mitglieder zum Ende seiner langen Amtszeit als Präsident von Borussia Dortmund gingen dem Juristen sichtlich nahe. Auch wenn mit Reinhold Lunow ein Nachfolger gekürt wurde, stand der 75-Jährige auf der Mitgliederversammlung des Revierclubs am Sonntag im Mittelpunkt.

"Ich hatte keineswegs vor, eine Karriere als Funktionär im Fußball zu gehen. Aber wenn ich heute zurückblicke, kann ich sagen: Ich empfinde es als großes Glück, dass ich das schönste Amt auf der Welt so lange ausüben durfte", kommentierte der neue Ehrenpräsident des Revierclubs: "Ich bin dankbar für jeden Tag im Dienste des BVB."

Mit dem Rückzug des 75-Jährigen geht beim Revierclub eine Ära zu Ende. In seinen drei Amtszeiten von 1979 bis 1982, 1984 bis 1986 und 2004 bis 2022 führte er den Verein durch schwierige Zeiten. Vor allem bei der drohenden Insolvenz der Borussia in der Saison 2004/05 machte er sich verdient. Beim Auftritt auf der Gläubigerversammlung am Düsseldorfer Flughafen, als er die anwesenden Anleger vom vorgelegten Sanierungskonzept überzeugte, bewies er großes diplomatisches Geschick.

Das Wirken Rauballs ging weit über den BVB hinaus. Von 2007 bis 2019 war er Ligapräsident und zwischenzeitlich Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes. "Du warst ein leuchtendes Beispiel für mich. Du bist als Mensch und als Borusse ein ganz, ganz Großer", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Der von den rund 1000 anwesenden Mitgliedern bei nur fünf Enthaltungen und keiner Gegenstimme für drei Jahre gewählte Lunow tritt in einen langen Schatten, weiß aber, worauf er einlässt. Schließlich ist der 69 Jahre alte Mediziner seit 2014 Mitglied des BVB-Aufsichtsrates und war seit November 2021 stellvertretender Präsident. "Wenn man die Nachfolge eines so großen Präsidenten antritt, sind die Fußstapfen sehr, sehr groß. Diesem Vertrauen gerecht zu werden, ist für mich Verpflichtung", sagte er bei seiner Antrittsrede.

Weniger wohlwollende Worte als für Rauball fand Watzke für die BVB-Profis, die von den Mitgliedern trotz einer bisher durchwachsenen Bundesliga-Saison mit dem sechsten Rang nach 15 Spielen freundlich empfangen wurden. "Diese beiden Spiele waren nicht das, was wir von Borussia Dortmund erwarten. Ich war zwei Tage komplett aus dem Häuschen", klagte der Geschäftsführer in Anspielung auf die beiden Niederlagen des Teams vor der WM-Pause in Wolfsburg (0:2) und Mönchengladbach (2:4).

Gleichwohl sprach Watzke Trainer Edin Terzic und Sportdirektor Sebastian Kehl das Vertrauen aus. "Wir werden mit diesen beiden erfolgreich sein, weil sie top sind. Ich bin 100-prozentig davon überzeugt, dass wir uns am Ende der Saison für die Champions League qualifizieren werden. Wenn nicht, haben alle das Recht, uns zu kritisieren."

Sportdirektor Kehl, der nach einer Knieoperation an Krücken erschien und auf die nun anstehende neuntägige Asien-Reise des Teams verzichten muss, gab sich kämpferisch: "Noch ist nichts verloren. Wir werden nach der WM-Pause Gas geben. Platz sechs kann nicht Anspruch von Borussia Dortmund sein." Transfers in der Winterpause schloss der ehemalige BVB-Profi nicht aus: "Wir werden unsere Hausaufgaben machen und handeln, wenn es nötig ist."

Watzke erinnert BVB-Aktionäre an Kurswert von vor Corona

BVB-Chef Hans-Joachim Watzke hat die Corona-Pandemie als größte Herausforderung für Borussia Dortmund seit der Beinahe-Insolvenz in der Spielzeit 2004/2005 bezeichnet. "Damals haben wir in den Abgrund geguckt. Und das ist mir vor drei Jahren noch einmal passiert", sagte der Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH und Co. KG am Montag auf der Hauptversammlung in der Dortmunder Westfalenhalle.

Watzke erinnerte die Aktionäre an den Kurs des BVB-Papiers mit über 10 Euro von vor der Pandemie. "Wir mussten drei Jahre im Krisenmodus agieren. Und der Krisenmodus hält wegen der Energiekrise und des Ukraine-Krieges an", sagte Watzke. Bei der Pandemie habe er aber die Hoffnung, "dass das jetzt erledigt ist".

Der Verein habe dank einer Kapitalerhöhung keine Finanzverbindlichkeiten, obwohl die Pandemie über 150 Millionen Euro in der Bilanz gekostet habe, sagte der Geschäftsführer. Wegen der durch Corona schwierigen Finanzsituation erhalten die Aktionäre nach dem Geschäftsjahr 2021/2022 (Stichtag 30. Juni) bei einem Umsatz von 456,8 Euro und einem Minus von 35 Millionen Euro erneut keine Dividende.

Mit der sportlichen Situation zeigte sich Watze unzufrieden. Borussia Dortmund war nach zwei Auswärtsniederlagen in Wolfsburg und Mönchengladbach in der Bundesliga nur auf Platz 6 in die WM-Pause gegangen. Im Beisein von Sportdirektor Sebastian Kehl und Trainer Edin Terzic versprach der BVB-Geschäftsführer den Aktionären, dass der BVB am Ende der Saison 2022/2023 einen Champions-League-Platz in der Tabelle belegen werde. An diesem Versprechen werde er sich bei der nächsten Hauptversammlung messen lassen, sagte Watzke.

Erstmals nach zwei Jahren und der Corona-Pandemie kamen die Aktionäre des Fußball-Bundesligisten wieder in Präsenz in der Westfalenhalle zusammen. In der Aussprache gab es Lob für Watzke, der sich in der Hochphase der Corona-Pandemie der gesellschaftlichen Diskussion gestellt und sich für die Fortsetzung des Spielbetriebs auch mit Geisterspielen stark gemacht habe. Aktionärsschützer bezeichneten die fehlende Dividende als "bittere Pille". Die Entscheidung sei aber durchaus nachvollziehbar. Die Frage sei aber, wann es wieder eine Dividende für die Aktionäre geben werde.

Finanzvorstand Thomas Tress kündigte an, dass der Verlust im laufenden Geschäftsjahr 2022/2023 auf Null gebracht werden soll. Ein Jahr später sollen dann wieder Überschüsse erwirtschaftet werden. "Dann sollen auch wieder Dividende gezahlt werden", sagte Tress den Aktionären.

Die Pandemie hat dem Fußball-Bundesligisten schwer zu gesetzt. Nach Spielzeiten mit einem leeren oder zur zum Teil mit Zuschauern gefüllten Stadion hat Borussia Dortmund in den beiden zurückliegenden Geschäftsjahren ein Minus von 72 Millionen beziehungsweise 35 Millionen Euro verbucht. Bei jedem Geisterspiel ging dem Verein Einnahmen von drei bis vier Millionen Euro verloren. Außerdem war die Mannschaft in der Saison 2021/2022 früh aus der Champions League ausgeschieden. So gab es zusätzlich weniger Gelder aus der TV-Vermarktung.

Am Montag notiert die BVB-Aktie im XETRA-Handel zeitweise 0,23 Prozent leichter bei 3,51 Euro.

DORTMUND (dpa-AFX)

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