Keine großen Erwartungen
Die ersten Reaktionen an den Finanzmärkten auf den Ausgang der Griechenland-Wahlen waren von einer Erleichterung über den Sieg der Sparbefürworter geprägt.
Der Euro konnte gegenüber dem US-Dollar deutlich zulegen und auch die Aktienmärkte tendierten anfangs zumeist freundlich, während der Bund-Future und der Goldpreis leicht nachgaben.
Von Thomas Wüst, Geschäftsführer der Valorvest Vermögensverwaltung
Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass die Wahl in Griechenland als großer Meilenstein in die Geschichte der Bewältigung der Euro-Krise eingehen wird. Ein Sieg des Linksbündnisses Syriza hätte zwar an den Finanzmärkten kurzfristig für eine andere Reaktion gesorgt. Jetzt muss abgewartet werden, inwieweit die konservative Nea Dimocratia und die sozialistische Pasok schnell zur Bildung einer Regierung kommen und ob die Sparauflagen auch politisch in die Praxis umgesetzt werden.
Es dürfe jedoch nicht verkannt werden, dass eine Regierungskoalition aus der Nea Dimocratia und der sozialistischen Pasok in Griechenland nun vor einem Dilemma stehe. Beide Parteien mussten bereits herbe Stimmenverluste hinnehmen. Werden nun die Sparauflagen durch die neue Regierung in die Praxis umgesetzt, handelt es sich dabei auch nicht um populäre Maßnahmen. Das Linksbündnis Syriza hat bereits angekündigt, die Gewerkschaften bei Massenprotesten gegen Lohn- bzw. Rentenkürzungen oder den Arbeitsplatzabbau in staatlichen Stellen zu unterstützen. Es ist daher davon auszugehen, dass das Linksbündnis bis zur nächsten Wahl in Griechenland weiter zulegen wird. Schon aus diesem Grund ist es unwahrscheinlich, dass sich Syriza darauf einlässt, sich an der Regierungskoalition zu beteiligen.
An der komplexen Situation in der Eurozone hat sich daher auch nach den Griechenland-Wahlen nicht viel geändert. Trotz des Sieges der Sparbefürworter in Griechenland ist der politische Linksruck in der Eurozone unverkennbar. So verfügt François Hollande in Frankreich nach den dortigen Parlamentswahlen über eine komfortable Mehrheit. Es muss daher damit gerechnet werden, dass die Forderungen nach einer Banken- oder Schuldenunion innerhalb der Eurozone auch nach diesem Wahl-Sonntag weiter vorangetrieben werden.
Lehren für den Anleger
Je heftiger die Diskussion um Transferzahlungen jedweder Art in der Eurozone aufflammen wird, desto stärker werden sich international ausgerichtete Investoren die Frage stellen, inwieweit das historisch niedrige Zinsniveau bei deutschen Staatsanleihen noch zu rechtfertigen ist. Im Segment der Anleihen bleiben daher fundamental gut bewertete Unternehmensanleihen die erste Wahl. Zur Depotbeimischung eignen sich weiterhin ausgewählte Fremdwährungsanleihen und Schwellenländerbonds. Im Bereich der Aktien weisen global ausgerichtete Unternehmen mit einer starken Marktposition derzeit sehr interessante Bewertungskennziffern auf. Deshalb sollte in einem breit diversifizierten Portfolio auch ein Aktienanteil enthalten sein, welcher der individuellen Lebenssituation und Risikopräferenz eines Anlegers entspricht. Zuletzt boten sich durch den Anstieg der Risikoaversion auch bei Discount-Zertifikaten mit hohen Risikopuffern wieder sehr interessante Renditechancen. Klumpenrisiken sollten im Depot in jedem Fall vermieden werden. Mit einer breit gestreuten Vermögensstruktur ist man am besten auf die verschiedenen Szenarien vorbereitet, die ungeachtet der Griechenland-Wahl nach wie vor möglich sind.
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