Börsenhausse: Erste Warnzeichen in den USA
An den Börsen wird die Luft allmählich dünner: In den USA mehren sich die Zeichen für eine Überhitzung.
von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein
Die Euphorie über die jüngsten Börsengänge der Hotelkette Hilton und des Nachrichtendienstes Twitter sowie die hohen Mittelzuflüsse der Aktienfonds müssen als Warnsignale gesehen werden. Es zeichnet sich eine Korrektur ab.
Wenn man ein Börsenzitat des Jahres küren würde, dann wäre es wohl ein Satz von Janet Yellen. Seit Februar 2014 sitzt sie als Nachfolgerin von Ben Bernanke auf dem Chefsessel der US-Notenbank (Fed). Mitte November ist der entscheidende Satz von ihr für die Märkte gefallen: „Ich halte es für unerlässlich, alles zu tun, um eine sehr starke wirtschaftliche Erholung zu fördern.“
Per Nullzins zur Vollbeschäftigung
Die Fed weiß, dass die US-Wirtschaft ihre Möglichkeiten seit der Finanzkrise nicht ausgeschöpft hat. Die Schere zwischen tatsächlichem und potenziellem Wachstum geht seit 2007 immer weiter auseinander. Diese Lücke will die Notenbank durch stimulierende Maßnahmen schließen.
Mit der Politik künstlich niedrig gehaltener Zinsen macht die US-Notenbank zum einen die Schulden des Staates erträglicher, zum anderen steigert sie den gefühlten Wohlstand der Konsumenten. Sicherlich wird im kommenden Jahr das Anleihekaufprogramm reduziert werden. Aber erst, wenn das Wirtschaftswachstum vergangener Jahre und damit Vollbeschäftigung wieder erreicht sind, wird der Zins am kurzen Ende erhöht werden.
Bis dahin werden die US-Unternehmen ihre Gewinne steigern und die Konsumlust hoch bleiben. Und die Anleger werden bereit sein, immer höhere Preise für Aktien zu akzeptieren.
Überbordender Optimismus
Die Notenbankpolitik, verbunden mit der Perspektive dauerhaft niedrigerer Energiepreise, nährt aktuell den großen Optimismus an den dortigen Börsen. Aktienfonds erhalten Mittelzuflüsse in Rekordhöhe. In den USA stehen vier Optimisten nur noch einem Pessimisten gegenüber. Im Normalmodus treffen zwei Börsenoptimisten auf einen Pessimisten. Damit ist es wohl an der Zeit, dass die Märkte in eine Korrekturphase eintreten.
Ein weiteres Warnsignal sind die Börsengänge. Die Hotelkette Hilton legt einen blitzsauberen Start aufs Parkett, und Twitter-Aktien verdoppeln sich kurz nach der Erstnotiz. Gleichzeitig sind die Aktienkäufe auf Kredit auf ein neues Allzeithoch gestiegen.
Bevor die Börsen weiter nachhaltig steigen können, muss dieser Optimismus abgebaut werden. Die gesündeste Aufwärtsbewegung erfolgt immer unter Unsicherheit und Angst, wenn Anleger noch zögerlich sind, Geld auf der Seite halten und auf einen Börsenpessimisten nur ein oder zwei Optimisten treffen.
Europas Börsen bieten mehr Potenzial
Die Luft wird also dünner. Anleger sollten bedenken, dass sich die übrigen Börsen nicht von der US-Leitbörse abkoppeln können, zumindest kurzfristig nicht. Der Aktienschwerpunkt sollte aktuell eindeutig in Europa liegen. Hier haben Privatanleger Aktienfonds verkauft, Börsengänge besitzen Seltenheitswert, und die EZB denkt sogar über negative Zinsen nach. Also wenig Anzeichen für eine Übertreibung der europäischen Aktienmärkte. Zwischenzeitliche Rückschläge sind jedoch immer einzukalkulieren.
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