Fresenius-CEO wird überraschend Chef von Nestlé
Das Rätselraten um den überraschenden Weggang von Ulf M. Schneider, derzeit noch Chef des Gesundheitskonzerns Fresenius ist gelüftet.
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Der Spitzenmanager wird im Januar 2017 CEO des weltgrößten Lebensmittelkonzerns Nestlé. Er ersetzt dort Paul Bulcke, der im April zum Verwaltungsratsvorsitzenden von Nestlé gewählt werden soll. Bulcke wird von seinem Amt als CEO von Nestlé zum 31. Dezember zurücktreten und damit den Weg für Schneider frei machen.
Für Analysten und Investoren kommt die Ernennung von Schneider überraschend, sie hatten mit einem Insider als Nachfolger von Bulcke gerechnet.
Der 50-jährige Manager Schneider mit deutschem und amerikanischen Pass wird, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, bereits zum 1. September bei dem Nahrungsmittelriesen einsteigen und von Bulcke eingearbeitet werden. Per Jahresstart 2017 soll Schneider dann den CEO-Posten übernehmen.
Einflussreiche Nestlé-Manager kommen nicht zum Zug
Während die Ernennung Bulckes, der seit 40 Jahren im Konzern ist, zum Nestlé-Chef vor acht Jahren allgemein erwartet wurde, kommt die Berufung von Schneider überraschend. Viele Investoren und Analysten hatten erwartet, dass der 150-Jahre alte Konzern seine Tradition fortsetzt und einen seiner starken internen Kandidaten an die Spitze befördert.Tatsächlich haben die Schweizer seit 1922 keinen externen Manager mehr zum CEO ernannt. Damals übernahm der Schweizer Banker Louis Dapples das Ruder, nachdem der Konzern im Jahr davor zum ersten und einzigen Mal einen Jahresverlust geschrieben hatte.
Jon Cox von Kepler Cheuvreux bezeichnete die Ernennung von Schneider als "große Überraschung". Societe-Generale-Analyst Warren Ackerman sagte, dass der Fresenius-Manager frischen Wind bringen werde. Schneider werde "etwas Neues auf den Tisch bringen und Nestles Referenzen im Gesundheits- und Wellnessbereich verstärken".
Schneider gilt als starker Kandidat
Unter Bulckes Führung 2010 hat Nestlé sein Geschäft mit Nahrungsmittel- und Gesundheitsdiensten ausgeweitet, dass nach Einschätzung von Investoren und Mitarbeitern in der Zukunft immer wichtiger werden dürfte. Der Konzern will sich langfristig als Unternehmen für Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden ausrichten.
Schneider gilt als starker Kandidat, um diese Entwicklung von Nestle zu beschleunigen. Dabei sollte er Nestle im Gesundheits- und Fitnessgeschäft unterstützen. Allerdings verfüge der Fresenius-Manager über keinerlei Background im Bereich Getränke und Lebensmittel, so Analyst Cox.
In den vergangenen drei Jahren hat der Schweizer Konzern sein Ziel für das organische Wachstum von 5 bis 6 Prozent verfehlt. Das wirft Fragen hinsichtlich der langfristigen Wachstumsperspektiven auf. Hinzu kam der Rückruf von Nudeln der Marke Maggi in Indien sowie ein mauer Absatz von Erdnußmilch und Fertig-Reisebrei in China.
Nestlé kündigte am Montag an, die Tochterunternehmen Nestlé Health Science AG und Nestlé Skin Health AG vollständig in die Konzernorganisation zu integrieren, mit direkter Berichterstattung an den CEO der Nestlé AG ab dem 1. Januar 2017.
"Gemeinsam mit unserem ausgezeichneten Führungsteam ist Nestle gut vorbereitet, dem zunehmend schwierigen äusseren Umfeld zu begegnen und sowohl lang- als auch kurzfristige Leistungsziele zu erreichen", erklärte der ehemalige Nestle-CEO und derzeitige Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck-Letmath.
Schneider wird, wie am Sonntagabend bekannt gegeben, bereits zum 30. Juni Fresenius verlassen und das Ruder dort an den derzeitigen Finanzvorstand Stephan Sturm abgeben. Er führte den Gesundheitskonzern 13 Jahre lang. Unter seiner Regentschaft gelang der Aufstieg in den DAX, der Gewinn hat sich mehr als verzwölffacht.
Von Heide Oberhauser-Aslan, Brian Blackstone und Saabira Chaudhuri
FRANKFURT (Dow Jones)
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Bildquellen: Axel Griesch/Finanzen Verlag
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