Leoni: Besser als gedacht

Auch im laufenden Jahr wird der europäische Automarkt wohl erneut schrumpfen. Laut einer Studie des Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen werden 2013 in Westeuropa nur 11,9 Millionen Neuwagen verkauft; dies wäre der niedrigste Wert seit dem Jahr 1993.

Prognose angehoben

Der Kabel- und Bordnetze-Spezialist Leoni, der rund 75 Prozent seiner Geschäfte mit der Automobilbranche macht, präsentierte zuletzt dennoch überraschend starke Zahlen. In die Karten spielte dem Automobilzulieferer vor allem, dass die heimischen Premiumhersteller BMW, Audi und Mercedes die Flaute in Europa durch ein starkes Auslandsgeschäft – allen voran in China und in den USA – wettmachen konnten. Und zwar so sehr, dass der fränkische Zulieferer im zweiten Quartal erstmals in einem 3-Monats-Abschnitt etwas mehr als 1 Milliarde Euro umsetzen konnte. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Plus von rund 5 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet das MDAX-Unternehmen nun einen Umsatz von rund 3,8 Milliarden Euro, statt der bislang angepeilten 3,7 Milliarden Euro. Auf lange Sicht könnte Leoni vor allem vom Trend hin zu Hybridfahrzeugen profitieren. Grund: In diesen Autos müssen etwa 15 Prozent mehr Kabel verlegt werden als in traditionellen Pkws. Bis 2016 hofft Leoni daher den Umsatz auf 5 Milliarden Euro steigern zu können. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) gab im zweiten Quartal hingegen um 23 Prozent auf gut 39 Millionen Euro nach. Belastet haben vor allem Restrukturierungsmaßnahmen, ein Bußgeld der EU- Kommission sowie hohe Vorlaufkosten für neue Bordnetzaufträge. An der Börse wurden die Zahlen dennoch prächtig aufgenommen. Eine Garantie, dass der Kurs weiterhin Boden gutmachen wird, erhalten Anleger freilich nicht.

Kemal Bagci ist Derivate-Spezialist bei der RBS. In dieser Position entwickelt er strukturierte Produktlösungen, unter anderem auf Aktien- und Rohstoffmärkte. Nach seinem Studium in International Finance in Deutschland und den USA stieg er im Jahr 2005 bei der Deutschen Asset Management in London ein. Seit März 2010 ist er bei der RBS in Frankfurt tätig.

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