Vermögensverwalter-Kolumne

Anleihen und Aktien allein reichen nicht mehr zur Risikostreuung

24.09.13 15:31 Uhr

Anleihen und Aktien allein reichen nicht mehr zur Risikostreuung | finanzen.net

Viele der traditionellen Investoren haben sich im Juni und Juli verwundert die Augen gerieben.

Nach der Rede des US-Notenbankchefs Bernanke stand die Finanzwelt kurzzeitig Kopf. Nun dürfte jedem Investor klar sein, dass Aktien kräftig schwanken können. Aber dass auch die Kurse von Anleihen, noch dazu Bundesanleihen, kurzfristig so stark unter die Räder kommen könnten, war vielen nicht bewusst. Die klassische Diversifikation, die normalerweise Ruhe in ein Portfolio bringt, hat diesmal nur bedingt funktioniert. Nun fragt sich, ob dieses Ereignis eine Ausnahme bleibt oder das parallele Abrutschen von Aktien und Anleihen künftig mehr und mehr zum Börsenalltag gehören wird.

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Hohe Korrelationen meiden

Zunächst ist die Diversifikation, das heißt die vorhandenen Vermögenswerte auf mehrere Anlageklassen zu verteilen – eine sehr sinnvolle Strategie, um Verlustrisiken zu mildern. Die Idee dabei: Fällt ein Wertpapier – oder eine Anlageklasse – steigt ein anderes und gleicht den Verlust (zumindest teilweise) wieder aus. Um einen möglichst starken Effekt zu erzielen, sollte darauf Wert gelegt werden, die Wertpapiere oder Anlageformen so zu kombinieren, dass deren Kursentwicklung kaum voneinander abhängen.

In der Theorie und der wissenschaftlichen Abhandlung ist alles klar, doch wie sieht das in der Praxis für die nächsten Monate aus?

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Vor dem Hintergrund der sich immer stärker zuspitzenden geld- und fiskalpolitischen Probleme in Europa erscheint es gerade jetzt erforderlich, eine Risikokompensation durchzuführen. Die von der Politik bewusst verfolgte reale Nullzinspolitik zwingt Anleger heute dazu, die Diversifikationseffekte im Portfolio völlig neu zu überdenken.

Metalle beimischen Wer in den kommenden Jahren nur auf Staatsanleihen setzt, um die Wertschwankungen des Aktienanteils im Depot abzufedern, wird scheitern. Denn die Risiken am Aktienmarkt wachsen, vor allen in den stagnierenden Wirtschaftsregionen, in denen der staatliche Konsum aufgrund der hohen Verschuldung massiv zurückgefahren wird.

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Es führt also kein Weg daran vorbei, Anlagen beizumischen, die weder komplett ausfallen können noch ein Ertragsrisiko beinhalten. Trotz jüngster Preisverwerfungen bleiben hier Industriemetalle wie Gold und Silber als sinnvolle Beimischung erste Wahl.

Die Zukunft wird zeigen, dass nur bei einer Verteilung des Vermögens auf die verschiedensten Anlageklassen mit heterogenen Risikoeigenschaften und eine geografische Aufteilung auf die verschiedenen Wirtschaftsregionen den Kapitalschutz einigermaßen gewährleisten können. Nur so können sich Anleger einigermaßen unabhängig machen von politischen Entscheidungen, die sich auf die Wirtschaftskraft der jeweiligen Länder auswirkt.

Anlagemix regelmäßig nachjustieren

Aber selbst dann müssen die einzelnen Positionen und die Zusammenstellung des Portfolios insgesamt regelmäßig überprüft werden. Da sich die Kurse in verschiedenen Ländern und Branchen unterschiedlich entwickeln, entstehen mit der Zeit zwangsläufig Ungleichgewichte, die nachreguliert werden müssen. Nur wenn die Positionen immer wieder angepasst werden, kann eine nachhaltige Diversifikation von Vermögenswerten erreicht werden. Und das wird die Herausforderung der taktischen Asset-Allokation in den kommenden Jahren sein.

von Uwe Singer, KSW Vermögensverwaltung AG, Nürnberg

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