Die Kapitalmärkte nach dem Super-GAU
Für Aktien bieten sich derzeit Kaufchancen in Europa und den USA.
Von Burkhard Wagner, Vorstand der Partners Vermögensmanagement AG
Die Krisenherde Japan und Libyen sowie die Euro-Schuldenkrise werden weiterhin die Märkte beeinflussen. Vor allem eine Eskalation des japanischen Atom-GAUs kann weitreichende Folgen nach sich ziehen – auch für die Kapitalmärkte.
Japan erlebt die schwerste Zeit seiner Geschichte. Während die humanitäre Katastrophe noch gar nicht vollständig abschätzbar ist, belaufen sich die wirtschaftlichen Schäden nach erster Einschätzung der Weltbank auf 235 Milliarden US-Dollar. Von Beben und Tsunami könnte sich die japanische Wirtschaft relativ schnell erholen. Diese Erfahrung machte man 1995 nach dem Beben von Kobe, das Schäden von rund 100 Milliarden US-Dollar verursachte. Da der japanische Anteil am Welthandel nur rund 4,5 Prozent beträgt, erscheinen die Folgen für die globale Konjunktur nicht allzu groß. Jedoch droht bei einer Eskalation der atomaren Gefahr eine weltweite psychologische Schockstarre.
Aktien: Kaufchancen in Japan?
Die Aktienmärkte reagierten weltweit umgehend kräftig mit Kursverlusten. Ein Teil dieser Verluste wurden in einer technischen Reaktion allerdings schon wieder aufgeholt. „Investment-Papst“ Warren Buffett sprach zuletzt von interessanten Kaufchancen, vor allem in Japan. Spätestens im vierten Quartal 2011 sollte die japanische Konjunktur vom Wiederaufbau profitieren. Jedoch sollten Anleger die noch nicht gebannte Gefahr eines atomaren Flächenbrandes in Japan und den angrenzenden Staaten mit verheerenden Auswirkungen für Mensch und Ökonomie vor Ort nicht ausblenden. Wir bevorzugen daher ausgewählte „Blue Chips“ in zukunftsträchtigen Branchen. Auch „Clean-Energy“-Aktien werden langfristig interessanter. Generell sind Aktien und Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland, Europa sowie USA attraktiv. Vor allem deutsche Aktien sind erstaunlich günstig.
Geldmarkt: Zinsen weiter aufwärts!
Der Geld- und Rentenmarkt scheint von der Japan-Katastrophe noch nicht betroffen zu sein. Wir rechnen in den nächsten Wochen mit einer EZB-Leitzinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte. Nachdem diese schon längere Zeit erwartet wird und der Rentenmarkt seitdem schwächelt, sehen wir kurzfristig keine Belastungen am „langen Ende“. Bei einem weiterhin positiven konjunkturellen Umfeld gehen wir von einem weiteren Zinsschritt im zweiten Halbjahr aus. Investments in Anleihen überschuldeter Euro-Staaten bleiben daher spekulativ, Unternehmensanleihen mit mittlerer Laufzeit bieten eine attraktive Alternative. Ein nicht mehr flächenbegrenzter atomarer Super-GAU in Asien dürfte allerdings Angstkäufe in deutschen Staatsanleihen und damit fallende Renditen nach sich ziehen.
Japan-Immobilien mit Abwertungen
Die weltweit anlegenden offenen Immobilienfonds leiden unter der Angst einer atomaren Verseuchung in Japan. Schlagartig würden Milliardenbeträge vernichtet werden, für einzelne Objekte in Tokio bliebe wohl nur die Vollabschreibung. Der „Uni-Immo Global“-Fonds musste bereits wegen der Atomgefahr schließen. Andere Fonds wie Hausinvest, Grundbesitz Global oder Deka Immobilien Global, die teilweise dreistellige Millionenbeträge in Japan investiert haben, blieben bisher von einer Schließung verschont. Bei Immobilienfonds sollte man daher, wenn überhaupt, bevorzugt europäisch investieren.
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