2012 – Versuch einer Prophezeiung
Wenn man heute versucht, die wirtschaftliche Entwicklung für 2012 einzuschätzen, kommt man selbst ...
... mit knapp 30-jähriger Erfahrung relativ schnell an seine Grenzen. Prognosen sind immer mit Unsicherheiten behaftet, für 2012 gestalten sie sich jedoch richtig kompliziert.
Das Positivste am Aktienjahr 2011 war, dass es vermutlich besser war, als 2012 sein wird, orakeln derzeit einige Spötter. Diese Meinung teilen wir nicht, Fakt ist jedoch: In 2012 wird uns die EU-Staatsschuldenkrise erhalten bleiben. Die politischen Herausforderungen, die gemeinsame Währung zu verteidigen und gleichzeitig die überbordenden Schulden weltweit in den Griff zu kriegen, werden auch weiterhin die Märkte stark prägen. Der politische Einfluss auf die Märkte ist wesentlich größer als sonst üblich. In solchen Fällen kann man nur eventuelle Szenarien aufzeigen und versuchen, diesen eine Wahrscheinlichkeit zuzuordnen.
Szenario 1: Entspannung (60% Wahrscheinlichkeit)
Nach anfänglichen Turbulenzen werden in einer politischen Kraftanstrengung der Euro und die Finanzbranche vor einem Kollaps gerettet. Die Konjunktur erholt sich nach einer Null-Nummer zu Beginn des Jahres im zweiten Halbjahr. Das Wachstum in den Emerging Markets kehrt zurück. Die Zinsen am Kapitalmarkt in Deutschland steigen an – in einzelnen EU-Staaten sinken die Renditen selektiv. Die Renditeaufschläge der EU-Staaten gehen zurück. Der DAX zieht in Richtung 7.200 Punkte davon. Der Ölpreis kann zulegen, der US-Dollar schwächelt und Gold erlebt einen weiteren Ausverkauf.
Szenario 2: Nervosität (30% Wahrscheinlichkeit)
Die großen „politischen Würfe“ bleiben aus. Weltweite Sparmaßnahmen werden nur halbherzig umgesetzt. Soziale Spannungen in einzelnen EU-Staaten nehmen weiter zu. Die Volatilität kehrt an die Märkte zurück. Die Konjunktur driftet langsam in eine leichte Rezession. Eine Stabilisierung der Weltwirtschaft erfolgt durch relativ auskömmliches Wachstum in Wachstumsregionen. Aktienmärkte bewegen sich zwischen einer relativ günstigen Bewertung und den geopolitischen Herausforderungen. Deutsche Zinsen ziehen etwas an, der Euro gibt weiter nach.
Szenario 3: Chaos (10% Wahrscheinlichkeit)
Griechenland geht in die Pleite; Italien, Portugal, Irland und Spanien verlassen den Euro, der damit in heutiger Besetzung vor einer Auflösung steht. Ergo: Ein „Nordeuro“ mit einem „harten Kern“ solider Staaten entsteht. Im Vorfeld erfolgt ein kurzfristiger Ausverkauf – danach eine signifikante Aufwertung. Tiefe Rezession weltweit und Bankenpleiten, China mit großen Problemen, Aktienmärkte im Abwärtssog, deutsche Anleihen gefragt, Öl schwach und der Goldpreis auf Rekordjagd.
Fazit:
2012 wird ein anspruchsvolles, jedoch interessantes Anlagejahr. Mit einer ausreichend hohen Cash-Position, ausgewählten Substanzaktien und Unternehmensanleihen im kurzen Laufzeitbereich ist man gut aufgestellt. Weitere Schwächephasen sollte man nutzen, um Aktienbestände vorsichtig aufzubauen. Selektive Käufe in EU-Staatsanleihen zu attraktiven Zinssätzen werden wieder interessanter.
Generell sollte, solange sich die politischen Nebelschwaden nicht verzogen haben, auch 2012 der Vermögenserhalt primär im Fokus der Anleger stehen.
Anlagekolumne von Burkhard Wagner, Partners Vermögensverwaltung, München.
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