Vermögensverwalter-Kolumne

Wenn Krisen nur um Krisen kreisen

15.09.14 12:05 Uhr

Wenn Krisen nur um Krisen kreisen | finanzen.net

Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Möglicherweise sind noch nicht alle Krisenthemen ausgeschöpft, wir sind aber ganz kurz davor.

Zumindest was die Aufnahmefähigkeit der Investoren angeht: Vor lauter Krisen kommt man gar nicht mehr dazu, Angst zu haben.

Von Uwe Zimmer, Vorstand der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln

Oder vielleicht tritt auch einfach ein Sättigungseffekt ein: Die Menschen haben in den vergangenen Jahren so viel von Krisen gehört und gelesen, dass es keiner mehr hören kann und/oder will. Früher, da gab es die großen Krisen vielleicht im Zehn-Jahres-Rhythmus. Auf historischen Charts, die immer wieder gerne gezeigt werden, sieht man deutlich, wie die Ölkrise, die Korea-Krise oder die Kuba-Krise auf die Kurse gewirkt haben. Mit dem Platzen des Neuen Marktes und dem 11. September wurde dann eine neue Runde der Krisen eingeläutet, ein Reigen der Finanz- und geopolitischen Krisen.

Angefangen mit der Krim-Krise zu Jahresbeginn ginge es dann über in die Ost-Ukraine-Krise, die zu einer "der-neue-Kalte-Krieg" Krise eskalierte. Parallel laufen die "zu hohe Marktbewertungs-Krise", die "die Wirtschaft-könnte-wieder-an-Fahrt-verlieren-Krise" und die "das-ist-alles-nur-vom-billigen-Notenbankgeld-aufgebläht-Krise". Vergessen sollten wir nicht die Ebola-Krise, die Syrien-Krise, die Irak-Krise, die "Naher Osten-Krise" oder die "IS-Krise".

Diese ganzen Krisen kreisen umeinander, verweben sich miteinander und gebären immer wieder neue, abgeleitete Krisen. Die Finanzmärkte reagieren sehr unterschiedlich: Während die Märkte in Europa zucken, bleiben die Märkte in Fernost völlig gelassen und die USA legen sogar neue Höchststände hin.

Handelt es sich also um ein Europa-Problem? Zum Teil ja, denn Europa ist mit seiner Struktur, seinem politischen Aufbau weniger stabil als die USA oder andere Einzelstaaten. Reaktionen kosten mehr Zeit und Mühe und fallen in der Regel weniger eindeutig aus. Dazu kommt natürlich, dass alle diese Krisen rein räumlich näher an Europa als an Fernost oder den USA spielen. Und dazu kommt vor allem, dass ein eskalierender Konflikt um die Ukraine eine neue Blockbildung bewirken würde, mit Europa als erneutem Anhängsel der USA.

Das zumindest ist die Vermutung der Investoren, die den Euro auf Talfahrt schickten, oder den Dollar aufwerteten, die sich aus den europäischen Aktienmärkten möglichst lautlos zurückziehen wollen und die stattdessen US- oder Fernost-Werte kaufen. Löst sich der Krisenkreis in Wohlgefallen auf, wird Europa der große Gewinner sein. Kreisen die Krisen aber weiter, wird es vor allem für Europa schwer.

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