Chinas Schwächeln bietet Chancen
Chinas Wachstum bleibt hinter den Erwartungen zurück. Die Wirtschaft hat 2013 unerwartet an Schwung verloren.
von Jörg Horneber, Portfoliomanager der KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg
In den ersten drei Monaten des Jahres wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,7 Prozent und enttäuschte damit viele Volkswirte, die einen höheren Anstieg erwartet hatten. Der Aktienindex Hang Seng China Enterprises hat seit Jahresbeginn rund 22 Prozent verloren. Ist der Tiefpunkt bereits erreicht?
China,die Lokomotive der Weltwirtschaft! In den vergangenen 13 Jahren gab es für die Konjunktur des aufstrebenden Landes kein Halten. Auch 2012 wurde noch ein Wachstum in Höhe von 7,8 Prozent erreicht, was allerdings im oben genannten Zeitraum das Schwächste war. Der schwächelnde Export hinterließ Bremsspuren. Auslöser hierfür sind u.a. die europäische Staatsschuldenkrise und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung sowie die stagnierende Wirtschaft der USA. Aber auch strukturelle Probleme machen dem Land zu schaffen. So machen z.B. die Kosten, die die Umweltverschmutzung verursacht, nach Berechnungen der Weltbank mittlerweile 5,8 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Chinas aus.
Reformen sollen Wachstumspfad absichern
Chinas Wirtschaft sei grundsätzlich in guter Form und der Aufwärtstrend könne noch lange Zeit weitergehen, ist Chinas Regierungspräsident XiJinping überzeugt. Dazu seien jedoch Reformen nötig. Auch viele Volkswirte halten eine grundlegende Veränderung der Strukturen für unabdingbar, um die Ökonomie des Landes zu stabilisieren. Vor allem solle der private Konsum weiter angekurbelt werden, um das Land unabhängiger von Exporten zu machen.
Außerdem sollen der Umweltschutz gefördert und die Korruption eingedämmt werden. Im Bereich Produktion will China weg von der Funktion als Werkbank der Welt, hin zur Herstellung höherpreisiger Produkten. Die genannten Veränderungen lassen sich natürlich nicht von heute auf morgen umsetzen und könnten auch das Wirtschaftswachstum etwas einbremsen. Hier schwört Chinas Präsident seine Bevölkerung auf niedrigere, aber stabile Wachstumsraten ein.
Landflucht und Alterung der Gesellschaft
Die wirtschaftliche Zukunft Chinas wird auch davon abhängen, wie das Reich die demographischen Veränderungen meistert. Ein Problem stellt Überalterung der Bevölkerung als Folge der jahrelangen Ein-Kind-Politik dar. Das durchschnittliche Alter der Bevölkerung beträgt derzeit 34 Jahre, vor gut 20 Jahren lag der Wert noch bei 25 Jahren.
Als weiterer Risikofaktor gilt die beginnende Inflation. Hier werden aber die effektiven Möglichkeiten der Zentralbank zur Eindämmung betont. Steigende Immobilienpreise gibt es in den Ballungszentren der Millionenstädte. Der Grund liegt in der zunehmenden Verstädterung. Bis 2030, so die Prognosen, werden sechs von zehn Chinesen in Städten wohnen. 2009 lag die Quote noch bei 45 Prozent.
Fazit: Jetzt ist die Regierung gefragt! Mit den geplanten Reformen zur Unterstützung der Nachhaltigkeit, dem Wandel der Gesellschaft durch sehr hochwertige Ausbildung und das Vorantreiben des Binnenkonsums bleibt China eines der dynamischsten Länder der Welt.
Die OECD hat kürzlich die Wachstumsprognose für China von 8 Prozent auf 7,75 Prozent gesenkt. Ähnlich sieht es der IWF. Auf dieser Basis dürften die Unternehmensgewinne immer noch um durchschnittlich zehn Prozent pro Jahr zulegen. Davon sollte auch der Aktienmarkt profitieren. Der Aktienindex Hang Seng China Enterprises scheint die meisten Risiken inzwischen eingepreist zu haben. Die aus der Vergangenheit bekannte hohe Schwankungsbreite wird uns allerdings erhalten bleiben.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.