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Investitionsausgaben der Autoindustrie bieten Chancen für Zulieferer

09.02.16 09:52 Uhr

Investitionsausgaben der Autoindustrie bieten Chancen für Zulieferer | finanzen.net

Der Investitionsaufwand in der Automobilindustrie zur Erreichung der Umweltziele bis zum Ende der Dekade wird es den Herstellern erschweren, freien Cash Flow zu generieren.

Hohe Investitionsausgaben bedeuten nämlich auch einen hohen Finanzierungsbedarf. Für 2016 und 2017 könnten daher Verbesserungen der Kreditqualität von Automobilherstellern nur schwer zu erreichen sein.

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Andererseits könnten Zulieferer von den Investitionsausgaben der Hersteller profitieren, da die Nachfrage nach Autoteilen steigen wird, die die Motoreffizienz verbessern und Emissionen verringern, wie etwa Katalysatoren oder Behälter für Harnstofflösungen. Auch Anbieter von Rußfiltern für Dieselmotoren oder Batterien und andere Teile, die für Hybridantriebe benötigt werden, könnten profitieren.

Die Automobilhersteller weltweit geben bereits große Summen für Investitionen in Anlagen und für Forschung und Entwicklung aus. Wir gehen davon aus, dass die Investitionsausgaben auf einem hohen Niveau bleiben werden, da die Regulierer verstärkt ein wachsames Auge auf die Motoreffizienz und andere umwelttechnische Merkmale haben werden. Erst vor wenigen Tagen hat das EU-Parlament neuen Abgastests für Neuwagen zugestimmt.

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In den nächsten fünf Jahren werden sich die Automobilhersteller im wesentlichen auf drei Bereiche konzentrieren:

• Die Effizienz ihrer Motoren,
• Den Ausbau des Anteils an Elektro-, Hybrid- oder Fahrzeugen mit Alternativtreibstoffen in ihrer Angebotspalette, und
• Eine verbesserte Aerodynamik, ein geringeres Gewicht und einen höheren Anteil an kleineren und leichteren Modellen in ihrer Flotte.

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Ein langer Weg bis zur sauberen Luft

Abgasemissionen und Energieverbräuche stehen auch weiterhin im Zentrum der Aufmerksamkeit in der Autoindustrie. Standard & Poor’s betrachtet diese Aspekte aus der Finanzperspektive. Sie fließen allerdings auch in unsere Bewertung der Wettbewerbsposition eines Unternehmens, seines Managements und deren Berücksichtigung der Grundsätze der guten Geschäftsführung ("Governance") ein. So beziehen wir bei den Kennzahlen der einzelnen Hersteller auch die Kosten für Rückrufaktionen, technische Problemlösungen, Strafzahlungen, Kosten für gerichtliche Auseinandersetzungen, oder Schadenersatzzahlungen, und deren mögliche Auswirkungen auf die Kreditkennzahlen ein. Emissionen können aber auch kommerziell spürbar sein: schlechte Emissionsdaten können sich auf die Reputation der Marke, die Marktanteile, die Erträge auswirken und das Wettbewerbsprofil des Unternehmens in einem hart umkämpften Markt schwächen.

Von Eric Tanguy, Kreditanalyst Corporate Ratings bei Standard & Poor’s Ratings Services in Paris

Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de



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